Von El Calafate nach Feuerland 22.11 – 28.11.2010
Die Strecke von El Calafate zurück nach Puerto Natale schaffen wir wieder locker in einem Tag. Leider treffen wir das Gouverneurpaar nicht in der Pizzeria. Sie sind mit anderen Schweizern auf einer Kajaktour im Park. Lieber sie als wir, da das Wetter extrem grantig ist. Viel Wind und Schnee bis runter ans Meer. Wääk!
Wir rollen weiter südlich nach Punta Arenas und… HURRAAA!!! Die Freude ist gross, hier finden wir unser Gas. Der Tankwart kann sich nur wundern über uns, hat er doch keine Ahnung, warum wir einen Freudentanz um unseren Hidalgo machen. Vollgepumpt erreichen wir Stunden später den südlichsten Punkt Kontinentalamerikas an der Magellanstrasse.
Bei Fuerte Bulnes finden wir nach einer kurzen aber kriminellen Offroadstrecke ein windgeschütztes Traumplätzli und Franziska kocht, wie wenn sie noch nie so viel Gas gehabt hätte. Rahmschnitzel, Müscheli, Gemüse und Salat. Herrlich.
Doch der patagonische Windgott Viento Brutalo meint: nicht zu viel Herrlichkeit mit den Schweizern, und zeigt uns, was er alles so drauf hat. Bis anhin haben wir gedacht, hier windet es doch sehr viel und sehr stark. Das war aber zu heute bloss Kinderkram. Zwei Beispiele: 1. Wir fahren mit 40 km/h auf gerader Strasse mit Seitenwind und dabei hebt es Hidalgo seitlich aus den Federn. Felix hat grosse Angst zu kippen. 2. Rückenwind: gerade Strasse, Handbremse lösen, Gang raus und Hidalgo fährt ohne Motor in kurzer Zeit mit 25 km/h durch die Pampa. 4 Tonnen werden da zu einem Spielzeug.
Sogar die winderprobte Fähre nach Feuerland muss ihren Betrieb einstellen, da sie sonst aufs offene Meer gespült würde. So schlafen wir im Windschatten einer Baracke und warten ab.
Tierra del Fuego. Eines unserer grossen Ziele haben wir erreicht. Auf einer schrecklichen Schotterpiste (wie Kopfsteinpflaster bei dem jeder 2. Stein fehlt), der Hauptstrasse durch den chilenischen Teil des Feuerlands biegen wir nach längerer Diskussion links ab Richtung Nordosten an den äussersten Punkt der Magellanstrasse, eine 60 km lange Sackgasse im Nichts. Immer wieder müssen wir abwägen, welche Widrigkeiten wir uns und vor allem Hidalgo zumuten wollen. Jedoch genau hier finden wir oft genau das, was eine solche Reise speziell macht: ein grossartiges Erlebnis. Am Punta Catalina kehren wir aber endtäuscht um, da es hier ausser einer Ölförderanlage nichts gibt.
Um auf dieser Piste zurück zu fahren und einen schönen (windstillen) Nachtplatz zu suchen, ist es bereits zu spät. So fragen wir beim einzigen Haus im Umkreis von 50 km, der Estancia Shangri La und werden herzlich eingeladen.
Das nächste grosse Erlebnis beginnt. Zuerst erfahren wir, dass der Wind mit über 180 km/h geblasen hat und bläst. Von Sabina und Alejandro, den Besitzern von 100 Rindern, 7000 Schafen, 8 Pferden, 14 Hunden, 100 Gänsen, einem grossen Haus in Santiago und einer Advokadoplantage im Norden Chiles werden wir empfangen, wie wenn wir schon seit je zu ihrer Familie gehören würden.
3 Tage sind wir mitten in ihrem Alltag. Einen davon fahren wir durch das 10`000 Hektaren grosse Farmgebiet, suchen und buddeln nach Wasser, reparieren Zäune, schleppen und flicken schrottreife Autos, jagen das Abendessen für morgen und geben dazwischen Aufträge an seine Mannschaft. 90% rumpeln wir offroad mit Alex Mazda durch das hüglige Grasland und bleiben auch einmal im Sumpf stecken. Wir erfahren dabei alles über das Führen einer Schaffarm in diesen Breitengraden. Auch sonst lernen wir sehr viel über Chile und seine Geschichte, war Alex doch 30 Jahre lang bei der chilenischen Air Force und rechte Hand einer der 4 Juntageneräle vor und während Pinochets Regime.
Bei den gemeinsamen, in verschiedenen Zusammensetzungen zubereiteten Mahlzeiten mit anschliessendem Rezeptaustausch (Felix kocht ein wunderbares Ragout aus dem frisch erlegten ……..…, Franziska einen Kartoffelstock, Sabina Lammkoteletts und schwarze Ente), diskutieren wir ausgiebig bis spät in die Nacht in einem irrwitzigen Spanisch-Englisch-Gemisch.
Am Sonntag 28. November (ist das nicht der 1. Advent?) überqueren wir schon wieder die Grenze nach Argentinien. Und wieder bekommen wir vier neue Stempel in den Pass und schon wieder darf kein Gemüse, Fleisch und Früchte eingeführt werden. Hier leben alle auf der gleichen kleinen Insel. Machen die das nur um sich gegenseitig zu pisacken? Wir finden: Die spinnen, die Argentchilenen.
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