• 2. Mai. 2013 /  Guatemala, Mittelamerika/Mexiko

    Im Mayahochland, 15.4. – 30.4.2013

    Durch ein enges Tal schlängeln wir uns hoch zu den Thermen Fuentes Georginas. Da die Hänge im Tal von Zunil aus extrem nährstoffreichem Vulkanschutt bestehen, wird hier jeder m2 zur Gemüsebepflanzung genutzt. Radieschen gross wie Äpfel, Zwiebeln in verschiedenen Farben und Grössen, Kohl, Salate und vieles mehr wächst hier auf gepflegten Feldern wie Unkraut.

    Die Thermalquelle wird gespeist von kochend heissem Vulkanwasser. So heiss, dass wir uns im obersten Becken nur wenige Minuten aufhalten können ohne durchgegart zu werden. Am Abend schliesst die Anlage und wir stehen Mutterseelen allein vor einem der Becken und bädelen bis tief in die Nacht. Danach fallen wir mit leicht erhöhter Temperatur in traumlosen Schlaf.

    Hier haben wir unseren westlichsten Punkt Guatemalas erreicht. Nächstes Ziel sind die Fledermaushöhlen Lanquín Nordöstlich von Cobán. Hunderttausende, wenn nicht gar Millionen Bats verlassen nach Sonnenuntergang die Höhle, um auf Futtersuche zu gehen. Wir stehen direkt im engen Ausgang und schiessen Fotos wie die Wilden. Obwohl pro Sekunde hunderte dieser fliegenden Mäuse uns passieren, kommt es nie zu einer Berührung.

    Bis es aber soweit ist, unternehmen wir eine Höhlenexpedition und kühlen uns im Fluss, der direkt unter dem Eingang der Höhle aus dem Berg schiesst. Trotzdem wird es eine heissschwüle Nacht, nicht nur, weil wir wieder einmal von zwei Jungs mit Pumpguns im Anschlag bewacht werden.

    Punkto Waffen haben wir ein Foto von einem Piktogramm geschossen, das hier überall anzutreffen ist. Beim Sportamt war einer der letzten Jobs von Felix, die Erneuerung der Signalethik zu organisieren. Wann braucht es solche Tafeln wohl in Zürich? Hoffentlich nie!

    Am folgenden Tag heisst es im und am Hiddy alles rüttelfest zu zurren, Allrad und Untersetzung aktivieren und schön eng zusammenrutschen, denn es wird steil, sehr steil, holperig und schmal. 9 km sind es nur zum Nationalpark Semuc Champey, die haben es aber in sich. Ein „normales Auto“ hat hier keine Chancen. Auf flacher Strecke, genau wo die Piste am breitesten ist, steht vor uns ein Pannenfahrzeug. Mit kleinen, koreanischen und ständig völlig überladenen Allradschrottpickups werden hier die Touris wie Vieh über die Hügel geschüttelt. Kein Wunder bricht so mal eine Achse. Mit vereinten Kräften und unserem Wagenheber versuchen wir den Truck ein paar cm nach links zu verschieben, damit wir vorbei können. Keine Chance, das gebrochene Teil bohrt sich nur tiefer in den Boden, und so organisieren wir Pickel und grosse Schaufeln, um die Piste um einen Meter zu verbreitern. Dem Hausbesitzer, der direkt an diesem Weg wohnt, und dem nun ein Meter seines Landes fehlt, ist das völlig Wurst. Nun, Hidalgo schafft auch dieses Wegstück wieder mit Bravour und wir erreichen einen echten Naturhöhepunkt, die Kalksteinbecken von Semuc Champey. Ein überladener Chevivan mit einer Gruppe Rastapeople hat es auf dieser Strecke auch versucht, ist aber nie angekommen. Komisch!

    Ein reissender Fluss stürzt sich durch das Tal. Vom rechten Seitenhang fliesst ein warmer, sehr kalkhaltiger Bach in den Fluss. Der Kalk fällt aus und baut über Jahrmillionen eine 300 m lange und bis zu 20 m dicke Brücke über den Fluss. Zuletzt bilden sich Naturbecken, in die sich in kleinen Fällen das warme, smaragdgrüne und kristallklare Wasser seinen gemütlichen Weg sucht. Schöner geht es kaum noch, während darunter der grosse Fluss durch die entstandene Höhle donnert.

