• 1. Mai. 2012 /  Peru, Südamerika

    Nasca – Cordillera Blanca – die Nordküste, 5.4. – 28.4.2012

    Über mehrere 4000er Pässe und durch ein wildes Tal, das der Maggia gleicht, nur 15 mal so lang und schroffer ist, erreichen wir die Abrisskante der Anden zur peruanischen Wüste. Diese erstreckt sich an der ganzen Küste entlang und bis 150 km landeinwärts. Aus dem dichten Bergnebel kommen  unter uns, noch viele Serpentinen tiefer gelegen, die ersten grossen Sanddünen zum Vorschein. Unser nächster Halt soll die weltbekannte Oasenstadt Nasca sein. Hier hat sich schon der Schriftsteller und Tausendsassa Erich von Däniken längere Zeit aufgehalten. Er wollte beweisen, dass die Nascalinien, riesige Scharrbilder, so gross, dass man sie nur vom Flugzeug aus richtig sehen kann, für Ausserirdische gemacht wurden. So gibt es geometrische Figuren, Tiere, eine Landebahn und andere unerklärliche Figuren. Wir haben eher das Gefühl, ET und andere Aliens haben bestimmt Gescheiteres im Sinn gehabt, als uns mitten in dieser trockenen Gegend Hallo zu sagen.

    Die Deutsche Frau Dr. Maria Reiche hat hier einen Teil ihres Lebens verbracht, um diese Linien zu erforschen. Viel gebracht hat auch das nicht. Ein astronomischer Kalender? Eine Wasserkontur? Religiöse Zeichen? Oder haben hier ein paar Inkakinder aus Langeweile den Boden umgegraben? Man weiss es bis heute nicht. Sie hat aber erreicht, dass die Linien zum Weltkulturerbe zählen und geschützt werden.

    Wir nehmen keinen klapprigen Flieger und schauen uns die Linien nur von einem Hügel aus an. Schade nur, dass die PanAm mitten durch dieses Gelände geht. Dafür besuchen wir einen vorkolumbianischen Friedhof. Hier wurden die Toten sitzend und eingebunden in 2 Meter tiefe Gräber gesetzt. Die Trockenheit hat die Leichen mumifiziert und die Archäologen finden dauernd neue. Tief brauchen sie hier nicht zu graben, da der Wind ihnen kräftig hilft. Überall  liegen menschliche Knochen in der Gegend herum. Wäre es nicht ein Freiluftmuseum, das gut hergerichtet wurde und Eintritt kostet, könnte man sich schon gruseln oder einen Schädel mitnehmen als Kühlerfigur.

    Wir wollen in der Oase Huacachina übernachten, vergessen aber mal wieder, dass es Wochenende ist, nein sogar das Osterwochenende. So tummeln sich hier nun die Peruaner in voller Stärke. Der Oasensee ist gerammelt voll, dem Geruch nach nicht nur mit Menschen. Es gibt Dünenbuggys ohne Auspuff, die die Touristen Dünen hoch und runter fahren, Tretboote mit Disneyfiguren hinten drauf und vor allem ist diese Oase bekannt für die höchste Sanddüne der Welt (wiedermal!). Hier kommen die Sandsurfer voll auf ihre Rechnung. Leider haben diese Jungs keine Ahnung vom Surfen. Auf jeden Fall ist für uns alles nur zum Schreien und wir flüchten weiter in den Nationalpark Paracas.

    Auch dieser ist ein Spielplatz der Peruaner. Als Nationalpark getarnt ist es eher ein riesiges Wüstengelände direkt am Meer mit windumtosten Klippen, indem nichts verboten ist. Motorräder, Quats, 4×4, Jetskis, Hängegleiter, Kyter, Mountinbiker und wir. Uns gefällt’s. Wir schallten den Allrad und die Untersetzung ein, erklimmen schwindelerregende Dünen und schlafen an spektakulären Orten. Drei Tage bleiben wir, beobachten die verrückten Dünenfahrer und Seevögel, wandern zu verschiedenen Buchten und schlafen an immer noch schöneren Plätzen.

