Allerlei aus 3 Bundesstaaten, 1.3. – 7.5.2014
4 Wochen Heimat gehen schnell vorbei, schon haben wir wieder einen Stempel für 6 Monate USA im Pass. Hidalgo ist von der enormen Luftverschmutzung Los Angeles beinahe schwarz und kaum wieder zu erkennen, freut sich aber sicher gleich wie wir, dass es von nun an nordwärts geht.
Die Szenerie auf der 1, der kalifornischen Küstenstrasse ist umwerfend wild und schön. Durch viele Kurven, mal direkt am Meer, mal über senkrechte Klippen, mal im strahlenden Sonnenschein, dann wieder in sintflutartigen Regengüssen schlängeln wir uns 3 Tage nach San Francisco durch. Bei den Seeelefanten, die viel kleiner sind als die patagonischen, hätten wir Geduld zeigen sollen, bis sich der Regen verzieht, haben aber auch so ein paar Bilder schiessen können.
Wir haben einen Termin in Mudrak Toyota Land Cruiser Shop in Sonoma, den wir so schnell wie möglich erreichen wollen. Unsere Kupplung spuckt schon wieder einige Zeit und müssten Teile bestellt werden, haben wir noch genug Zeit San Francisco zu erforschen. Da aber strahlender Himmel an dieser Nebelküste eher selten ist, nutzen wir diesen herrlichen Tag und biegen mitten in der City vom Highway ab, und fahren über die berühmt – berüchtigten steilen Hügel quer durch die Stadt zur Lombard Street. Obwohl seit Neuem für Camper, Vans und alle grösseren Fahrzeuge verboten, lässt es sich Felix nicht nehmen, die kürzeste und kurvenreichste Strasse der Welt hinunter zu fahren, während Franziska von unten fotografiert. Danach folgen wir der Hafenstrasse nach Westen, die uns genau zur Königin der Brücken, zur Golden Gate Bridge führt.
Was macht es wohl aus, dass diese Brücke, obwohl sie ja einfach nur eine Brücke ist, uns und Millionen von Menschen aus der ganzen Welt so fasziniert? Der Name, die Lage, oder weil sie rot im Sonnenlicht leuchtet? Egal, sie ist auf jeden Fall aus jedem Winkel ein Schnappschuss wert. Wir verbringen auch die folgende Nacht in ihrem Schatten auf dem Gelände der San Francisco Coast Guard nahe Sausalito.
Geschlagene 3 Wochen brauchen die Autoteile bis sie bestellt, geliefert und eingebaut sind. Kein Problem, wir dürfen im Garten von Jacky und Gary Kardum (Besitzer von Mudrak) am Ententeich unter Palmen und Bambus stehen und haben allerlei zu tun. So werden von uns die GFK-Schäden, die beim Unfall in Paraguay entstanden sind, mit Fiberglas beinahe perfekt gespachtelt, geschliffen und gestrichen. Ja, wir konnten sogar die originale Farbe mischen lassen. Auch vollenden wir endlich unsere Kokosschmuck Kollektion, die wir seit Kolumbien dabei haben und verkaufen sogleich einen grossen Teil davon. Nur mit Mühe können wir uns von diesen Stücken trennen, steckt doch enorme Arbeit dahinter. Es wurde an traumhaften Orten unserer Reise gesägt, geschliffen und poliert, bis die Finger schmerzten. Dann rüsten wir unser seitliches Sonnensegel zu einem Regendach über der Türe um, da schon bald mit völlig anderem Klima zu rechnen ist. Zwischendurch schieben wir noch einmal einen San Francisco Day ein, bummeln durch die Fisherman‘s Wharf und auch die Fahrt mit der Cable Car und Chinatown gehören zum Pflichtprogramm dieser echt schönen Stadt.
Zu Ostern werden wir von Gary und Jacky in ihrem Garten zum Brunch eingeladen und wir steuern natürlich einen Butterzopfkranz dazu und Franziska färbt ein gefundenes Ei der Hausgänse, das sich perfekt im Kranz präsentiert.
2 Tage vor der Weiterfahrt kommen uns Gary und Karla Peebles aus Los Angeles besuchen. Sie werden uns auch noch ein Stück die Küste hoch begleiten.
