• 1. April. 2013 /  Honduras, Mittelamerika/Mexiko

    Ein Land der krassen Gegensätze, 11.3. – 23.3.2013

    Vor Tegucigalpa rechts weg, Richtung Berge ins Valle de Angeles, da wollen wir gleich schon am ersten Tag hin. Tegucigalpa? Nie gehört. Aha, es ist die Hauptstadt, in der über 1/17 der gesamten Bevölkerung Honduras lebt. Auf knapp 1000 müM, ziemlich im Herzen des Landes gelegen, auch leidlich bekannt als die Stadt mit der höchsten Mordrate Lateinamerikas.

    Den Grenzübertritt haben wir nach Entrichtung der Einreisegebühren von 45 USD (35 USD kostet die temporäre Einfuhr von Hidalgo) und unzähligen Fotokopien auch hier unter 2 Stunden geschafft. Die Desinfektion von Hidalgo haben sie vergessen und das auf uns gerichtete Maschinengewehr mit einem jungendlichen Schützen dahinter, nun denn, man gewöhnt sich so an einiges hier in Zentralamerika.

    Die Karte und das Navi zeigen ganz genau, wo wir rechts abbiegen müssen, nur die Realität ist anders. Diese Strasse oder Piste ins Valle gibt es nicht und so machen wir unfreiwillig einen grossen Umweg, der uns durch die Slums am Rande der Hauptstadt führt. Gegen Sonnenuntergang haben wir es geschafft und parken für unser Nachtlager zwischen Streifenpecari, Tapir und Aras. Wir sind in der Freizeitanlage der Ex Tschechin Mila mit ihrem Privatzoo gelandet. Auf 1300 m stehen wir in schönstem Fichtenwald und weichen Grasmatten. Hier trennen wir uns nach 3 Wochen von Tanja und Marki, die ihr 1. Kind natürlich in Deutschland auf die Welt bringen möchten. Ihren Toyota stellen sie in Izamal, Mexico ein, wo es dann in ca. einem Jahr mit dem Baby weiter gehen soll.

    Wir wollen quer durchs Land über die Berge an die Karibikküste und freuen uns nach guter Recherche im Navi und auf der Karte auf eine lockere 200 km Tagesetappe. Locker sind die ersten 100 km geschafft. Unterwegs gucken wir uns auch eine kleine Rohrzuckerfabrik an. Das Zuckerrohr wird gepresst, der Saft 2 Stunden lang eingekocht und in Holzrahmen getrocknet. Alles kommt uns sehr vorsintflutlich vor, aber so entstehen hier die uns wohl bekannten, braunen Zuckerstöcke.

    Dann beginnt eine 50 km lange Baustelle. Die Strecke von Juticalpa nach San Esteban wird immer schrecklicher. Wellblech und riesige Löcher wechseln sich ab, bis in einem kleinen Dorf der Asphalt wieder beginnt. Ha, aber leider nur für ein paar hundert Meter. Danach kommen wir nur noch im 1. Gang über die Hügel, runter zur Küste. Die Szenerie, der Wechsel der Vegetation vom Bergwald zum Dschungel ist wieder wunderschön, wir hätten aber besser 2 Tage dafür geplant. Nach dieser langen und harten Tagesetappe sind wir froh, mit dem Hotel Casa Alemania einen Übernachtungstipp zu haben. Für kein Geld würden wir uns sonst in diesem Dreckkaff Trujillo aufhalten wollen.