    Lima durchfahren wir in 2 Stunden. In dieser weiteren Megacity sehen wir nichts, das sich lohnen würde, auch nur schnell den Motor abzustellen. Grauenhaft, also weiter und bald finden wir im Reserva Natural de Lachay einen wunderschönen Hotspot für die Nacht. Hier sammelt sich im Winter der Nebel so dicht, dass eine Vegetation mitten in der Wüste entstanden ist. Auf einem Hügel wachsen hier plötzlich Bäume, Blumen und Gras. Der Nebel kondensiert an den Berghängen und so entsteht genügend Feuchtigkeit für diesen kleinen Garten.

    Franziska will unbedingt noch einmal in die peruanischen Anden. Die Cordillera Blanca bietet sich hierzu natürlich perfekt an. Von 0 auf 4200 m in einem Tag, wir sind es uns ja schon gewohnt. Wir wollen im Nationalpark Pastoruri den Spuren der Odermatts folgen, die uns ihre Übernachtungsplätze schön mit GPS – Points angegeben haben, kehren aber im Nieselregen und Nebel wieder um und folgen der guten Strasse nach Huaraz, dem Bergsteigerzentrum von Peru.

    In dieser hässlichen Stadt finden wir keinen Campingplatz. Uns wird gesagt, „nur“ 8 km oberhalb hätte ein Brite eine Kletterlodge und dort können wir stehen und frische Forellen aus dem Bergbach angeln. Toll, also los. Haha! Der Weg dort rauf entpuppt sich als grauenhafteste, steile und sehr schmale Gebirgspiste überhaupt. Nach nur 3 km müssen wir und Hiddy schon aufgeben. Das Wenden wird zu einer Geduld- und Mutprobe. Vorne wie hinten je nur 30 cm bedeutet zigmaliges Rangieren. Schweissgebadet und fluchend kommen wir nach Huaraz zurück und nehmen im Real Hotel Huascarán einen Stellplatz im Garten. Nur dank perfektem Internet bleiben wir 2 Nächte, denn die Wolken werden sich auch in den nächsten Tagen nicht verziehen. So sehen wir leider nur hier und da die weissen Bergspitzen der 6000er gleich hinter uns. Bergsteiger sind sich einig, dieses Gebirge, vor allem der höchste Berg Perus, der 6768 m hohe Nevado Huascarán und der 6120 m hohe Alpamayo sind die schönsten Berge der Welt.

    Hinunter zur Küste geht es durch den Cañon del Pato. Wieder liegen die Nerven von Felix blank. Er kann buchstäblich hören, wie sich Hidalgo in seine Einzelteile zerlegt, so schlecht ist diese Piste. Für die 80 km lange Schlucht brauchen wir 7 Stunden. Der Cañon selber ist atemberaubend. Zuerst eng mit zig gespenstigen Tunnels, auf der einen Seite überhängender, bröckeliger Fels und auf der andern tiefer Abgrund zum Rio Santa. Wir sehen viele Wasserfassungen und alte Steinkohlegruben. Arbeiten unter schlechtesten und lebensgefährlichen Bedingungen.

    Tage später, wir sind nur noch 120 km von Ecuador entfernt, wollen wir in Punta Sal endlich wieder einmal ein paar Tauchgänge machen. Im Reiseführer steht, es gibt hier optimale Bedingungen und eine Tauchbasis. Doch…, die Enttäuschung. Im ganzen Dorf keine Möglichkeit unser Auto geschützt zu parkieren und die Tauchbasis gibt es schon seit Jahren nicht mehr. Wir fragen da und dort nach Möglichkeiten, bekommen aber immer nur ein „no hai“! Wir wollen schon aufgeben, als Felix eine Gruppe Menschen in einem verlassenen, verlotterten Haus sieht, die dort offenbar eine kleine Party haben. Franziska hat schon gar keine Lust mehr auszusteigen doch Felix meint: Wer wagt, gewinnt. Wir haben gewonnen! Kurz darauf stehen wir 5 km südlich von Punto Sal, neben dem Strandhaus von Robin. Eine 10 tägige Robinsonidylle beginnt.

    Übrigens: Haben wir schon erwähnt, dass wir den deutschen Forscher Alexander von Humboldt nicht ausstehen können? Nach ihm wurde die Kaltwasserströmung an der Westküste Südamerikas benannt. Diese beginnt in der Antarktis und folgt tausende Km nordwärts der Küste bis… jeeeeee!!! Vor genau 160 km haben wir diese Grenze ohne es zu ahnen überschritten. 160 km südlich von uns stösst der kalte Humboldt mit der warmen, südlichen Äquatorialströmung  zusammen. Das bedeutet… zu der ganzen Robinsonade kommt noch ein Pazifik mit einer Temperatur um die 27° hinzu. Der Hammer! Endlich können wir Weicheier ins Wasser.