Hidalgo ist nun in Hochform wie schon lange nicht mehr und eigentlich bereit, ohne grosse Probleme den nördlichsten Punkt von Alaska zu erreichen und wieder zurück zu kommen. Wir sind optimistisch und starten bei sommerlichem Wetter zu den letzten kalifornischen Etappen. Das Nappa Valley erinnert uns ans CH-Mitteland, nur dass sie hier an jeder freien Stelle Wein anbauen. Dazwischen Villen und Weingüter, ja sogar richtige Schlösser à la „la Grande France“ bis sich die Szenerie dramatisch ändert.
Wir sind zurück an der Küste und hier beginnen die grossen Wälder mit den Redwood Bäumen. Diese Mammutbäume sind die grössten Lebewesen, die unser Planet je hervorgebracht hat. Hier an der Küste sind es die höchsten Bäume mit bis zu 120 m und im Sequoia NP in den Rockys sind es die dicksten mit bis zu 12 m Stammdurchmesser. Karla und Gary verabschieden sich und wir fahren langsam der Küste folgend durch die herrlichen Wälder. Im Redwood NP, dem letzten in Kalifornien übernachten wir am wilden Strand und machen eine lange Wanderung durch den Ferncanyon (Farnschlucht) in das tiefste Dickicht dieses Dschungels aus bis zu 2000 Jahre alten Giganten. Ja, es ist wirklich ein Dschungel nur fehlen hier die Dornen, Schlangen und das Krappelgetier der Tropen, jedoch sind wir hier bereits in Bärenland.
Nächster Szenenwechsel. Wir sind im Bundesstaat Oregon. Mit einem Schlag sind die Schickimicki – Häuser von Kalifornien verschwunden, und alle Preise, wie für den Diesel, die Campings und Stateparks haben sich normalisiert. Geblieben ist aber die überwältigende Natur. Auf der 192 schlängeln wir uns nordostwärts den Bergen entgegen. Wir wollen zum Crater Lake NP auf 1850 müM. Dieser See ist bei einem Vulkan Einbruch vor 7700 Jahren entstanden, hat keinen Zu- und Ausfluss und wurde nur mit Niederschlägen gefüllt. Der Pegel hält sich mit der Verdunstung und Regen und Schnee konstant. Er soll das reinste Wasser überhaupt haben, ist 9 km im Durchmesser und mit 600 m der tiefste See der USA. Mitten im See ist vor einiger Zeit ein zweiter, kleiner Vulkan entstanden. Was wir nicht wussten, aber befürchteten; hier oben herrscht noch tiefster Winter. Bei Minustemperaturen und 3 Meter hohen Schneewällen entlang der Strasse fahren wir für die Nacht zurück auf unter 1000 m und werden trotzdem wieder einmal so richtig nett zugeschneit. Bilder wie im Märchen entstehen.
In mehrstündigem Schneegestöber zurück an die Küste, zurück in den Frühling. In der Oregon Dunes National Recreation Area halten wir an unserem nächsten Wohlfühlplatz. Hier wollen wir 2 Tage bleiben. In allen Farben blühende, wilde und unglaublich grosse Rhododendren, dazu leuchten gelbe Ginsterbüsche in den vielen Waldinseln inmitten riesiger Sanddünen um die Wette. Ein weiterer Spielplatz für Offroad Vehikel. Neidisch blickt Felix, während wir durch die Dünen streifen, den Crosstöffs, Quads und Dunebuggies hinterher, die mit wilden Stunts durch die Gegend rasen. Kaum bei Hiddy zurück bietet uns liebenswürdigerweise einer dieser Freaks seine 650 ccm 4×4 Maschine an, und schon rasen wir selber durch tiefsten Sand hinunter zum Strand.
Der Küste folgend erreichen wir nach der Überquerung der 6,5 km langen Brücke über den Columbia River den Staat Washington. Hier wollen wir als erstes den Vulkan St. Helens sehen. Vor 34 Jahren explodierte dieser Vulkan so verheerend, dass sein Kraterrand nun 400 m tiefer liegt als zuvor. Man hat danach das ganze Gebiet unter Schutz gestellt, um in einer Langzeitforschung die Erholung der Natur zu studieren. Obwohl der Baumbestand nachgewachsen ist, sind die Verwüstungen noch gut erkennbar.