    Was macht es bloss aus, diese Unterschiede von „Normal Zentralamerika“ zur Karibikküste? Für hiesige Verhältnisse im Inland mehr oder weniger organisiert und aufgeräumt, finden wir, wo auch immer wir die Karibik erreichen, alles kaputt, schmuddelig und abgefuckt. Der Müll türmt sich überall, geflickt wird grundsätzlich nichts und die meisten Menschen hängen einfach nur rum. Ihre Resignation und Armut schreit uns buchstäblich entgegen. So kommt bei uns kaum karibisches Feeling auf, müssen aber trotzdem ein paar Tage hier verweilen. In der Nacht hat es begonnen wie aus Eimern zu regnen und leider nicht nur draussen, nein auch im Hiddy drin! Oh Schreck, das Dachfenster ist undicht! Der Mix von sehr kalt zu extrem heiss, gemischt mit Salz, Staub und dem ständigen Gerüttel, geben der besten Dichtung irgendwann mal den Rest. Ausgerechnet hier, ohne Möglichkeit gescheites Dichtungsmaterial zu bekommen. Nach 36 Stunden ununterbrochenem Giessen, ziehen die Wolken ab und wir versuchen mit abgelaufenem Silikon den Schaden zu beheben. Wie lange und ob das wohl hält?

    Bei strahlendem Sonnenschein folgen wir der Küste westwärts. Rechts das blaue Meer, links der meist noch völlig unberührte, bergige Vorzeigedschungel Honduras. Immer wieder fahren wir über kristallklare Flüsse und entlang der allgegenwärtigen Palmölplantagen. Unser Ziel heute ist einer der grössten botanischen Gärten der Welt. Mitten im Urwald 1926 eröffnet, hat er einen wirklich imponierenden Baumbestand. Wir zählen mehr als 20 verschiedene Palmen, sämtliche Fruchtbäume Lateinamerikas, Orchideen und vieles mehr. Auf einer Rundwanderung sehen wir anhand etlicher Tafeln, dass die EU hier viele Gelder für den Erhalt des Parks gesponsert hat, sehen aber, dass davon wohl rein gar nichts das gewünschte Endziel erreicht hat. Noch ein paar Jahre und der Dschungel hat sich diesen Garten zurück erobert. Schade.

    Mit dem Eintrittspreis ist auch gleich die Übernachtung auf einer Lichtung im Park bezahlt und wir verbringen neben einem gigantischen Bambuswald eine friedliche Nacht. Ausser einem Trötenfrosch mit seinem durch Mark und Bein gehenden Geschrei stört uns niemand.

    Wir überlegen uns, wo und wie wir die Semana Santa (Osterwoche) verbringen wollen. Von Palmsonntag bis Ostersonntag feiern die Latinos ihr grösstes Fest überhaupt. Wir wissen, dass es ganz speziell in Guatemala zu und her gehen wird. Die Prozessionen sollen dort faszinierend sein. Aber auch, dass dann überall der Bär los ist. Das übliche Programm mit 7 Tage, 24 Stunden lauter Musik, alles überlaufen und vielen Betrunkenen und, und, und. Also suchen wir uns einen ruhigen Platz und warten ab, oder stürzen wir uns hinein ins Vergnügen? Der einzige Ort uns zu verstecken liegt am Lago Yojoa im Orangenhain eines Hotels mit Seeanstoss. Nach 2 Nächten langweilen wir uns aber schon, da man in dem wunderschönen See mit klarem Wasser nicht schwimmen geht. Wir würden schon, aber vom Ufer aus besteht keine Chance ins Wasser zu kommen. Ein Algen- und Schlickteppich von 150 m Breite versperrt den Weg ins freie Wasser. Man geht hier lieber in eines der vielen Balnearios (so was ähnliches wie eine Badi) und niemanden kümmert es, dass der See langsam aber sicher zuwuchert. Die Wasser- und Zugvögel freut‘s. Später erfahren wir, dass dieser See, die grösste Süsswasserquelle des Landes, mit Schwermetallen verseucht ist und auch sein Wasserpegel Jahr für Jahr sinkt.

    Also stürzen wir uns ins „Vergnügen“ und fahren der guatemaltekischen Grenze entgegen. Auf dem Weg dorthin ist der Besuch der archäologischen Mayastätte Copán ein Muss und wir wollen vorher auch noch einen Abstecher nach Gracias machen. Dieses Städtchen war im 16. Jahrhundert die eigentliche Hauptstadt des gesamten durch die Spanier eroberten Zentralamerikas und heute berühmt wegen seiner Kolonialgebäude.