    Robin und seine Freunde sind bald auch unsere Amigos. Es sind Aussteiger, die von der Hand in den Mund leben. Das einzige, was sie im Überschuss haben, ist Fisch. Morgens, mittags und abends gibt es frischen Fisch, den wir mit ausgelegten Netzen fangen. Sushi, Cevice, gebraten oder gekocht. Was übrigbleibt, wird im Dorf verkauft.

    Da es kein Boot gibt, um die Fische aus den Netzen zu holen, machen wir das in reissender Strömung, bei hohen Wellen und auch mal bei völliger Dunkelheit im Wasser mit Taucherbrille und Schnorchel.

    Grosse Freude herrscht, als wir ihnen ein Gulasch mit Rösti kochen, oder Butterzopf  und zu Susis Geburtstag einen Kuchen backen. Susi und Franziska verbringen Stunden in der Küche und tauschen Rezepte aus.

    Es gäbe auch sonst noch einiges zu tun hier, wie aufräumen, entrümpeln oder nur schon einen Kühlschrank organisieren. Ein Solarmodul, eine Batterie und die Kühlung der Fische wäre kein Problem mehr. Mañana! So kaufen sie täglich ein paar dl Benzin für den Generator und teures Eis im Dorf. Wir werden es wohl nie schaffen (wäre auch nicht besonders erstrebenswert) so zu denken wie ein peruanischer Aussteiger, aber ihnen gefällt es so und es funktioniert irgendwie. Mit dem Komfort von Hidalgo, kommen auch wir voll auf unsere Rechnung.

    Wir wollen eine Expedition zu einem Wasserfall machen: Robin möchte von uns wissen, wie man einen Fall hinauf klettert und sich darin wieder abseilt. Prognostizierte Fahrzeit: 90 Minuten, Wanderzeit: 90 Min, geplanter Start: 07.00 Uhr, doch in Peru gibt es eine andere ZeitrechnungJ.

    Die Fischernetze sind heute gut gefüllt, wir brauchen 2 Stunden sie zu leeren. Es ist nun 09.00 Uhr. Dann muss ein Service an Robins Nissan 4×4 gemacht werden. Hydrauliköl, Luft, Diesel, Wasser füllen. 10.00 Uhr. Die Fahrt dauert mit durchgelatschten Stossdämpfern 3 Stunden, und obwohl Robin schon 6 x hier war, verfahren wir uns immer wieder.  Dann eilen wir in grösster Hitze (um 13.00 Uhr beinahe am Äquator) durch den Dschungel zum Wasserfall, wir müssen ja vor Einbruch der Nacht (18.00 Uhr) beim Auto zurück sein. Nach 2 Std. und 20 Min. ist der Wasserfall immer noch weit, weit entfernt. Wir brechen unsere Expedition ab, gehen im Fluss schwimmen und essen Fisch. Danach geht’s gemütlich zurück. Gottlob zeigt Felix Robin den Weg zurück zur PanAm, wir wären immer noch im Dschungel. Mit ähnlichen Erlebnissen könnten wir mittlerweile ganze Bücher füllen. Spass gemacht hat es uns aber alleweil.

    Ach ja: an den 40 kg Fisch, die wir in einer Kühlbox mitgeschleppt haben, hat im Dschungeldorf niemand Interesse und auch keine Dineros dazu. So essen wir sie halt selber. Buen provecho!!!

    Für alle Camper unterwegs: 1. Robin und Susan freuen sich immer über Besuch. 2. Man könnte dort auch ein Stück Land an der Beach kaufen. 3. GPS: S 4° 00‘ 27.8‘‘   W 80° 59‘ 46.7‘‘

    Nach 10 Tagen wird es für uns Zeit, die letzten 120 peruanischen km hinter uns zu bringen. So verabschieden wir uns wieder einmal schweren Herzens. In Guayaquil wartet am 4. Mai ein Flugzeug, das uns für einen Monat in die Schweiz bringen soll. Und vorher müssen wir ein sicheres Plätzchen für unseren Hidalgo finden.

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    Posted by franziska @ 20:41

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