Leider hat Washington ein anderes Steuersystem als Oregon. (Keine Einkommenssteuer, nur Umsatzsteuer in WA) Wo dort Arbeitsplätze geschaffen werden und alles funktioniert, wird hier an allen Ecken gespart. So sind die meisten Campingplätze noch geschlossen und die NP’s auf Sparflamme betrieben bis im Juni die Hauptsaison beginnt. Das Visitorcenter ist geschlossen und an einer kleinen Info sagen sie uns, die Strasse zum Krater hinauf auch. Es liege noch zu viel Schnee dort. Auf einer Wanderung finden wir die Strasse jedoch komplett Schneefrei und trocken bis zum Ende. Warum weiss der Teufel, sie müssten nur die Schranke und die Androhung einer Busse von mind. 500 $ entfernen, sollte man sie umfahren. Zu Fuss zum Krater ist ohne Permit auch verboten und von unten viel zu weit entfernt. Sind wir wirklich im Land der unbegrenzten Möglichkeiten und Freiheit? Das war vermutlich mal vor 100 Jahren. Kaum ein anderes Land hat mehr Gesetze und Auflagen. Bei dem immer wieder antreffenden fehlenden Intellekt der Durchschnittsbevölkerung auch kein Wunder. Enttäuscht kehren wir um und sind schon am Abend am Fusse des höchsten Berges von Washington, dem 4392 m hohen Vulkan Rainier.
Was für ein Berg, jetzt müssten wir die Skitourenausrüstung dabei haben! Nach einer traumhaften Nacht an einem Gebirgsfluss mit Sicht auf den Vulkan fahren wir wie meist vor dem Frühstück schon mal 1-2 Stunden. Wir werden verfolgt! Egal wie und wo wir abbiegen, dieser alte Pickup Truck folgt uns. Eine schöne Waldlichtung kommt, hier ist unser Frühstücksplatz. Wir biegen ab auf die Wiese, der Pickup folgt. „Endlich!!“, ruft der Fahrer zu uns herüber, „endlich stoppt ihr und ich kann mit euch sprechen.“ Schon wieder hat Hidalgo einen Fan angezogen. Der hier ist uns sogar gefolgt, um uns zu seiner Familie in ihrem Sommerhaus an der Küste des Olympic NP zum Fischen und Muscheln sammeln einzuladen. Gibt es denn sowas? Schon wieder ändern wir die Pläne. Schon wieder Gastfreundschaft pur.
Jan, Stan, Danny und All sind brennend an uns und unserer Reise interessiert und wir haben grossen Spass zusammen. Das Hochseefischen muss wegen zu schlechtem Wetter abgesagt werden, wir finden jedoch Ersatz. Die Saison der Razur Clam (pazifische Schwertmuschel) hat begonnen. Eine Delikatesse dieser Gegend. Innerhalb 45 Minuten haben wir unser Limit von 15 Muscheln pro Mann und Tag erreicht und bald danach, frittiert mit Pommes verschlungen. Herrlich. Wir revanchieren uns am nächsten Tag mit Pizza und Musik.
Es stimmt wohl was im Reiseführer steht. Hier ist eine der regenreichsten Gegend der Erde. Seit Tagen schüttet es ununterbrochen, alle hier aus Holz gebauten Häuser rotten vor sich hin. Durch Moos behängte Regenwälder und grün wucherndes Farmland gelangen wir später in Port Townsend mit der Fähre wieder zurück aufs Festland nördlich der Grossstadt Seattle. Hier sind wir von einer irischen Familie, die uns im www aufgegabelt hat zum Verweilen eingeladen. Sie wollen mit ihren 3 Teenies nach 16 Jahren USA wieder zurück in die Heimat, dies auf dem Landweg via Südamerika. Von uns möchten sie erfahren, ob und wie es zu bewerkstelligen ist. Klar machen wir das, waren wir vor Jahren ja in der gleichen Situation. Zudem wohnt diese nette Familie in ihrem grossen Haus nur eine Stunde von der kanadischen Grenze entfernt, welche wir ja schon bald überqueren werden. Alaska wartet auf uns.
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