    Als wir dann am Nachmittag durch Gracias Gassen streifen, hält sich unsere Begeisterung in Grenzen und wir fragen uns, was zum Teufel die Spanier nur hierher geführt hat. Wir haben ja mit unserem Hidalgo schon etliche Schwierigkeiten auf diesen Pisten. So ganz nach dem Motto, welches Schlagloch nehmen wir als nächstes. Das 2 m breite hier oder das ganze tiefe dort? Wie aber muss das vor über 400 Jahren gewesen sein? Mit Pferd und Wagen? Zudem Gracias auf 800 müM. und mitten im Nirgendwo liegt.

    In einem trockenen Flussbett treffen wir auf die Deutschen Sabine und Olaf mit ihrem Monstertruck und frühstücken gleich zusammen. Stunden später treffen wir sie wieder auf dem kleinen Campingplatz gleich beim Parkeingang zu den Ruinen von Copán. Bei grosser Hitze besuchen wir am Nachmittag noch das Museum mit vielen Originalfiguren dieser Mayastätte. Die Ruinen stammen aus der Klassik der Mayazivilisation von 250 – 900 n. Chr. und sind berühmt wegen seiner schönen Skulpturen und der langen Hieroglyphentreppe. Sie sind auch zugleich die südlichsten aller Mayastätten, die bis jetzt gefunden wurden. Für uns ist es der erste Kontakt mit den Mayas aber bestimmt nicht der letzte.

    Frühmorgens sind wir die ersten bei den Hauptruinen und können mit der Morgensonne ein paar hübsche Bilder schiessen. Bis kurz vor Mittag streifen wir durch diese alten Gemäuer. Wie meistens wenn wir in Ruinen stehen, drängen uns Vergleiche auf mit Europa. Was uns „leider“ immer wieder in den Sinn kommt; zu der Blütezeit der Mayas ging das römische Reich seinem Ende zu und zu Zeit der Inkas, die ja noch nicht einmal das Rad kannten, ist das Münster von Köln schon bald das 1. Mal renoviert worden.

    Den Nachmittag nutzen wir dazu, ………. um rein gar nichts zu tun. Es ist schlichtweg viel zu heiss und wir hängen rum wie tote Fliegen. Morgen brechen wir auf nach Guatemala, nur dass es dort bestimmt nicht kühler wird.

    Mit nur 2 Wochen ist das unser kürzester Aufenthalt in einem Land überhaupt, obwohl Honduras es verdienen würde länger zu bleiben.

    Die gefürchteten Kontrollen durch korrupte Polizeibeamte blieben völlig aus. Wirklich wohl gefühlt haben wir uns aber nicht. Irgendwie empfinden wir hier die Stimmung anders als in vergleichbaren Ländern wie Kolumbien oder Nicaragua, eher gedrückt oder hoffnungslos. In ganz Zentralamerika ist es üblich, dass jedes noch so kleinste Geschäft mit mindestens einer Pumpgun bewacht wird, dass aber alle LKW’s einen bewaffneten Beifahrer haben und sogar alle Schulbusse von schwer bewaffneten Militärs begleitet werden, hat uns zu denken gegeben. Umweltschutz ist hier so unbekannt wie in ganz Lateinamerika, nur fällt es uns hier speziell krass auf. Allzu oft haben wir den Gedanken, dass der Level des Umweltschutzes in der CH so hoch ist, dass wir es uns leisten könnten, einmal einen Stopp zu riskieren, den Level zu halten und weitere Gelder in die Entwicklung solcher Länder zu investieren. Was Mitteleuropa, (ca. die Grösse von Bolivien) mit Umweltschutz in Jahren bewirkt, zerstört Lateinamerika noch vor dem Frühstück.

    Weitere Bilder zu 43. Honduras

     

    Posted by franziska @ 17:08

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