    Wir stehen wieder allein auf dem Parkplatz des Nationalparks, werden diesmal von 3 Pumpguns bewacht und dürfen auch in der Nacht den 20 minütigen Weg durch den Dschungel gehen, um in den Becken zu baden. Irgendwie haben die Jungs hier gelernt, dass die meisten Weissgesichter des Schwimmens mächtig sind. Semuc Champey gehört bei uns bestimmt zu den Naturhighlights von Zentralamerika.

    Die Fahrt zurück nach Lanquín, dann östlich über Cahabón Richtung Lago de Izabal gestaltet sich abwechslungsreich. Es geht über viele Stunden und noch mehr Hügel, vorbei an kleinen Weilern, Feldern mit Mais, Kakao, Schilf und Zuckerrohr auf Schotterstrassen von gut bis scheusslich. Im ganzen Land scheint es keine 100 m geradeaus zu gehen. Es ist ein einziges, grosses Gebirge. Auf der Karte ein Katzensprung, entpuppen sich die Strassen und Pisten zu einer ständig kurvigen Berg- und Talfahrt. Als kurz vor unserem Tagesziel dann noch 20 km übles Wellblech kommt, flucht Felix schon mal lautstark aus dem Fenster. Normalerweise fliegt man mit 80 km/h über diese Buckel. So haben die Räder keine Zeit in die Mulden abzutauchen und die Fahrt wird um einiges ruhiger. Wenn aber zwischendurch immer wieder grosse Schlaglöcher kommen, geht das leider nicht und wir holpern dahin. Die Belohnung für diese harte Etappe folgt aber zugleich.

    Warmes Wasser hat es uns ja schon immer angetan. Wenn es aber in Form eines heissen, 12 m hohen Wasserfalls mitten im Dschungel daher kommt umso mehr. Diesen finden wir bei dem Naturschauspiel von Cascada Aguas Calientes nahe des Lago de Izabal. Einzig eine Abkühlung von der extremen Hitze finden wir hier nicht, im Gegenteil. Wir müssen schon durch die Felsen, den Fluss aufwärts kraxeln, um in kühleres Wasser zu kommen. Oder dann später, auf dem hübschen Camping direkt am See, samt Strom. So darf der in Kolumbien gekaufte grosse Ventilator wieder einmal richtig arbeiten und die Hitze im Hiddy vertreiben.

    Río Dulce ist unser nächster Halt. Von hier gelangt man zur karibischen Küstenstadt Lívingston, aber nur mit dem Boot, da es ausserhalb dieser Stadt keine Strassen gibt. Bekannt wurde Río Dulce, als die US-amerikanische Küstenwache verlauten liess, der See sei für Boote während der Hurrikan-Saison der sicherste Ort in der westlichen Karibik. So sehen wir im Jachtclub von Rio Dulce hunderte Segeljachten und Boote. Es ist auch schön den ca. 40 km langen Fluss zu befahren ohne einen Wirbelsturm im Nacken, weshalb wir mit einer Lancha collectivo (Sammeltaxiboot) diese Fahrt machen. Am Anfang wird der Fluss immer breiter bis er seeähnliche Ausmasse annimmt, danach tuckern wir an Mangrovensümpfen, einer kleinen Schwefelheisswasserquelle, und einer Vogelinsel vorbei, bis der Fluss canyonartig wird. Livingston selber bietet nicht viel, ausser dass wir uns wieder vorkommen, wie an der Westküste von Afrika. Sklavenabstämmige Schwarze haben auch diesen Küstenstreifen in Beschlag genommen. 2 Stunden Boot fahren und man gelangt in eine andere Welt. Wir schlendern durch den Ort, baden im nicht kühlenden Meer und essen ein feines Camarone Ceviche und 2 Pupusas (Käsegefüllte Tortillas). Leider werden auch hier wieder artengeschützte, Tiersouvenirs verkauft, und gleich Berge davon. Haifischgebisse, Schildkrötenpanzer und schwarze Korallen uvm. Offensichtlich gibt es immer noch viele Menschen, die so was kaufen, sonst wäre das Geschäft damit schon lange gestorben.

