• 27. Januar. 2014 /  Nordamerika, USA

    Wüste, Wüste und nochmals Wüste, 23.12.2013 – 27.1.2014

    Esthi und Erich sei Dank, schlemmen wir über die Festtage, mitten in der Mojavewüste Schweizer Spezialitäten vom Feinsten. In Ihrem Mercedes Truck finden sich auch dank eines grossen Tiefkühlers und Kühlschranks, kiloweise Fleisch, Fondue, erlesene Weine, bis hin zu Meringue und Basler Läckerli. Auf einer Campsite mit genügend Platz und Privatsphäre für beide, Plumpsklo und Wasser, richten wir uns für 10 Tage gemütlich ein. Natürlich basteln wir uns auch wieder einen kleinen Weihnachtsbaum aus verschiedenen Früchten der Wüste, die wir mit Alufolie verkleiden und es wird viel geschnackt, gewandert, geklettert und eben vor allem viel gegessen. Liebe Esthi und Erich, es war super, vielen Dank und lasst es Euch gut gehen. Wer weiss, wo und wann wir uns wieder sehen.

    Vom Golf von Mexiko der ganzen Grenze folgend bis San Diego, rauf nach San Franzisco, rechts rüber, über Nevada, Utah, New Mexico bis nach Texas, ein Gebiet beinahe so gross wie Europa, ist bis auf wenige Ausnahmen, eigentlich nichts als eine grosse, unfruchtbare Wüste. Also ungefähr ¼ der USA. Jedoch könnten diese Wüsten unterschiedlicher nicht sein. Von Hochgebirgen über Täler und Schluchten, endlose Weiten mit Dornenbewuchs, Salzseen oder Sanddünen bis hin zu der mit Millionen von verschiedensten Kakteen bewachsenen Sonora.

    Eines haben die meisten aber gemeinsam, sie sind wunderschön und wir sind oft allein. Vor allem aber ist es hier, wenigstens tagsüber herrlich warm, während der Norden der USA von fürchterlichen Winterstürmen geplagt wird. Das ist auch der Grund, warum wir hier unten so viele Snowbirds sehen.

    Aus Felix’ Wikipedia:

    Snowbirds: Ein meist übergewichtiges, beinahe bewegungsunfähiges, nettes Homosapiens Rentnerpaar, das in einem extrem überdimensionierten Wohnbus vom kalten Norden in den Süden flüchtet. Hinter dem Bus ist meist der obligate PKW angehängt und das ganze wird von mindestens einer kleinen, kläffenden Trottoirmischung, Marke Fifi bewacht. Um ein solches bis 18 Meter langes und 15 Tonnen schweres Gefährt fahren zu dürfen, braucht es keine spezielle Fahrerlaubnis. Es gibt weder einen Gesundheits- noch IQ-Test, jeder darf, was er kann und meist dürfen sie mehr als sie können. Und davon gibt es zwischenzeitlich Millionen.

    Quartzsite im Süden von Arizona an der Grenze zu Kalifornien ist ein Hotspot dieser Schneevögel. Mitten im Nirgendwo der Wüste findet man auf der Landkarte diese Ortschaft, sie besteht jedoch nur aus ein paar festen Bauten, wie mehrere Tankstellen, einem MC Donald und einem kleinen Lebensmittelgeschäft. Im Sommer leben hier gerade mal gegen 800 Menschen. Jetzt im Januar rechnet man mit über 1 Million. Man hat hier Platz für alle. So stehen sie Wand an Wand auf schrecklichen RV-Parks oder wie wir auf BLM-Land, gratis in der Wüste.

    Der Höhepunkt ist Mitte Januar mit einer Stein, Kristall und Camping-Messe. Ein gigantisches Zelt wird neben hunderten kleineren aufgebaut, wo inner- und ausserhalb 1000nde Markfahrer versuchen, alles Mögliche an den Mann/die Frau zu bringen. Die Wüste füllt sich täglich mehr.

    Wer uns kennt weiss, dass wir kamen, sahen und schon waren sie weg. Unsere Flucht endet hinter der zweitgrössten Stadt Arizonas Tucson im Tucson Mountain Park direkt neben dem NP Saguaro West. Hier wachsen neben 27 anderen Kakteen, die bis zu 8 m hohen mehrarmigen Saguaros. Auch hier treffen wir wieder andere Reisende aus D und CH und verbringen die Tage mit spannenden Exkursionen. Wir lernen von Spezialisten mehr über diese Wüste und den Sternenhimmel, wandern zu einem Desert Museum, bewundern die Tierwelt mit Coyoten, Schlangen, Pumas, Bighorns und verschiedenen Raubvögeln oder stürzen uns ins Leben der Revolvermänner des wilden Westen.

    Kleiner Pumafilm

    Nur wenige km neben dem Campingplatz hat Hollywood die Wildwest Kulisse schlechthin in die Wüste gebaut: Old Tucson. Jeder unserer Leser ist bestimmt schon mehrere Male hier gewesen und kennt den Saloon, die Bahnstation oder das Büro des Scheriffs. Hier wurden hunderte Filme und Serien gedreht wie: Arizona, Rio Bravo, Schneller als der Tod, High Chaparral, Bonanza, Unsere kleine Farm usw. Stars wie John Wayne, Kirk Douglas, James Steward, Robert Mitchum, Lorne Green samt Little Joe, alle waren hier.

