• 16. April. 2015 /  Nordamerika, USA

    Von Südwest nach Südost, 24.2. – 14.4.2015

    Unsere Alten, alten Freunde auf dem RV-Park in Yuma haben solche Freude, uns noch einmal zu sehen, dass sie uns kaum mehr gehen lassen. Jimmy der Manager schenkt uns sogar die ganze Woche, weil wir so nett seien. Also doch! Wir geniessen ein paar Tage Ruhe, planen die Weiterfahrt und besuchen eine grosse Flugschau der Navi. Gegen die Patrouille Swiss hätten die Jungs hier aber keine Chance.

    F-35B Lightning II Shockwave Jet Truck Flugshow

    Auf möglichst kleinen Strassen folgen wir der mexikanischen Grenze Richtung Osten. In Bisbee, Südarizona haben wir unser nächstes Viecher Highlight. Auf einer gewaltigen Hochebene bilden sich im Winter und Frühjahr, wenn es hin und wieder ein wenig regnet, kleine, seichte Moorseen. Dies ist der Grund, weshalb sich hier jedes Jahr um die 30‘000 Sandhill Kraniche treffen. Bei Wind und Regen stehen wir in der Whitewater Draw Wildlife Area am Ufer und gucken und gucken und sehen keinen einzigen dieser Storch ähnlichen Vögel mit ihren roten Köpfen. Wir wollen schon aufgeben und weiterfahren, als uns ein „Birder“ erklärt, dass sie nur für die Nacht hierher kommen. Man darf in diesem kleinen Park sogar gratis übernachten. Also harren wir aus und tatsächlich, genau zum Sonnenuntergang, der eigentlich wegen des schlechten Wetters gar nicht stattfindet, kommen sie angeflogen. Hier eine Gruppe mit 100 Vögeln, dort eine mit 300, und weiter hinten kommen alle anderen bis wirklich direkt vor uns mehr als geschätzte 30‘000 Kraniche stehen und einen fürchterlichen Radau machen. Der Abflug am Morgen soll noch mehr Spektakel bringen und nach einer Nacht im strömenden Regen, es hat inzwischen aufgehört, wandern wir noch lange vor Sonnenaufgang zu diesem See. Kaum dort, giesst es wieder ausgiebig und kalter Wind kommt auf, und wir ohne Regenschutz. So verziehen wir uns auf den Tag wartend unter die hölzerne Beobachtungsplattform. Die Kraniche sind anhand des Lärms auf jeden Fall noch da. Noch! Da kommt doch der blöde Ami mit seinem Bärenspray bewaffnet, den wir am Abend zuvor schon bemitleidet haben. Gibt es hier doch nichts, was man fürchten müsste. Da er uns nicht sehen kann, geht er auf die Plattform, schreit so laut er nur kann in die Nacht hinein und klatscht in die Hände. Mindestens die Hälfte der Vögel, diejenigen, die sehr nahe am Ufer stehen, ergreift panikartig die Flucht. Wir können nur hören, wie diese Unzahl an Flügeln das Weite suchen. Keine Chance in dieser Dunkelheit ein Foto zu schiessen. Zu hören bekam der Ami von Felix auch etwas. Auch er hat danach die Flucht ergriffen. Völlig durchnässt kommen wir zurück zum Hiddy und verwünschen diesen Trottel wieder und wieder.

    30'000 Sandhill Kraniche     30'000 Sandhill Kraniche

    Weiter geht’s über El Paso zum NP Big Bend im Süden von Texas. Ein wüstenähnliches Gebirge durch das sich der Rio Grande schlängelt. Wir sind begeistert und lösen beim Visitor Center eine Bewilligung den Park auf der Offroad Piste dem Rio Grande folgend zu durchqueren. Wir sind alleine unterwegs über kleine Berge, unzählige Bachbette und wunderschöne blühende Ebenen, obwohl hier in Texas gerade die Frühlingsferien (Springbreak) beginnen und es überall von Menschen nur so wimmelt. Warum wohl? Ausgerechnet jetzt nach 3 herrlichen Tagen unterwegs regnet es wieder. Die Sicht ist mies und das viele Wasser verwandelt die Strecke in eine Schmierseifen Piste. Die groben Profile der neuen AT-Reifen sind im Nu zugepappt und wir schlittern nur so durch die Gegend. Obwohl 2 Nächte unterwegs geplant, lassen wir es bei einer, da noch mehr Regen prophezeit ist, und kämpfen uns die 100 km durch auf die Teerstrasse, wo gleich die Sonne wieder zum Vorschein kommt.

    Wüstenflor     Rio Grande

    Die Nationalpark Campings funktionieren nach dem Prinzip: „First come, first serve“ und halb Texas möchte hier die Ferien verbringen. Da wenigstens die Hälfte von uns ein Frühaufsteher ist, haben wir jedes Mal Glück. Platz reservieren, bezahlen und ab zu schönen Wanderungen. Die letzte Tour am siebten und letzten Tag im Big Bend bringt uns auf den höchsten Gipfel im Park dem Emory Peak (2387m) in den Chisos Mountains. Eine 24 km Tortur mit 1600 Höhenmetern.

