Am 1. Oktober fahren wir durch das Rioja. Viele Weingüter, kleine Dörfer, die Stadt Logroño, dann hügelig mit Wäldern mit einer Übernachtung auf dem Puerto de Piqueras mit Hirschengeröhre im dichten Nebel.
Nach einer gemütlichen Fahrt über Land Richtung Burgos sind wir beim noch heute von Benediktinern bewohnten Kloster Santo Domingo de Silos mit seinem grandiosen Kreuzgang und der schönen, alten Apotheke. Leider hören wir die bereits weltberühmten Mönche nicht singen, so kaufen wir eben eine CD dieser gregorianischen Klänge.
Auf der Weiterfahrt begleiten uns wieder die Geier. In der sehr schmalen Yecla-Schlucht, die über einen Steg begehbar ist, steigen wir etwas abseits höher und versuchen die imposanten Vögel von Nahe zu fotografieren. Lange sitzen wir einfach da und staunen über ihre Flugkünste. Es wäre schon ein Traum, einmal ein Geier zu sein!
Bei den Ruinen des Kloster San Pedro de Arlanza beschliessen wir zu übernachten und geniessen den Nachmittag. Wir fischen im Fluss, Felix erklimmt den steilen Hügel und Franziska kocht frische Feigenkonfi.
Nach diesen ruhigen und einsamen Tagen wagen wir uns in die Stadt. Samstagmorgens um 9 Uhr fahren wir nach Burgos und finden problemlos mitten in der Stadt einen Parkplatz. Erst später merken wir, wie viel Glück wir da hatten, ist doch heute der grosse Festumzug zu Ehren von El Cid, den wir vor allem durch den Hollywoodstreifen mit Charlton Heston und Sophia Loren kennen.
Zuerst aber bewundern wir die Kathedrale von Burgos mit ihren filigranen Turmspitzen. Sie steht als Welterbe unter dem Schutz der Unesco und lässt uns staunend aber auch kopfschüttelnd ob dieser Verschwendung umhergehen. Immer wieder diskutieren wir bei Besichtigungen von Kathedralen oder Klöstern, ob ihre Erbauer das Geld nicht besser für die Lebensbedingungen der Bevölkerung ausgegeben hätten.
Danach sehen wir uns den Umzug der El Cid Festspiele an und geniessen das bunte Treiben und eine spanische Hochzeit.
Nach einer Übernachtung versteckt in der Pampas bei Sargentes de la Lora beschliessen wir, Felix‘s entfernte Verwandtschaft in Santander zu besuchen. Gerade richtig aufs sonntägliche Mittagessen mit ihrem Sohn Francisco und seiner Familie überfallen wir die Grosscousine Paula und werden herzlichst empfangen. Mit einem Schmunzeln denken wir an Paulas Satz: „es hat jetzt leider zu wenig zu essen“. Wir werden nämlich mit einem mehrgängigen, reichhaltigen Essen verwöhnt.
Der einzige Campingplatz in der Stadt will 26 Euros von uns für nichts, da wir weder Wasser noch Strom brauchen. Deshalb übernachten wir 20km westlich zusammen mit Surfern direkt am Strand von Liencres.
Der Berg ruuft! Die Piccos de Europa, ein Gebirge mit hunderten spitzen Gipfeln die auf eine Höhe von 2650 reichen und sich direkt von der Küste erheben, wurde von den Matrosen so benannt, da es das erste war, was sie bei der Ankunft zurück in Europa vom Meer aus sehen konnten.
Eine kriminell enge Strasse führt uns auf 1000 m nach Fuente De, wo wir immer noch in kurzen Hosen den Abend draussen verbringen können und die morgige Bergtour planen. Leider ist uns auch hier der Bergsteiger Gott nicht gut gesinnt und lässt es die Nacht durch regnen. Schwarz verhangene Gipfel lassen uns am Morgen zögern, um dann doch noch aufzubrechen. Wenn wir nun halt schon mal hier sind, und mehr als nass können wir ja nicht werden. Wie immer völlig alleine überqueren wir mehrere Pässe und Franziska wird zwischendurch von den Sturmböen beinahe den Berg hinauf geblasen. Der Nebel hält uns trotz GPS davon ab, die geplante Tour zu machen, kürzen daher ab und kommen „nur“ angefeuchtet zum Hidalgo zurück. Spass hat es auch so gemacht. Geier, Gemsen, Sturm, Sonne, Regen und Nebel, danach Zigerspinatnudeln mit Pouletbrüstchen was will man mehr.
Bei strömendem Regen fahren wir über die Meseta nach Leon, suchen wieder einmal ein funktionierendes Wifi und aktualisieren in einer Hotelreception unsere Homepage. Danach fahren wir ein weiteres Mal dem Jakobsweg entlang auf den Rabanalpass. Hier hinterlegen die Pilger ihre mitgetragenen Steine, um sich von ihren Sorgen zu befreien.
Für uns ein Highlight sind die Las Medulas westlich des Rabanalpasses an der Grenze zu Galicien. Indem die Römer für den Goldabbau die Berge aushöhlten und durch Überfluten zum Einsturz brachten, schufen sie eine ganz spezielle Landschaft. Wir wandern durch Kastanienwälder zu den Stollen und können uns an den leuchtenden Farben kaum sattsehen. Ganz nebenbei sammeln wir 2 kg Marroni.
Noch einmal verlassen wir den Jakobsweg, da es uns an die Nordküste Galiciens zieht. Diese 400km allerdings hätten wir uns sparen können, da wir das Gefühl haben, wir fahren bei strömendem Regen 10mal um den Zugersee. Also: ab nach Santiago de Compostela!
Wir installieren uns für 3 Tage auf dem Campingplatz und erkundigen die Pilgermetropole zu Fuss. Es ist spannend, die neu auf dem Platz vor der riesigen Kathedrale ankommenden Pilger zu beobachten. Viele werden von ihren Emotionen regelrecht übermannt, lassen sich ermattet und ergriffen auf der Praza de Obradoiro nieder und blicken auf die imposante Fassade der Kathedrale.
Ausnahmsweise sind auch wir nicht früh im Bett, sondern geniessen den Ausgang in der lebendigen Altstadt.
Ein deutsches Paar teilt uns mit, in Portugal lässt man die Camper Camper sein. Übernachten ist überall möglich, Wasser soll es auch geben und dies alles direkt an der wilden Küste. Also: Achtung, fertig, los!
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