Im Pantanal 9.9. – 24.9.2011
Ein weiteres von unseren grossen Zielen in Südamerika haben wir erreicht. Das Pantanal, das grösste Überschwemmungsgebiet der Erde ist ein an Vielfalt kaum zu übertreffendes Landschaftsmosaik aus Flüssen, Grassavannen, Seen, Sümpfen und tropischen Wäldern. In der Regenzeit wird das Pantanal weiträumig überflutet und nur die etwas höher liegenden Landflächen, die Cordilheiras, ragen dann wie Inseln aus dem Wasser. Wegen seiner aussergewöhnlich hohen Tier- und Pflanzenwelt wurde es 2000 von der UNESCO zum Weltnaturerbe und Biosphärenreservat erklärt.
Trotzdem, für uns unerklärlich, gehört das 230‘000 km2 grosse Gebiet beinahe ausschliesslich privaten Grossgrundbesitzern. Und genau hier liegt für uns das Problem. Um Tiere und unberührte Natur zu sehen, muss man weg von den Pisten und Strassen, rein in die Wildnis, und das geht meistens nur, wenn man auf einer dieser Farmen (Fazendas) eine Tour bucht.
Doch zuerst haben wir am Hidalgo einen weiteren kleinen Schaden. Der Luftkompressor, um die Reifen dem Strassenbelag anzupassen, gibt seinen Geist auf. Beim Autoelektriker, der den Elektromotor auseinander nimmt, finden wir den Übeltäter. Die Kupferspule löst einen Draht nach dem anderen ab und verklemmt sich. Auch ein Versuch, die abgerissen Drähte neu zu wickeln scheitert und so landet das Teil, es ist schon unser 2. auf dem Müll.
In Miranda versuchen wir in der 250 km entfernten Stadt Corumbá ein Pontonschiff zu buchen, das uns mit Hidalgo den Rio Paraguaí in den nördlichen Pantanal hinauf schippern soll. Das wäre Abenteuer pur und wir würden viele Strassenkilometer sparen. Man verheisst uns, es würde klappen, das Schiff mit uns in 6 Tagen auslaufen.
So haben wir jetzt 1 Woche Zeit, den südlichen Teil zu erforschen. Die Estrada Parque do Pantanal, eine Sandpiste mit über 87 zum Teil abenteuerlichen Holzbrücken, läuft quer durch die südlichen Sümpfe. Eine dieser Brücken genau in der Mitte der 120 km langen Strecke ist leider von der letzten Flut so stark beschädigt, dass man nur von beiden Seiten in die Estrada Parque hinein fahren, sie aber von Ost nach West nicht durchqueren kann. Wir nehmen die östliche Stichstrasse bis es nicht mehr weiter geht und finden beim Ecological Expeditions Camp einen Schlafplatz. Von da unternehmen wir verschiedene Touren.
Hier wimmelt es von Kaimanen. Wir sehen allerlei Vögel in grosser Zahl. Auch Brüllaffen, Capivaras und vor allem zum ersten Mal die Hyazintharas, die grössten Papageien überhaupt und nur hier vorkommend. Auf einer Lodge fressen Sie uns sogar aus der Hand. Sehr schwierig erweist sich hier das Piranhas fischen, denn 2 mal haben wir ein Kroko an der Angel. Ein grosser Kaiman ist von der Schwimmerkugel so fasziniert, dass er sie dauernd verfolgt und fressen will.
Wir sitzen an einem Wasserloch und hören dem Schauerlärm der Brüllaffen zu, sehen ein halbes Dutzend Eisvögel nach Fischen tauchen und ab und zu streift ein Papagei über uns hinweg. Der Duft des Dschungels überwältigt uns. Die Mischung aus verschiedensten süssen Blüten, Tieren, stehendem Wasser und Moder hängt schwer in der heissen Luft und berauscht uns regelrecht.
Auf der westlichen Stichstrasse fahren wir nur die 50 km bis Porto Da Manga am Rio Paraguaí, denn schon am nächsten Tag müssen wir in Corumbá am Hafen sein. Hier verabschieden sich Ruth und Walter von uns. Die beiden wollen zuerst noch einen grossen Abstecher nach Bolivien machen. Vielleicht sehen wir sie irgendwann, irgendwo wieder.
Am Hafen in Corumbá die grosse Endtäuschung. Unser Boot, warum auch immer, fährt nicht nach Porto Joffre hinauf. So suchen und fragen wir weiter nach einer Möglichkeit. Einer würde auf der Stelle mit uns auslaufen, wenn wir den Preis von US$ 1200.- bezahlen, anstatt den vom ersten Kapitän verlangten 400.-. Dann halt nicht, wir fahren mit dem Auto hoch.
Da wir ja jetzt keine Termine mehr haben, fahren wir zurück in die östliche Stichstrasse und finden auf der Fazenda Xaraes einen herrlichen Platz, um ein wenig zu bleiben. Und hier haben wir wieder einmal das grosse Los gezogen. Mitten auf einer grossen Buschlichtung, umrandet vom Rio Abobral, im Schatten eines grossen Baumes, direkt neben dem Swimmingpool und Grillplatz dürfen wir uns für einen „symbolischen“ Preis einrichten. Perfektes WIFI und jede Menge zu sehen und zu tun.
Wir machen einsame Buschwanderungen oder ziehen lautlos im Kanu inmitten dutzender Kaimanen auf einem See dem Sonnenuntergang entgegen. Es ist einfach nur schön. Eines Abends, Freude herrscht, stossen Olivia und Lolo zu uns, mit ihnen haben wir ja schon in Bolivien GZ, SZ gehabt. Dies ist nun aber auch schon 3 Monate her und es gibt wieder viel zu quatschen. Da sie im November in Buenos Aires aufs Schiff zurück in die CH müssen, halten sie sich ab jetzt nur noch südlich. Wir hingegen nehmen die seitliche, sehr schlechte und sehr lange Piste um die Sümpfe in den Nordpantanal. Wir wollen endlich einen Ameisenbären sehen. Glück auf! Da diese grossen Ameisenbären schlecht sehen und hören und der Wind für uns aus der perfekten Richtung kommt, gibt es eine geniale Fotosession. Bis auf 2 m kommen wir ran und das über 30 Minuten.
Im PN Chapada dos Guimarães auf dem Hochplateau das über dem Pantanal thront, und deshalb, Gott sei Dank einiges tiefere Temperaturen hat, unternehmen wir wie gehabt nur diese Touren, die wir ohne Führer dürfen. Wunderschön und spektakulär die Aussicht von der Abbruchkante dieser uralten tektonischen Erhebung. Wasserfälle und klare Flüsse, in denen wir uns abkühlen, Aussichtspunkte, der geografische Mittelpunkt Südamerikas und ein nettes Dorf. Hier haben wir unseren neuen Hitzerekord in der Kabine. 42° stöhn!!!
Das Pantanal am Ende der Trockenzeit ist absolut sehenswert. Um tiefer in die Sümpfe eindringen zu können, müsste man aber ein um einiges leichteres Fahrzeug haben. Spannend wäre, das Ganze in der Regenzeit mit einem kleinen Boot zu bereisen oder längere Zeit mit einem indigenen Führer auf die Pirsch zu gehen. So hat uns Hidalgo seine Grenzen gezeigt, die aber schon ziemlich hoch gesteckt waren.