• 10. November. 2009 /  Europa, Madeira

    Um Kosten zu sparen, haben wir keine Kabine auf der Fähre gebucht. Felix hat Glück und findet für uns ein windgeschütztes Plätzchen, das von der Abluft der Kältemaschinen gewärmt wird. Kurzerhand organisieren wir uns zwei Liegestühle und verbringen Ende Oktober bei 25 Grad eine gemütliche Nacht auf Deck.

     

    Am 26. Oktober landen wir auf der Blumeninsel im Atlantik. Einen Reiseführer haben wir auf der Fähre gekauft und natürlich schon viel gelesen.  Wie so oft holen wir uns erste Informationen direkt beim Touristenzentrum in der Hauptstadt Funchal. Wir erfahren, dass es nur einen Campingplatz auf der 80 mal 30 km grossen Insel gibt, dafür ist es erlaubt, auf jedem Parkplatz zu übernachten. Da auf der Schifffahrt unsere Batterie ziemlich entladen wurde ( der Kühlschrank war proppenvoll und das Auto unter Deck natürlich ohne Sonne), möchten wir an eine Steckdose. So fahren wir als erstes an die Nordwestküste nach Ribeira da Janela und wundern uns über den Designer dieses Campingplatzes: Wunderschön aber nur für Zelte, da man den Platz nur über eine kleine Fussgängerholzbrücke erreichen kann. Strom und Wasser weit entfernt.

     

     Im Laufe der Zeit merken wir auch, dass wir wohl der einzige Camper auf der ganzen Insel sind. Die Gründe dafür werden uns bald klar: Auf dieser Insel geht es entweder steil hinauf ( bis zu 25% ) oder steil hinunter. Die Strassen sind von den kurzen Autobahnstücken abgesehen sehr schmal, mit Geisterbahn ähnlichen Tunnels, Wasserfällen direkt auf die Strasse, oft in schlechtem Zustand, auf der einen Seite eine senkrechte Felswand und auf der anderen Seite kann es ohne Leitblanke mehrere Hundert Meter direkt ins Meer hinunter gehen.

     

    Uns gefällt`s, obwohl wir meistens nur im 2. Gang unterwegs sind. Wir stellen die Insel auf den Kopf.

     

    Aus dem Grün ragen die felsigen, von Zedern und Heidegebüsch bewachsenen Bergzinnen des Zentralgebirges. Nur auf der östlichen Halbinsel gibt freiliegendes Vulkangestein den Farbton an.

     

    Üppig und vielfältig sind die passenden Attribute für Madeiras Landschaften und wir packen unsere Rucksäcke.

    Auf dem Fanal, tausend Meter hoch und nur wenige Hundert Meter vom Meer weg, finden wir uralte, knorrige und gigantische Lorbeerbäume, die mit Flechten, Moos und Farnen bewachsen sind.

     

    Auch wandern wir mehrere Stunden im nebligen und regnerischen Rabacal den Levadas entlang. Dies sind die madeirischen Wasserkanäle, die wie im Wallis vor Urzeiten aus dem Fels gehauen wurden, um das Wasser mit wenigen Promillen Gefälle von einem Tal ins andere zu leiten. Rabacal ist von der Unesco als Weltnaturerbe erfasst. Überall Moos, Farne, Lorbeer und Baumheideurwald, überall rauscht Wasser in dieser unberührten Natur. Forellen tummeln sich in den Kanälen und viele Wasserfälle gibt es zu bestaunen.

     

    An einem Abend fahren wir zum Achada do Teixeira, dem Ausgangspunkt auf 1592m für die drei höchsten Gipfel Madeiras. Wir beenden gerade unser gemütliches Abendessen (Hähnchen grilliert mit Teigwaren), als ein Polizeijeep die Passstrasse hochkommt und neben uns parkiert. Längere Zeit steht er da, bevor ein Polizist scheu zu uns kommt und uns auffordert, jetzt doch bitte unseren wunderschönen Übernachtungsplatz zu räumen. Verständnislos gucken wir uns an. Diese Strasse wird tatsächlich 800m tiefer um 19.00 Uhr geschlossen. Da die hiesige Polizei keine Erfahrung mit Campern hat, brauchen wir keine lange Überredungskunst, ihn davon zu überzeugen, dass wir bei Sonnenaufgang die Wanderung zu den drei Gipfeln beginnen wollen. So geniessen wir weit hinter der geschlossenen Schranke eine absolut störungsfreie Nacht und frühmorgens um 7 bereits unterwegs einen einsamen Sonnenaufgang.

