• 19. Juni. 2012 /  Ecuador, Südamerika

    Salango, Schweiz, südl. Anden, Guayaquil, 29.4. – 15.6. 2012

    Auf einem kleinen Privathügel direkt am warmen Pazifik, finden wir bei Salango/Puerto Lopez in der Hosteria Islamar einen perfekten Ort, um Hidalgo 4 Wochen alleine stehen zu lassen.

    Viel zu schnell geht die Zeit in der CH vorbei und es tut uns echt leid, dass wir nicht alle Freunde besuchen können.

    Am 2. Juni landen wir nach einem schrecklichen Flug mit der Iberia voll bepackt wieder in Guayaquil und einige Stunden und 240 km später, sitzen wir in unserem Zuhause. Im Koffer, den wir extra in der Brocki gekauft haben, befinden sich unter vielem Anderen, Bücher, viel, viel Schokolade und über 15 kg Getriebeteile.

    Doch warum schleppen wir Getriebeteile um die halbe Welt, da wir doch ein Auto haben, das nie kaputt geht. Toyota weiss warum!!!

    So ca. jeder vierte HZJ 79er Land Cruiser hat zwischen 90 und 120 tausend km einen kapitalen Getriebeschaden. Die Zahnräder und Anlaufscheiben des 5. und Retourganges sind viel zu schwach gebaut. Durch einen Bruch dieser Scheiben kommt es oft zum Blockieren des Getriebes. Ein Gangwechsel ist dann nicht mehr möglich und durch das Verklemmen können auch andere Teile zerstört werden. Freunden von uns ist das im Dschungel von Bolivien passiert. Sie mussten für viel Geld ein neues Getriebe aus der Schweiz kommen lassen, da man solche, oder auch ganz normale Teile für einen Land Cruiser in Südamerika nicht bekommt. Wer hätte das gedacht?!

    Toyota weiss von diesem Problem, findet es aber nicht nötig, ihren Kunden auch nur ansatzweise entgegen zu kommen.

    Wir haben überhaupt keine Lust auf Abenteuer, wie ein blockiertes Getriebe mitten im Hochland von Honduras, und lassen uns aus Australien einen Umrüstungskit mit verstärkten Teilen kommen. Die Frage ist nur, wer uns nun hier in Lateinamerika das Getriebe umrüsten kann. Diese vielen kleinen Einzelteile, Zahnräder, Dichtungen und die neue Getriebewelle lassen uns das Schlimmste befürchten. Vielleicht gehören wir ja zu den 75%, die keine Probleme haben werden, und nun machen wir alles noch schlimmer???

    Im Internet finden wir in Guayaquil eine grosse Toyotavertretung, doch erkläre jetzt mal in unserem Spanisch dem Disponenten am Telefon unser Problem. Also Hiddy packen und zurück in die Grossstadt. Jedoch nicht bevor Felix auf einer Klettertour um die Felsküste seine tolle Kamera im Meer versenkt. Auch sofortiges Öffnen und Trocknen hilft nicht, die Elektronik ist hin…

    No problemo, heisst es bei Toyota, und wir bekommen einen Termin, jedoch erst in einer Woche, toll.

    Um so lange Zeit nicht in dieser tropischen und lauten 3 Millionenstadt verbringen zu müssen, entschliessen wir uns zu einer Tour durch die südlichen Anden von Ecuador.

    In kürzester Zeit sind wir im Nationalpark El Cajas bereits über 4000 m und ringen um Sauerstoff. Die Höhe und der Nebel zwingen uns leider wieder bis auf 2500 m in die Andenstadt Cuenca hinunter zu fahren. Zwei Nächte verbringen wir hier und besichtigen die grösste Kathedrale Südamerikas, eine Fabrik mit kleinem Museum zur Herstellung der Panamahüte und den Süssigkeitenmarkt im Zentrum. Franziska kommt sich vor wie an der Messe in Basel und kauft das kleberige Zeug Sackweise.

