Las Vegas – Los Angeles und ein paar USA Specials, 25.11. – 22.12.2013
Las Vegas, welches im Vergleich zu Macao, südlich von Hong Kong, 6 x weniger Spieler-Einnahmen generiert, begeistert uns nur mässig. Zwei Mal spazieren wir über den Strip, wo sich alle die berühmten Casino-Hotels tummeln und klappern die Spielhöllen ab. Gerne möchten wir uns eine typische Vegasshow ansehen, müssen aber feststellen, dass nur schon die günstigste Show in der ganzen Stadt über 50.- $ kostet, eine läppische 60 Minuten Show eines unbekannten Magiekomikers. Für den zurzeit hier gastierenden Rod Steward verlangen sie für die hintersten Plätze 141.-$ und ein Ticket für den Cirque du Soleil leistet man sich ab 250.-$ aufwärts. Irgendwie kommen wir uns veräppelt vor und so gucken wir uns gemütlich zu Hause im YouTube eine dieser Shows an.
Dafür finden wir hier in Las Vegas endlich das schon lange gesuchte, spezielle Additiv für unser Auto. Der Ultra Low Diesel ist hier in USA so sauber, dass er keine Schmierstoffe mehr enthält und wir in kurzer Zeit unseren Motor zerstören würden. So müssen wir jeweils beim Tanken mit eben diesem Additiv Hiddy auf die Sprünge helfen. Bis jetzt haben wir das mit Motorenöl gemacht.
Wir fahren ausserhalb von Vegas zu der Familie von Kari und Tayler aus Flagstaff zu unserer grossen Thanksgivingparty. Ja und hier findet dann wirklich das „Grosse Fressen“ statt. 4 Frauen kochen den ganzen Tag, was die Küche hergibt für 11 Erwachsene und einer gefühlten 100 Kinderschar. Es schmeckt alles vorzüglich und die Stimmung ist gut bis,…..ja bis der Black Friday ruft. Black Friday bedeutet, dass sämtlich Geschäfte von 20.00 Uhr bis 02.00 Uhr die Bevölkerung mit speziellen Rabatten zum Vorweihnachtsshoppen lockt. Es wirkt, alles und jeder ist im Einkaufsrausch, ob er etwas braucht oder nicht. Es wird geshoppt wie blöd. Wir verziehen uns in die Wüste und verbringen wieder einmal eine ruhige Nacht unter Sternen.
Schon am nächsten Tag kurven wir ins Death Valley, die heisseste Gegend der Erde.
Dieses Tal, beinahe so gross wie die Schweiz, liegt zwischen 2 Gebirgen mit bis 3400 m hohen Gipfeln, die die kalten Luftströmungen und den Regen abhalten. Der Talboden mit seinen Salzseen liegt bis 86 m unter dem Meeresspiegel. So können hier im Sommer Temperaturen gegen 60° entstehen. Wohlgemerkt im Schatten, den man hier aber vergebens sucht. Gottlob sind wir im Winter hier und wandern 3 Tage bei 25° Tagesmittel durch die wilde Gegend, Canyons und Sanddünen.
Karla und Gary, auch Südamerikareisende haben wir vor über 2 Jahren in Bolivien kennengelernt. Bei einem gemeinsamen Fondue im Hotel Oberland in La Paz haben sie uns zu sich nach Long Beach, Los Angeles eingeladen. Ja und hier sind wir nun. Das Gewirr der 1000enden von km Autobahnen mit bis zu 9 Fahrspuren auf jeder Seite und nie endenden Staus haben wir gut überstanden. Die „Greater Los Angeles Area“ mit über 27 Millionen Menschen verursacht das wohl übelste tägliche Verkehrschaos der westlichen Welt. Nur schon um schnell einzukaufen, benötigt man locker 2 Stunden.
Aus diesem Grund haben wir auch keine grosse Lust, die wenigen Attraktionen von L.A. an zu schauen, wie z. B. Hollywood, Disneyland oder den Walk of Fame. Dafür bekommen wir Dinge zu sehen, die andere Reisende wohl noch nie erlebt haben. Karla und Gary und alle ihre Freunde sind Kajak- und Wildwasserfahrer. So unternehmen wir jeweils abends einmal eine Tour im Kanu, einmal eine im 12 Personen Raftingboot, in die Kanäle von Long Beach, wo die Superreichen und von denen gibt es hier jede Menge, ihre Villen zur Weihnachtszeit beleuchten. Die Boote sind geschmückt mit Lichterketten und natürlich wird dabei gegessen, getrunken und gesungen. Oder Gary zeigt uns die riesige, heute katholische Crystal Church und die Bolsa Chica Wetlands, ein Vogelparadies eigentlich mitten in der Megacity, wo sich tausende Vögel zur Überwinterung einfinden. Oder wir werden von Party zu Party geschleppt und lernen Brauchtum, lustige Spiele, amerikanisches Essen und vor allem viele Leute kennen. So werden wir jetzt bereits für den Sommer im Süden Alaskas zum Bärengucken und Lachsfischen von einem ehemaligen Hochseekapitän und seiner Frau eingeladen. Da er dort ein Einheimischer ist, darf er Fischen so viel er will und räuchert die Lachse und Heilbutt auch gleich selber. Das wird ein Fest!
