• 10. Juni. 2013 /  Mexico, Mittelamerika/Mexiko

    Halbinsel Yucatán, Tabasco und Chiapas, 10.5. – 5.6.2013

    Nach einem weiteren, lockeren und sehr zivilisierten Grenzübertritt haben wir eine Aufenthaltsbewilligung von 6 Monaten im Pass. Hidalgo selbst toppt seine Bewilligung auf volle 10 Jahre. Obwohl Mexico 46-mal so gross wie die Schweiz ist, werden wir wohl diese 10 Jahre kaum ausnützen. Es wäre aber eine gute Möglichkeit, hier einen längeren Heimaturlaub zu machen, was viele Langzeitreisende auch nutzen. Wie hier auf dem Camping in Izamal, wo wir viele bekannte Fahrzeuge abgestellt vorfinden. Eines haben wir in Ushuaia, ein anderes in Uruguay, das nächste in Nicaragua getroffen.

    Auf der Halbinsel Yucatán gibt es eigentlich nur drei verschiedene Sehenswürdigkeiten, die aber alle in grosser Zahl. Weisse Strände mit türkisblauem Meer, zahllose Mayaruinen und die Cenoten. Die ganze Halbinsel mit den 3 Bundesstaaten, Quintana Roo, Yucatán und Campeche ist eine grosse, topfebene Kalksteinplatte. Es gibt keinen einzigen überirdischen Flusslauf, dafür ein gigantisches unterirdisches Frischwassersystem. Zwischendurch stürzt hin und wieder der Boden ein und hinterlässt traumhafte Grotten, Höhlen und Bassins. Über 100 dieser Cenoten sind bekannt und werden zum grossen Teil touristisch voll vermarktet. Der Name Cenote stammt von dem Mayawort „tslomot“ und bedeutet heilige Quelle.

    Obwohl die Küste südlich von Cancún wunderschön ist, kann sie einem Camper schnell verleiden, werden wir auch hier wieder als 3. Klasse Touristen behandelt. Stellplätze zu finden ist recht mühsam und wenn, dann werden wir richtig zur Kasse gebeten, dürfen aber meistens nur auf einem Parkplatz stehen. Die ganze Küste um Cancún und Playa del Carmen ist schon seit Jahrzehnten ein Spielplatz der Amis, die jeden Preis für den kleinsten Schwachsinn ohne zu hinterfragen akzeptieren. So kostet eine Bootstour zum 200 m vorgelagerten, kaputten Riff, das man locker auch schwimmend erreichen kann, 18 USD.

    Die Mayaruine Tulúm, die einzigartig direkt am Meer liegt, besichtigen wir, da von Besuchern völlig überlaufen und der extremen Hitze wegen, auch nur von einem Boot.

    Wir wählen Orte, die nur schwer über Pisten zu erreichen sind und finden noch paradiesische Flecken. So z. B. südlich vom NP Sian Ka’an in Majahual, wo wir einige Tauchgänge machen, oder dann ganz im Norden in den Salzlagunen. Endlich wieder einmal völlig alleine in der Natur, mit abertausenden Flamingos. Wir stehen auf einer Düne direkt am Strand und können uns nicht satt sehen, wenn Schwärme mit hunderten dieser roten, langhalsigen Edelvögel über uns hinweg ziehen.

    Auch bei den Cenoten fahren wir lediglich die an, die nur mit einheimischen Führern und über schlimme Pisten zu finden sind. Dafür können wir dann direkt neben diesen spektakulären Naturwundern in der Einsamkeit übernachten.

    Mit den Menschen machen wir wieder schönere Erfahrungen. Neugierig und freundlich kommen sie auf uns zu und heissen uns in Mexico willkommen. In dem kleinen Nordküstendorf Río Lagartos kommt am Abend eine Gruppe Collegeschüler zu uns und bittet um ein Interview. In Englisch! Wir müssen zwar mächtig nachhelfen, übersetzen gemeinsam Fragen von spanisch in englisch, trainieren Aussprache und üben das Interview mehrmals bevor es sogar filmisch festgehalten wird, haben aber grossen Spass mit den Kids. Ob sie was gelernt haben, bleibe dahingestellt.

    Die Mayaruine Uxmal besticht durch besondere Ornamente und die nächtliche Lightshow. Die Gebäude werden farbig angestrahlt und dazu gibt’s Musik und viele spanisch erzählte Geschichten, die wir wenig bis gar nicht verstehen.

    Unser Runninggag mit den Felgen hatte nur eine kurze Auszeit. Jetzt hat die nächste mitten in der Rundung einen Haarriss von nicht auffindbarer Grösse und Luft entweicht. Mit dem Meissel und viel Geduld kann Felix den Riss schliessen und mit Epoxi verdichten. Wir wissen aber nicht, wie es von der Innenseite aussieht und müssen uns schon wieder um Ersatz kümmern. Nicht einfach in Mexico, denn hier gibt es sowas überhaupt nicht. Wir haben von diesem offensichtlichen Fehlkauf genug und wollen jetzt gleich alle ersetzen. So lassen wir nun 4 neue Alcoafelgen nach San Miguel de Allende schicken. Dort haben wir eine vertrauenswürdige Adresse und dürfen auf Hilfe und Erfahrungen mit dem mexikanischen Zoll zählen. Diese Stadt ist aber noch über 1800 km entfernt, weshalb wir das eine oder andere Highlight vorläufig auslassen müssen. Nicht weiter tragisch, da mit dem Einzug der Regenzeit, neben der Hitze uns nun auch noch die Feuchtigkeit zu schaffen macht.