    Der PanAm nordwärts folgend, drehen wir nach Riobamba rechts ab, dem 5016 m hohen Tungurahua entgegen, einer der aktivsten Vulkane der Erde. Die Spuren des letzten grossen Ausbruches (2006) sind noch immer lange nicht beseitigt und so fahren wir im tiefen Ascheslick dem Thermendorf Baños entgegen. Eine Nacht auf dem Parkplatz und ein Bad geniessen wir im Schweizer Luxushotel Luna, das 500 m über dem Dorf thront und die nächste Nacht vor der Hosteria Monte Selva mit ihrem grausig versifften und kalten Spa. Der hier schreibende Bademeister weigert sich strickt ins Wasser zu gehen und nötigt den dort angestellten und vor sich hin dösenden Berufskollegen, mal den Schlauch und Lappen in die Hand zu nehmen. Den Tag dazwischen nutzen wir für eine Fahrt in den Oriente, nach Puyo. Schon nach wenigen Minuten fahren wir durch herrlichen Dschungel im Mündungsgebiet des Amazonas. Es lohnt sich: üppige Vegetation mit tollen Blumen, Tunnels und die Schlucht des Rio Pastaza. Bei Rio Verde steigen wir zum Fluss hinunter und erleben ganz nah das Donnern eines 100 m Wasserfalls.

    Die Zeit drängt. Schon müssen wir uns langsam auf den Rückweg machen. Nicht ohne vorher beim Chimborazo vorbei zu schauen, dem höchsten Berg der Welt! Ja, das stimmt, wenn man vom Erdmittelpunkt ausgeht. Von dort aus gemessen ist dieser Vulkan um sage und schreibe 2220 m höher als der Mount Everest. Seine Spitze ist der Sonne also mit Abstand am nächsten. Der Grund hierfür ist, dass die Erde bekanntlich ja keine Kugel, sondern ein Rotationsellipsoid ist.

    Anfänglich verfahren wir uns ganz fürchterlich und enden irgendwo zwischen den 2 Vulkanen Chimborazo und Carihuarazo auf 4000 m. Lange schleichen wir wieder einmal auf engster Piste rückwärts den Berg runter bis sich eine Stelle gefunden hat, um zu wenden. Dann aber haben wir die richtige Stichstrasse gefunden und können uns bis auf 4800 m an der Flanke des Chimbo hinauf schrauben.

    Den Rekord mit Hidalgo (5026) schaffen wir hier nicht zu toppen, unseren persönlichen jedoch schon. Da der Tag schon langsam zur Neige geht, schaffen wir es zu Fuss, kraxelnd besser gesagt und ohne richtig atmen zu können, „nur“ auf 5250 m. Gerne würden wir hier oben übernachten, aber, Pustekuchen so ganz ohne Akklimatisation. Auf jeden Fall waren wir 1060 m höher als der Everest. Wenn ich richtig gerechnet habe. (Novotny korrigiere mich) Everest: 8848, Chimbo: 6310, F&F 5250, :-)Dem Sauerstoffgehalt nach müsste das stimmen. Pfhhhh!

    Die grossen Tage bei Toyota beginnen, …………. und enden für uns einfach perfekt. Routiniert hat der Mechaniker verstanden, um was es geht und in 1,5 Tagen das Getriebe auseinandergenommen und mit den verstärkten Teilen zusammengebaut, den Zahnriemen gewechselt , die Lenkung gerichtet, und die Räderrotation erledigt. Wie sich für das Getriebe herausstellt, zur richtigen Zeit. Viele km hätten wir mit diesem Zahnrad nicht mehr fahren können, ist es doch bloss noch 1 mm vom Nichts entfernt. Glück gehabt und richtig entschieden. Trotz aller Warnungen.

    Die letzte Nacht in Guayaquil verbringen wir im Bosque Protector Cerro Blanco, einem Waldschutzprojekt der Schweizer Firma Holcim, die hier im grossen Stil Gestein abbaut. Eine Gruppe Ökotourismusstudenten campiert ebenfalls hier und wir diskutieren heftig über Politik, Armut, Umweltschutz und Bildung. Von ihnen erfahren wir, dass dieser Park nächstes Jahr leider auch dem Zement (oder dem Gewinn der Firma Holcim?) zum Opfer fällt.

    Nun geht es zurück an die Küste südlich von Puerto Lopez, um hier auf die verschiedenen Wale zu warten, die mit ihren Jungen demnächst an dieser Küste Station machen sollen.

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    Posted by franziska @ 19:11

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