    Wenn nicht gefilmt wird, ist die Anlage für Touristen geöffnet, die mit vielen Showeinlagen glänzend unterhalten werden. Von Stuntmen werden bekannte Filmszenen nachgespielt. Im Saloon tanzen die Girls Cancan und Dixi. Man kann mit der Kutsche oder dem Zug durch die Stadt fahren oder sich einfach hinsetzen und vorstellen, wie Henry Fonda Clint Eastwood durch die Schwingtür des Saloons prügelt.

    Bevor wir uns wieder auf den Weg zurück zur Westküste, nach Los Angeles aufmachen, von wo wir Ende Februar für 4 Wochen in die CH fliegen, besuchen wir noch ein weltweit einzigartiges Nationalmuseum. Die Abschussbasis einer Titan II Atomrakete. Ein Relikt aus dem kalten Krieg. Bis auf die Entfernung des Nuklearsprengkopfs ist alles im Originalzustand.

    Ironischer weise wird die Führung durch einen kompetenten Deutschen Ingenieur durch geführt. Hier einige Zitate dieser wirklich interessanten Führung:

    • Die Hauptaufgabe dieser Basis, einer von 54 innerhalb der USA bestand darin, Frieden durch Abschreckung zu bewahren. Durch das Prinzip der Abschreckung hat die Titan II über mehr als zwei Dekaden für Amerika und darüber hinaus für den Rest der freien Welt Wache gestanden. Die Titan II war ein voller Erfolg: Sie kam als militärische Waffe nie zum Einsatz. Gedanke der Red.: Gott sei Dank, denn,……!!!
    • Sie war in der Lage, einem eventuellen nuklearen Angriff von einem anderen Land kurzfristig mit einem vernichtenden Vergeltungsschlag zu begegnen. ……..wären wir jetzt alle nicht hier, denn,….

    Länge / Durchmesser:        31 m / 3 m

    Startgewicht:                       150 t

    Startschub:                           195 t

    Nukleare Sprengkraft:       9 MT (9 Millionen Tonnen TNT, oder 13 KT von Nagasaki, also 690 x grösser als die verheerenden Bomben in Japan)

    Min. Startzeit:                      58 Sek.

    Flugzeit ins Ziel:                   25 Minuten

    Reichweite:                          11‘000 km

    Geschwindigkeit:                27.000 km / Stunde

    Die Raketen der Russen waren mit Sprengköpfen bestückt mit unglaublichen 25 Megatonnen!! Gesamt standen 70‘000 Kernwaffen zum Abschuss bereit. Weltgeschichte extrem und Franziska dreht als Vorführoffizier den Schlüssel. Der Besuch hinterlässt jedenfalls mulmige Gefühle.

    200 Meilen westlich von Tucson biegen wir links ab zum Organ Pipe NP, der direkt an der mexikanischen Grenze liegt und werden belohnt. Auf einer 34 km Offroadschlaufe besteigen wir einen der Gipfel und bestaunen von oben diese Wüste, die für uns eigentlich gar keine ist. Sämtliche möglichen Grüntöne der bizarrsten Kakteengebilde leuchten um die Wette. Der Himmel stahlblau, die Felsen von gelb bis rot, es ist wieder ein Spektakel der Farben.

    In Yuma, gleich an der Grenze zu Californien und Mexiko wollen wir auf einem dieser hässlichen RV-Parks übernachten, um wieder einmal Internet und Waschmaschine zu nutzen. Doch welche Überraschung: der Platz ist nicht übel und wir werden vom Manager herzlich willkommen geheissen. Wenn wir unseren Stellplatz gefunden hätten, würde bald im Clubhaus eine Jamsession stattfinden. Als Felix erzählt selber ein Keyboard dabei zu haben, ….nun denn, 1 Stunde später steht er mit 6 Gitarristen, 2 Geigern, 3 Bassisten, und einem Schnurrägigeler auf der Bühne und es wird gebluest, gerockt und gecountryt, was das Zeug hält.

    Noch besser hört sich der Sound jedoch an einem Bluegrass Festival gleich in der Nähe an.

    Wie immer ist Hidalgo der Anziehungspunkt. Nice Rig, great Truck, fantastic Car and, and, and. Alle wollen wissen woher, wohin, warum und wie?! Manchen erzählen wir, wir sind über die gefrorene Beringstrasse von Sibirien hierher gefahren, anderen die Strasse über den Atlantik oder einfach die Wahrheit, was auch immer. Sie haben keine Ahnung und freuen sich, dass wir hier sind und so schöne grüne Blätter aufgemalt haben. Es ist immer wieder sehr witzig und die Amis sind immer überaus freundlich und nett, vor allem hier auf diesem familiären RV- Park, wo sie uns gleich hier behalten wollen. So bleiben wir ein paar Tage und geniessen die sommerlichen Temperaturen.

    Dazu mehr Bilder in der Galerie USA 4

     

     

    Posted by franziska @ 1:10

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