    Ein 55. Geburtstag:

    Mitten im Busch fahren wir früh morgens los. Wir wollen an die Küste des Golfs von Mexico, nach Campeche. Wir haben einen Tipp für einen hübschen und originellen Camping. 180 km später: Stadt grausig, Camping weder hübsch noch originell. Fahren weiter zum teuren Jachthafen. Ein RV-Park mit allem Drum und Dran. Pool, Beach, Strom, Wasser, Wifi für CHF 30.- die Nacht.

    Wifi funktioniert heute nicht und gleich nebenan eine Baustelle mit fürchterlichem Lärm. Da kein Chef hier ist mit der Kompetenz einen Preisnachlass zu geben, machen wir uns wieder vom Acker. Wir lassen uns nicht veräppeln.

    Nächste mögliche Station ist ein Camping direkt am Meer in Isla Aguada, nochmals 176 km. Das Navi zeigt uns den falschen Weg und so stehen wir an der Schranke für einen Brückenzoll. Wir erklären den 3 dicken Beamten und einem schwerbewaffneten Polizisten, dass wir nicht über die Brücke wollen und die Ausfahrt zum Camp verpasst haben. Sie fordern uns auf durch die Schranke zu fahren und rechts zu warten. Klar, es muss ja jemand organsiert werden, der uns die Erlaubnis gibt um zu drehen. Nach einem Gespräch mit Polizei und einem „Autorizado“ winkt uns einer durch und wir können wenden, um gleich auf der gegenüberliegenden Strassenseite wieder an der Schranke zu stehen. Eigentlich ja logisch, aber… wir glauben es nicht!!!!! Hier wollen die von uns den 2-fachen Brückenzoll, da wir ja 2 x durch die Schranken fahren. Zuerst freundlich, dann immer lauter erklären wir ihnen den Vorgang noch einmal, in den sie uns hinein manövriert haben. Es nützt nichts, sie wollen uns verarschen, schon wieder, und die 120 Peso einziehen. Hinter uns hupt es bereits mehrstimmig, wir jedoch bezahlen grundsätzlich nicht bei solchen Situationen wie; „Ja hier haben wir ja einen Gringo, den können wir bescheissen.“

    Also Motor abstellen, Fenster hoch, Türe verriegeln, zurück lehnen und ein Buch lesen. 20 Minuten blockieren wir die ganze Brücke auf dieser Hauptverbindungsstrasse, bis einer hinter uns in der langen Autoschlange die Schnauze voll hat und für uns, ohne dass wir das merken, bezahlt. Leider, wir hätten das gerne alleine ausgesessen.

    Verschwitzt landen wir auf dem Campingplatz und endlich wird es gemütlich. Zum Geburtstagsessen gibt es einen Berg frischgefangener Krabbenbeine und Salat.

    Prosit, war das ein Tag!

    Mit einer anstrengenden aber lohnenden Tagesetappe dem Río Usumacinta entlang durchqueren wir den Bundesstaat Tabasco. Jetzt sind wir uns sicher im grössten Schwellenland überhaupt unterwegs zu sein. Das Wort Schwellenland kommt ja von den Schwellen, die ohne Vorwarnung quer zur Strasse in nie erahnender Anzahl versuchen die Geschwindigkeit zu reduzieren, oder? Vor und nach jeder noch so kleinen Ausfahrt, Abzweigung, Brücke, Kurve oder was auch immer, werden wir mit diesen sogenannten Topes gebremst. Es lohnt sich oft kaum, in den 2. Gang zu schalten bis die nächste kommt. In den Dörfern können das auf 500 m locker mal so 15 Stück sein. Fluchen nützt rein gar nichts, die nächste kommt bestimmt. Ob wir nun an diesem Tag über 200 oder 300 solcher Zerstörer gesprungen sind? Wir haben aufgehört zu zählen und wundern uns nicht über den höchsten Dieselverbrauch überhaupt.

    Im südlichsten Bundesstaat Chiapas ändert sich endlich wieder einmal das Landschaftsbild drastisch. Nach grünen Hügeln folgen Nebel verhangene Berge mit reissenden Flüssen. Wir sind zurück im Dschungel und pendeln zwischen 1500 und 2400 müM. Auf traumhaften Strassen (zwischen den Topes sind die Strassen einfach toll hier) schlängeln wir uns von Palenque über viele Berge und fruchtbare Ebenen nach San Cristóbal de las Casas und dann zur Hauptstadt der Chiapas, Tuxtla Gutierrez.

    Hier machen wir in einem Speedboot eine Fahrt durch den gigantischen Cañon del Sumidero mit seinen bis 1000 m hohen Felswänden und sehen wieder Crocos, Affen und eine Familie Schleiereulen und Felix verliert im Fahrtwind seine geliebte Kappe aus Bolivien.

    Nachdem wir schon wieder erfolglos von einem Polizisten für ein nicht existierendes Vergehen zur Kasse gebeten werden (natürlich verstehen wir auch hier weder Spanisch noch Englisch und haben mehr Geduld als er) fliehen wir aus dieser Grossstadt und finden Stunden später und noch nach 13 km grausiger Wellblechpiste den wunderbar ruhigen Sima de las Cotorras. Tausende grüne Papageien leben in einem riesigen Felsenloch und machen beim Anflug ein Höllenspektakel. Mutterseelenallein stehen wir daneben und verbringen eine herrliche Nacht. Dass es wie jede Nacht der letzten 2 Wochen wie aus Eimern giesst, stört uns kaum. Im Gegenteil, der Regen kühlt und hält Insekten fern.

    Mehr Bilder zu Mexico 1

    Posted by franziska @ 2:22

Comments are closed.