Südkalifornien, 28.1. – 28.2.2014
Der mexikanischen Grenze entlang gegen Westen, verlassen wir Arizona und fahren durch den Sand Dune State Park in den Anza Borrego Desert State Park im südlichen Kalifornien. Auf dem Fish Creek Stellplatz, direkt am Ausgang des gleichnamigen Canyons gefällt es uns so gut, dass wir gleich eine Woche bleiben. Toll haben wir Allrad, da dieser Platz nur durch ein 5 Meilen langes, trockenes Flussbett mit Tiefsand zu erreichen ist.
Bei den ausgedehnten Wanderungen kommen wir hier Mitte Februar schon ganz arg ins Schwitzen. Gut sind der Kühlschrank und der Wassertank randvoll, da wir wieder einmal ziemlich weit weg vom nächsten Ort sind. Am letzten Abend wird unsere Ruhe gestört, als ein PS-starker Monster Offroad Truck laut brüllend aus dem Canyon jagt und direkt auf uns zuhält. Wieder einmal ist Hidalgo schon von weitem aufgefallen und sie kommen um zu gucken, wer sich da sonst noch in der Wüste versteckt hat. So lernen wir Laurie und Marc kennen, die später nördlich von San Diego zu neuen Freunden werden.
Zuerst aber möchten wir noch zum Salton Sea. Den NP Joshua Tree lassen wir dieses Jahr vorläufig aus. Der grösste See in Kalifornien ist durch einen vor langer Zeit nach heftigen Regenfällen erfolgten Dammbruch am Colorado River entstanden. Einen Ablauf gibt es hier unter dem Meeresspiegel nicht, die Verdunstung wird mit gelegentlichen Regenfällen in den Bergen wettgemacht. Der Salzgehalt wird so mit jedem Jahr höher und auch die Verschmutzung nimmt ständig zu, weshalb es an seinem Ufer ziemlich übel riecht und der Strand mit einer Schicht toter, getrockneter Fische verkrustet ist. Also weg hier, wieder quer durch den Anza Borrego, später auf einer Panoramastrasse über die Palomar Mountain nach San Diego.
Schon wieder erwartet uns eine unglaubliche Gastfreundlichkeit, mit Traumhaus in toller Umgebung. Hätten wir nicht einen Termin in LA würden wir hier noch lange bleiben. Die Zeit vergeht im Nu, mit gutem Essen und vielen Gesprächen. Die Jungs wühlen in Motoren und Getrieben, Marc baut seine Offroader selber, und die Mädels basteln fleissig, gehen shoppen und schmieden Pläne, was wir alles zusammen noch unternehmen könnten. Looking forward to seeing you guys again.
Am 18. Februar fahren wir im Hafen von Venice Beach auf einem Werftgelände der Marina del Rey bei Chad Butler vor. Er soll unser leckendes Dachfenster in Ordnung bringen. Auch wird unsere neue Hausbatterie hierher geliefert. Viele Teile an unserem Hidalgo sind ja aus dem Schiffsbau und da wir nicht wissen, was das eingetretene Wasser in der Isolation und am GFK angerichtet hat, wollen wir das nicht alleine machen und haben mit Chad einen Profi für Jachtfenster gefunden. So war es jedenfalls gedacht. Schäden haben wir nach dem Ausbau keine gefunden und das neue Verfugen hätte Felix schneller und erst noch viel schöner selber gekonnt. Wir durften aber auf der Werft 2 Nächte direkt am Wasser in Ruhe übernachten, denn einen bezahlbaren Campplatz in Los Angeles zu finden, ist extrem schwierig. Der Dockweiler State Park direkt an der Beach startet mit Preisen ab 55.-$ pro Nacht in der hintersten Reihe. Wohl oder übel müssen wir dort 2 Nächte buchen, sind wir doch unserem Zeitplan voraus, da alles was wir vorgängig organisiert haben, ohne Pannen geklappt hat. Selten genug, darum hier ein grosse JEEEEE! Hiddy wird innen und aussen sauber gemacht, wobei das Aussen eigentlich keinen Sinn macht. Trotz erheblichen Massnamen des Staates Kalifornien ist die Luft über LA immer noch zum Schneiden dick und die Fenster von Hiddy jeden Morgen mit einer dicken, klebrigen Staubschicht bedeckt.
Jetzt müssen wir nur noch einen Platz finden, wo wir Hidalgo einstellen können, wenn wir den ganzen März in der Schweiz verweilen. Er sollte sicher und bezahlbar sein und nicht allzu weit vom Flughafen entfernt.
Vor 3 ½ Jahren haben wir auf einer kurzen Wanderung in Chile im Nationalpark Torres del Paine in Patagonien ein nettes, älteres Paar aus Venice getroffen. Nach 10 minütigem Smalltalk haben sie uns, wenn wir einmal in der Gegend wären, zu sich nach Hause eingeladen, ja und hier sind wir nun. Schon wieder Gastfreundschaft pur, ja wir schlafen sogar im Gästetrakt und nicht im Auto und das will etwas heissen. Wer kann aber schon gegen einen eigenen Hausteil mit grossem Badezimmer und allem Komfort nein sagen? Wunderschön, mitten in Venice an einer Süsswasserlagune gelegen, denkt man nicht in dieser grausigen Stadt zu wohnen. Joanie hatte den gleichen Job wie Franziska, also auch viel Gesprächsstoff für die beiden und Ron war Ingenieur und Projektleiter bei der NASA. Thanks 4 everything!
In Venice, nur 15 Minuten vom LAX International Airport entfernt, finden wir auch gleich ein perfektes Plätzchen für Hiddy und sind nun so bereit für den Abflug. Bis es in 3 Tagen soweit ist, zeigen uns Joanie und Ron noch einiges von LA. Wir werden mal mit dem 5er BMW, mal mit dem Hybrid Lexus durch Beverly Hills, Hollywood, Down Town oder mit dem Motorboot durch den Hafen kutschiert. Gespeist wird im First Burger Restaurant oder halt „nur“ im Jachtclub, es fehlt an nichts.
Zu guter Letzt radeln wir noch zur Venice Beach und staunen. Wer Venice Beach nicht gesehen hat, hat LA nicht gesehen. Ein breiter 10 km langer Sandstrand, ein Fahrradweg, Skateboardparks, Spielplätze und, und, und. Eine Front aus kleinen älteren Häusern und Hightechvillen schliessen den Strand Richtung City ab. Dazwischen ein Stelldichein von Souvenirläden, Kneipen, Trödlern, Strassenmusikanten, Cannabisshops bis hin zur Muskelbeach, wo auch Arni Schwarzenegger trainierte und seine Karriere startete. Fasst man das ganze zusammen kommt es uns vor, als hätte man mit einem grossen Trichter alle Selbstdarsteller, Junkies und Obdachlosen, einfach alle Irren und Spinner aus ganz USA hier ausgesetzt. Schillernd, schräg, lustig und manchmal traurig oder echt eklig das Ganze, aber für uns Landeier einfach faszinierend.
Die ersten 6 Monate in diesem Land sind nun um und wir hoffen bei der nächsten Einreise im April mindestens wieder so viele zu bekommen oder gar mehr.
Bis auf wenige Ausnahmemomente gefällt es uns hier sehr gut. Vor allem kann uns diesbezüglich extrem Verwöhnten, die Landschaft immer wieder hell begeistern.
See you soon folks