Puerto Natales und Umgebung, 4.11. – 14.11.2010
Puerto Natales: Warum wir etwas anderes erwartet haben, wissen wir nicht, aber es ist jetzt so, wie es ist. Erwartet haben wir ein schmuckes, kleines Bergdorf, eingebettet in liebliche Hügel direkt am Meer. Gefunden haben wir eher so eine Mischung aus Goldgräberstadt und Fischerdorf mit zum Teil ziemlich heruntergekommenen Holzhäusern.
Hier herrscht eine Durchschnittstemperatur von 5° und wir wundern uns, warum niemand eine Isolation, Doppelverglasung oder eine richtige Heizung hat. Die Menschen, die hier leben, gehen offensichtlich besser mit der Kälte um als wir Zwei Schweizer. Am Tag wenn es mal windstill und sonnig ist, und das ist höchstens so 10 Tage im Jahr der Fall, kann durchaus schon T‘Shirt Wetter sein. In der Nacht und am Morgen herrschen dafür meistens Temperaturen um den Gefrierpunkt. Brrrrr. Die Backpackers, die wir später im Park kennen lernen, fluchen auf jeden Fall gewaltig über vereiste Zeltinnenwände.
Nach einem schnellen Kaffe bei Sandra, wir haben sie am Morgen um 09.00 Uhr richtig gehend überfallen, machen wir uns auf die Suche nach einem Campingplatz. Aus einem anderen Reiseblog haben wir die Koordinaten eines 3* Campings. Das GPS findet diese Stelle in kurzer Zeit am Rande der Stadt im Nichts. Hier ist kein Camping und es war auch noch nie einer hier. Also kein Verlass auf solche Infos. Endlich finden wir mitten in der Stadt im Hinterhof einer Familie einen Platz. Wo normalerweise nur Zelte von Backpackers stehen, dürfen wir uns für nicht wenig Geld niederlassen. Dafür können wir wieder einmal sehr heiss duschen und im gleichen Aufwasch noch viel schmutzige Wäsche erledigen. Am Abend treffen wir Max und Sandra in der Pizzeria und werden köstlich und mit viel Zeit verwöhnt. Wir haben einen tollen Abend und bekommen ebenso viele gute Tipps.
Obwohl der Nationalpark Torres del Paine 30.- Fr pro Person kostet, sollen wir ihn unbedingt besuchen, rät uns der Gouverneur Max. Eigentlich wollten wir diesen Park meiden, stellen wir uns doch immer vor, wir würden in der CH so viel Geld verlangen, „nur“ um den Säntis zu betrachten. Nun denn, wir decken uns für 1 Woche mit Lebensmitteln ein und fahren los. Gott sei Dank haben wir so entschieden. Der Park ist einfach eine Wucht! Ein kleines Gebirge, mit bizarren Felsnadeln, das mit den Anden nichts zu tun hat, umgeben von tiefblauen Seen und gleissenden Gletschern, die darin münden. Dazwischen sanfte Hügel mit blühendem Gestrüpp und allerlei Getier.
Von den Gletscherseen, übrigens alle mit feinstem Trinkwasser, die bloss ca. 200 m über Meer liegen, ragt der Berg Cumbre Prinzipal fast senkrecht bis auf 3050 m. Das gesamte Massiv kann man in 5-6 Tagesetappen umwandern und wir haben das auch so geplant, aber Franziska hat seit ein paar Wochen Probleme mit ihrem linken Knie. So wäre es töricht, ja sogar gefährlich, es doch zu versuchen. Eine Rega gibt es hier unten nicht.
Am 2. Tag stossen noch die andere Sandra und Andreas mit ihrem Mazda zu uns. Wir haben sie bei den Walen in Argentinien kennen gelernt und sie sind in der Zwischenzeit schon in Ushuaia gewesen. In 4 Wochen geht ihre 3 monatige Reise bereits zu Ende, trotzdem verbringen wir noch 3 herrliche Tage zusammen. Felix und Andreas unternehmen am 2. Tag eine grosse Bergtour zu den 3 Torres, die für Klettercracks das Nonplusultra sind. Für uns sind die Anforderungen mit einem 6+ – 10 doch um einiges zu hoch und so beschränken wir uns mit dem Blick von unten auf die Felsnadeln.
Überall im Nationalpark dürfen wir gratis stehen und das an Bilderbuchplätzen. Einen können wir jedoch nicht anfahren, da die Brücke dahin 2 mm zu schmal ist. Dafür haben wir Wetterglück. Ausser dem zeitweise mehr als heftigen Wind, geniessen wir jeden Tag die Sonne.
Am 2-letzten Tag stehen wir mit den Berner Seeländern zuhinterst im Park, der so gross ist wie der Kt. Zürich, völlig alleine am Lago Azul. Sie verabschieden sich am nächsten Morgen Richtung Norden und wir unternehmen noch eine schöne Bergtour Richtung Argentinien. Mist, wir sind zu Fuss nur noch ca. 3 Stunden vom Gletscher Perito Moreno entfernt, aber dürfen nicht so zu Fuss über die Grenze nach Argentinien und wollen das natürlich auch nicht ohne Hidalgo. So müssen wir auf der Strasse einen Umweg von ca. 350 km fahren. Wir haben Zeit. Zuvor gehen wir aber wieder zurück nach Puerto Natales
Bei einem Freund von Max, einem richtigen Gaucho, dürfen wir hinter der Pferdekoppel beim Gauchoclubhaus ein paar Tage stehen. So können wir für die nächsten Etappen alles wieder in Schuss bringen. Im Clubhaus kann Franziska sogar im alten Holzofen wieder einmal Brot backen und Felix macht einen 90° Sud mit der Wäsche. Da wir immer noch nicht sicher sind, ob wir im Süden wieder unser Gas finden, gehen wir damit sehr haushälterisch um.
Am Sonntag 13. Nov. werden wir noch von der Firstlady Sandra zum Frühstück eingeladen. Sie hat Freunde aus der CH zu Besuch und wir freuen uns auf gute Gespräche. Mit einem frischen Butterzopf bewaffnet, treffen wir um 10.00 Uhr bei ihnen ein. Zuvor haben wir den Wassertank bei einer Tankstelle gefüllt, da es nach dem Zmorge weiter geht zum Perito Moreno Gletscher. Den wollen wir sehen, bevor im Dezember die Ferienzeit beginnt und es uns zu viele Menschen hat. Erst danach folgen wir wieder dem Stern des Südens nach Ushuaia.
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