Die ganze Zeit über geniessen wir den Komfort eines vollausgerüsteten Hauses direkt neben einem Golfplatz in einer Gated Community, schlafen aber meistens im Hiddy, der von einem Chefmechaniker der Raketenautos in der Salzwüste von Bonneville auf Vordermann gebracht wird. Über 2 Wochen verbringen wir hier und haben das Gefühl, immer noch herzlich willkommen zu sein. Es ist einfach grossartig, wie wir überall einfach so eigeladen werden und neue Freunde finden.
Es gibt aber auch ein paar Dinge, an die wir uns hier in USA zuerst gewöhnen oder sie zumindest akzeptieren müssen. Hier ein paar Müsterchen: Da ist einmal das Einkaufen. Es ist beinahe unmöglich, unverfälschte Lebensmittel zu bekommen. Alles ist irgendwie genmanipuliert, aufgewertet, abgewertet, umgepolt oder sonst was. Einfach eine Milch zu finden, ohne zusätzliche Vitamine und Mineralstoffe, mit normalem Fettgehalt und sogar von einer Kuh ist kaum möglich. Wir finden Schweizer Käse mit der Aufschrift: Made with real milk. Halloooo!? Normales Joghurt gibt es nicht, alle sind low fat oder 0 % fat, Teigwaren und Brot sind oft glutenfrei und oft auch gesüsst.
Internetverbindungen sind sehr oft, wenn überhaupt, um einiges schlechter und langsamer als in Südamerika und etwas ausserhalb von Städten und Dörfern haben wir meist kein Telefonnetz. Himmel, diese Leute sind doch zum Mond geflogen, oder etwa doch nicht?
Verwundert sind wir auch über den extremen Umgang mit den Ressourcen. In dieser umzäunten Residenz für ältere Leute, in der Karla und Geri wohnen mit 9000 Wohneinheiten sprich Häusern (mittlere Schweizer Stadt!), gibt es keinen einzigen Lebensmittelladen. So müssen alle, auch die beinahe Blinden und Lahmen ins Auto sitzen, um im Stau zum Shoppingcenter zu fahren. Kaum einer geht auch nur 2 Schritte zu Fuss, sogar Apotheken und Banken haben einen drive through, kaum einer trennt den Abfall, Lichter brennen rund um die Uhr. Halten wir an den Kassen der Lebensmittelgeschäfte unsere Migrostaschen hin, wissen sie nicht, was wir damit wollen und füllen trotzdem alles in Dutzende von Plastiksäcken ab.
Hier und da ecken wir auch mit unserem Verhalten bei der Bevölkerung an. So z. B. schickt es sich überhaupt nicht, eine Wäscheleine in der Öffentlichkeit zu spannen. Auch nicht auf Campingplätzen. Da wir nun mal keinen Platz im Hiddy dafür haben, müssen wir das halt trotzdem tun, achten aber darauf, dass ja niemand die Höschen von Franziska sehen kann.
Oder nackte Haut sehen lassen? Nur Mr. Bean stellt sich blöder an, wenn er an der Beach die Badehose anziehen will. Der extrem prüde Ami macht das im Auto, versteckt von allen Blicken, andererseits fehlen in vielen öffentlichen Toiletten die Türen zu den WCs völlig. Andere Länder, andere Sitten. Wir schmunzeln nur und passen uns an, wenigstens manchmal. Hihi.
Es gibt aber auch einige Dinge, die es sich lohnen würde in der CH einzuführen. Wie z. B. beim auswärts Essen. Auch im besten Luxusrestaurant ist es durchaus üblich, sich die Essensreste einpacken zu lassen. Dafür halten sie extra Verpackungen bereit. Oder hat man mal eine Cola bestellt, gibt es ein Refilling so oft man will. Man wird auch nicht schief angesehen, wenn man den ganzen Abend nur Wasser trinkt. Kostenlos.
So oder so erleben wir hier eine grossartige Zeit und sehen Orte und Begebenheiten, die in keinem Reiseführer zu finden sind. Für die Festtage verziehen wir uns zusammen mit einem anderen Schweizer Reisepaar, mit vielen Leckereien im Kühlschrank in die einsame Mojavewüste.
Allen zuhause wünschen wir ein frohes Fest und ein Guets Nöis!
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