     

    Wir wollen weit und hoch. Über den Pico Ruivo,  den Pico das Torres zum Pico do Arieiro und durch die für die normalen Wanderer in den Fels gehauenen, dunkeln Tunnels auf der anderen Seite wieder zurück. Die zerklüfteten Felshänge sind spektakulär und die Aussicht auf die Küsten grandios. Was man von der Nordseite nicht sehen kann……! Auf den letzten Gipfel, dem Arieiro, führt eine Strasse und wir treffen auf hunderte Turnschuh-Touris und Panflötenmusik aus Peru. Schnell was trinken und wieder zurück in die Einsamkeit.

     

    Unsere letzte Wanderung führt uns an den Ostzipfel der Insel. Nichts erinnert hier an die subtropischen Wälder der Nordküste, die tropischen Anpflanzungen des Südwesten, die von Wasserrauschen erfüllten Schluchten oder an liebliche Täler. Madeiras Ostzipfel wirkt rau, felsig und karg. Häufig haben wir Ausblicke auf beide Küsten.

     

    Auf der Nordseite braust die Brandung gegen die Felsen, die Südseite bleibt vergleichsweise ruhig. Dort gönnen wir uns im glasklaren, warmen Meer ein Nacktbad, was von der portugiesischen Armee erstaunlicherweise sofort bemerkt wurde. Plötzlich stehen drei Jungs im Kampfanzug am Ufer und haben wichtige Dinge zu tun. Zum Glück rettet Felix die Situation und wirft Franziska den Bikini ins Wasser.

     

    Zwischen den Wanderungen erkunden wir mit dem Auto die Insel. Überall blühen Strelitzien, Hortensien, Fuchsien und Frangipani. Auf kleinsten Feldern wachsen dicht die Bananen, Reben, Passionsfrüchte und Zuckerrohr.

     

    Wir besichtigen eine Zuckerrohrmühle, baden in künstlichen Meerwasserbecken, versuchen Madeirawein, essen Degenfisch, die schwarze Spezialität der Insel aus 1500m Tiefe, kaufen schon die 3. Matratze und schlafen dort, wo es uns gefällt, oder eigentlich dort, wo es möglich ist.  Das Städtchen Porto Moniz an der Nordwestküste gefällt uns besonders gut. Die Meerwasserbecken sind eine fantastische Notlösung, da Madeira nur über einen einzigen natürlichen 50m breiten Sandstrand verfügt und die nördlichen Küsten alle sehr wild und steil sind.

     

    Gerne würden wir wieder einmal mehrere Tage an einem Ort bleiben, um Zeit zu haben, Keyboard zu spielen, zu lesen, die Wäsche zu waschen, einfach eine Pause einzulegen vor neuen Eindrücken. Auch sollten wir wieder einmal unsere Batterien richtig aufladen, da wir immer nur kurze Strecken unterwegs sind und auch die Sonne an der Nordküste nur dürftig scheint, sind unsere Stromreserven dürftig.

    Leider geht von alldem nichts, wir finden keinen Platz, um uns gemütlich auszubreiten und beschliessen deshalb,….zurück aufs Festland. Beim Surfen sehen wir, auch in Südspanien herrschen noch Temperaturen von 25° J

    Fazit:

    Eine herrliche Insel! Sehr Wetterlaunisch mit vielen Klimazonen. So kann es im Norden aus Kübeln regnen, in den Bergen ist dichter Nebel und Luftlinie nur 3 km südlich ist schönstes Badewetter.

    Die Madeirer sind nett, zuvorkommend und zurückhaltend und dann sind da noch die Testosteron getränkten, jungen Männer die völlig durchgeknallt die ganze Nacht jede mögliche Strasse in irrem Tempo mit ihren Kisten sinnlos rauf und runter fahren. Vom Parkplatz 100 m zum Kreisel und zurück. 10 x hintereinander ohne Problem.

    Und…. Die Frauen walken, oft in Flipflops, zu zweit oder dritt gemütlich plaudernd, nicht den Stränden entlang sondern im Quadrat. Ob wohl einmal jemand im TV gesagt hat: „gehen sie jeden Tag tausend Schritte egal ob hin und her oder im Quadrat.“

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    Posted by franziska @ 19:27

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