    Auf dem Weg nach Norden, zu den spektakulärsten Mayaruinen Guatemalas machen wir noch ein paar Tage auf der Finca Ixobal vor Poptún Halt. Hausarbeit ist schon wieder angesagt. Hiddy muss entstaubt und die Polsteranzüge gewaschen werden und einfach, weil‘s hier so schön und gemütlich ist. In einer Garage in einem kleinen Dorf bekommen wir sogar noch eine Autonummer geschenkt, die wir schon lange gesucht haben. Mit dem Motiv der Mayaruine Tikal ist das ein weiteres der wenigen Souvenirs unserer Reise.

    Tikal

    „Hoch aufragende Pyramiden recken sich über dem grünen Urwalddach der Sonne entgegen. Brüllaffen, Papageien, Tukane und Myriaden von Zikaden und Grillen fügen sich zusammen zu einer Kakophonie von Kreischlauten. Wenn das vielstimmige Trällern und Tirilieren der geheimnisvollen Dschungelbewohner abnimmt, setzt der Chor der Baumfrösche ein. Spätestens dann wird einem wohl bewusst werden, dass man sich tatsächlich auf heiligem Boden befindet.“ Ungefähr so liest man im Lonely Planet von Zentralamerika.

    Das 550 km2 grosse Gelände ist mit Tausenden von Ruinen übersät. Das Zentrum der Stadt war einst etwa 16 km2 gross. Forscher haben mehr als 4000 Bauwerke gezählt. In der Hochblüte der Mayas lebten hier über 100‘000 Menschen. Immer noch buddeln Archäologen wie wild, da noch lange nicht alle Gebäude gefunden und ausgegraben wurden. Tikal ist für Zentralamerika das Machu Picchu von Südamerika, also eine grosse Abzocke der Touristen. Trotzdem muss man es wohl gesehen haben. Wie werden wir es erleben?

    Ab 15.30 Uhr darf man bereits das Ticket für den nächsten Tag lösen, doch noch am selben Abend bis 18.00 Uhr zu den Ruinen. Das nutzen wir, stellen Hiddy auf den Campingplatz direkt beim Eingang ab und spurten los, um die idealen Bedingungen für tolle Fotos auszunutzen. So spulen wir einige km ab um zuhinterst auf dem Tempel Nr. 4, hoch über dem Dschungel den Sonnenuntergang zu geniessen.

    Bereits um 06.00 Uhr am nächsten Morgen sind wir schon wieder unterwegs. Diesmal gemütlich mit viel Zeit, Speis und Trank. Das Dschungelleben erwacht gerade, viele Papageien und Affen sind unterwegs. Jede Ecke, jeden Tempel besichtigen wir, kraxeln wo es erlaubt ist hoch und verweilen immer wieder. Da Ende der Trockenzeit die Hauptsaison noch nicht begonnen hat, sind wir beinahe alleine unterwegs. Kurz vor Mittag, es ist inzwischen brüllend heiss geworden, kehren wir im Schatten der Urwaldriesen zurück zum Ausgang und fühlen uns, als hätten wir eine grosse Bergtour hinter uns. Wir sind aber auch dementsprechend begeistert und über die USD 15.- Eintritt können wir auch nicht motzen.

    Die Ruinen sind zwar nicht so gut erhalten wie die in Copán (Honduras) aber dafür ist die Szenerie mitten im Dschungel, mit all den Viechern, Tönen und Gerüchen einzigartig und faszinierend. Es hat sich mehr als gelohnt.

    Zum Abschluss von Guatemala machen wir noch 2 Tage Halt am Lago Petén Itzá und rüsten uns für die Grenze nach Belize. Guatemala kommt bei uns sehr gut weg. Landschaftlich bietet es wieder einmal grösste Abwechslung, und die Menschen sind durchs Band liebenswürdig. Wir haben uns immer wohl gefühlt und es hat uns echt gefallen.

    Mehr Bilder in der Galerie Guatemala 2

    Posted by franziska @ 3:41

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