• 2. Juni. 2011 /  Bolivien, Südamerika

    Sucre, La Paz und dann Dschungel, 28.4. – 13.5.2011

    Wir verlassen die Wüste Richtung Nordosten und kommen, da zwischenzeitlich die Strasse zu 70% asphaltiert wurde, schon bald in der Minenstadt Potosí an. Uns erscheint es nicht besonders erstrebenswert, die einst reichste Stadt des Kontinents und heute noch höchste Stadt der Welt zu besichtigen. Sie liegt auf 4070m am Fuss des Cerro Rico. Diesem „reichen Hügel“ verdankt sie ihre Gründung im Jahre 1545, denn damals entdeckten die Spanier seine ergiebigen Silberadern, die heute aber praktisch ausgebeutet sind. Wir tanken bloss und fahren weiter nach Sucre, das der Verfassung nach die Hauptstadt und gleichzeitig schönste Stadt Boliviens ist.

       

    Uns gefällt sie auf Anhieb und wir finden im Hotel Austria auch einen gemütlichen und ruhigen Innenhof um zu campen. Mehrmals durchqueren wir zu Fuss diese echt reizende Stadt mit ihren zahlreichen, restaurierten Kolonialbauten, farbigen Märkten und weiss gestrichenen Kirchen. Auch buchen wir hier eine Touritour ins 63 km entfernte Dorf Tarabuco, wo jeweils sonntags die Tarabuqueños Markt halten. Ihre Tracht gehört zu den eigentümlichsten des Landes. Zum roten Poncho werden Lederhelme und Holzschuhe getragen.

       

    Ein Fotosujet jagt das Andere. Möchten wir jedoch ein „offizielles Foto“ schiessen, müssten wir tief in die Tasche greifen. Die Einheimischen wissen hier genau, wie mit Touristen umzugehen ist.

       

    Am 2. Mai verlassen wir diese schöne Berglandschaft und erreichen 2 Tage später auf guter Strasse die grösste und verrückteste Stadt Boliviens, La Paz.

    Unterwegs, in einem kleinen Dorf mit 15 Hütten, werden wir herzlich eingeladen einem Fest zu Ehren des Dorfheiligen San Sebastian mit viel Bier und Cocablättern beizuwohnen. Da die meisten Dorfbewohner selber zu Akteuren geworden sind, gibt es ausser uns kaum Zuschauer. Uns fällt hier zum wiederholten Mal auf, dassBolivianer anders sind als die Argentinier oder Chilenen. Sie sind spontan, offen, gastfreundlich, liebenswert und interessiert.

       

    Wir wären gerne die schlechte Piste über Santa Cruz und Cochabamba gefahren, jedoch haben wir uns das mit den 3 abgebrochenen Kühlerflügeln nicht getraut. Aus diesem Grund steuern wir auch zuerst in La Paz die unter Overländern bestens bekannte Garage von Ernesto Hug an. Er soll Hidalgo wieder auf Vordermann bringen.

    Kurz vor der Stadt verpassen wir die richtige Ausfahrt und geraten so direkt nach El Alto, der riesigen Agglomeration von La Paz. Wir haben zwar die GPS-Koordinaten aber keine Karte oder Wegführung auf dem Navi zur Garage. So kämpfen wir uns der Luftlinie nach quer durch Gassen und Gässchen, Märkte und steilste Strassen und fahren ohne uns zu verirren direkt bei Ernesto vor.

    Die Stadt selbst ist in einem Talkessel eingepfercht zwischen riesigen Gebirgen und vom untersten bis zum obersten Viertel liegen ganze 1400 Höhenmeter. Unglaublich!

       

    Für die Reparaturen werden wir uns noch 6 Tage lang vertröstet, da die Garage Hug völlig ausgebucht ist. So beziehen wir 500 Höhenmeter weiter unten im Stadtteil Mallasa im Hotel Oberland Quartier. Wir werden von Walter Schmid, einem Schweizer und seit 14 Jahren Besitzer des Oberlands herzlich begrüsst und treffen hier jede Menge Gleichgesinnte. Vor dem Hotel gibt es Platz für ca. 15 Wohnmobile, die praktisch das ganze Jahre durch belegt sind. Das Oberland ist DER Treffpunkt für Fernreisende in Bolivien und bald wissen wir auch warum. Ein sicher Platz in Zentrumsnähe mit Käsefondue, Zürigeschnetzeltem, Chateaubriand, Nüsslisalat, einfach allem, womit man sich gerne wieder einmal verwöhnen lässt. Und dann die Preise!!!! 6 Nächte mit Pool, Strom, WIFI, 2 x Chateaubriand, 4 x Fondue, 4 weitere Essen, 7 kg Wäsche waschen lassen insgesamt für CHF 192.-. Bolivien ist das günstigste Land Südamerikas. Ein feines 3-Gangmenu in der Stadt bekommt man für 2 Franken und 30 Min. Taxi fahren kosten gerade mal 5.-. Toll! Wir spazieren durchs Valle de la Luna, durchstreifen den Hexenmarkt mit seinen Kräutern, Glücksbringern und getrockneten Lamaembryos, trinken frische Fruchtsäfte, kaufen eine Pachamama, bewundern geometrische Blumenrabatte, tauchen in Menschenmengen ein und kaufen im Supermarkt Haribo Gummibärchen.

      

    Hier treffen wir auch wieder mit Olivia und Laurent zusammen, mit ihnen wollten wir eigentlich die Lagunenstrasse fahren. Leider hatten sie in Uyuni an ihrem VW-Bus einen kapitalen Getriebeschaden, mussten den Wagen über 500 km nach La Paz schleppen lassen und hoffen nun hier die defekten Teile tauschen zu können.

      

    Wir wollen auf die beiden warten, aber nicht hier in dieser Megacity mit allem, was wir eigentlich nicht so gerne haben wie Lärm und Abgase vom schlimmsten.

    Nach 9 Tagen (2 Nächte davon in der Garage), Hidalgo ist wieder 100% fit und hat sogar für wenige Bolivianos neue Reifen bekommen, zieht es uns in den Dschungel.

    Direkt über La Paz auf dem 4600 m hohen Pass Abra La Cumbre bricht der Altiplano plötzlich steil ab. Von hier geht es nur noch runter. Runter in den grössten Dschungel der Welt, in die Yungas, ein Teil Amazoniens.

    Wir wollen die gefährlichste Strasse der Welt dafür nehmen, aber bei Nebel und strömendem Regen verschieben wir das auf die zwingende Rückfahrt. Jedoch nur 60 km weiter mündet die neue Strasse wieder in den Camino de la Muerte und ab hier wird es wirklich gefährlich. Nicht weil rechts Felswände in den Himmel ragen und links bodenlose Abgründe klaffen, nicht weil die Piste kaum breiter ist als eine Fahrzeugspur und Linksverkehr herrscht, …

       

    Auch die unbefestigte, meist nasse Abbruchkante beeindruckt uns nach dem was wir schon erlebten nicht wirklich. Gefährlich ist hier der grosse Gegenverkehr, der von unten kommend absoluten Vortritt geniesst. Die Truck- und Taxifahrer machen davon rücksichtslos Gebrauch und speeden uns mit irrem Tempo entgegen. Wir haben oft beobachtet, dass Busfahrer sich vor der Abfahrt 3 -5 x bekreuzigen, einen frischen Ballen Cocablätter in den Mund schaufeln und los geht die wilde Fahrt. So bestärkt wird ja wohl nichts passieren können. Hunderte sind so auf dieser Strecke schon in den Tod gerast. Mit unserer neuen, lauten Hupe und Geduld haben wir auch das geschafft und sind 2 Tage später, bei 24 Std. reiner Fahrzeit für 400 km in Rurrenabaque in den Tropen angekommen.

      

    Dieses Dorf liegt direkt am Fusse des letzten Hügelzugs der Anden und am Ufer des Rio Beni. Danach folgt die unendliche Ebene des Einzugsgebiets des Amazonas. Vor 20 Jahren hat sich hier ein Schweizer Ingenieur ein grosser Stück Dschungel gekauft und mit der Zeit eine hübsche kleine Hotelanlage mit Pool gebaut. Er selbst wohnt oberhalb in seinem selbstgebauten Haus namens „Ufo über den Wolken“. Hier wollen wir uns häuslich niederlassen und die nächsten Wochen bleiben.

       

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    Posted by felix @ 18:04

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