    Wir sind wieder einmal voll auf unsere Kosten gekommen. Die Wüste in farbenfroher Blütenpracht, die wilden Canyons und der Rio Grande, der uns sogar zum Baden verführt, sind den Abstecher wert.

    Emory Peak     Heisse Quelle

    Von Del Rio nach Corpus Christi am Golf von Mexiko wählen wir eine kleine 300 km lange Farmerstrasse, in der Hoffnung überall gute Übernachtungsplätze zu finden. Leider entpuppt sich diese Road als Zulieferungsweg von dutzenden privaten und eingezäunten Ölbohrfeldern. Also, Kopf runter und ganz schnell durch.

    Vom vielen Sonnenschein im vergangenen Jahr verwöhnt, nerven wir uns jetzt über das schlechte Wetter, das uns eigentlich schon seit Sonoma in Kalifornien begleitet. Wir beobachten Vögel im strömenden Regen, wir flüchten von Flutwarnungen in der Wüste und es macht einfach keinen Spass, direkt am Strand vom Golf von Mexiko zu stehen, wenn mehr Wasser von Oben kommt als mit der Flut vom Meer. Vor allem sehen wir unterwegs überhaupt nichts von der Gegend ausser Gischt und Nebel. Auf einem mehr oder weniger gemütlichen RV-Park mieten wir uns deshalb solange ein, bis die versprochene Wetterbesserung kommt. Keiner hier erinnert sich an einen so nassen und kalten Winter. Kein Wunder stehen hier alle Häuser auf Stelzen. Nicht nur wegen der ständigen Gefahr eines Hurricans.

    Sanddünenhaus     Löffler

    Nach 6 Tagen, die dicken Wolken und der zähe Nebel lichten sich, sind wir „on the road again“. Auf einer gigantischen Brücke überqueren wir den Intercostal Waterway. Auf dieser Wasserstrasse kann man mit dem Schiff von Bosten rund um Florida bis nach Mexiko gelangen und so gut wie nie im offenen Meer schippern. Oft liegt diese Wasserstrasse hinter schmalen aber zum Teil sehr langen Düneninseln. Auf diesen suchen wir Strände, an denen man gratis campen darf. Padre Island ganz im Süden von Texas ist toll, Corpus Christi na ja. Galveston, südlich von Houston erinnert an Ballerman auf Mallorca, also grauenhaft, und die Crystal Beach kurz vor der Bundesstaatsgrenze gefällt uns auch nicht wirklich. Also rüber in den Bundesstaat Louisiana.

    Calveston Ferry Küstenhaus Küstenhaus

    Was für ein Wechsel. Hier an der Grenze West- / Oststaaten hat der Frühling schon Einzug gehalten. Keine Spur mehr von den trockenen Wüsten in Grau, Gelb, Ocker und Rot. Wir durchfahren fruchtbarste, in allen Farben blühende Ebenen, grüne Wälder und schon bald haben wir die ersten Sümpfe vom Grossraum Mississippidelta mit ihren überall herum liegenden Alligatoren erreicht. An der Holly Beach finden wir auch das Gesuchte und parken wieder einmal direkt am Strand. Einzig schade, dass das Wasser für uns noch zu kühl ist, sonst würden wir zu den zig Delfinen, die sich hier manchmal nur 10 Meter vor der Küste tummeln hinaus schwimmen. Allzu lange dürfen wir hier aber nicht mehr bleiben, denn wir wollen New Orleans, die Geburtsstätte des Jazz und Blues noch vor der Osterwoche hinter uns haben, da dann diese Stadt von Touristen überrollt wird.

    Pelikane     Louisiana

    Grosser Alligator     Kanutripp

    Ostern hin oder her, viel mehr Menschen, die durch die altehrwürdigen Gassen des French Quarters ziehen, kann man sich auch jetzt kaum vorstellen. Das neue App von Franziskas iPhone zählt die 46‘000 Schritte, die wir brauchen, um uns alles an zu sehen. Diese schöne Stadt, auch „The Big Easy“ genannt, wurde nach dem Hurricane Catherina im 2005 beinahe aufgegeben. Mit Bildern wird überall an diese grösste Naturkatastrophe der USA erinnert. Ausser ein paar vor sich hin modernden Gebäude und aufgerissenen Trottoirs können wir kaum noch etwas davon erkennen. Gut so, denn die Menschen hier, völlig anders als in Rest USA strahlen vor Lebensfreude. Und hier kann man sogar ausnahmsweise gut essen. Die Spanier und Franzosen, die diese Stadt dazumal erbaut haben, liessen ein gutes Erbe zurück. Ein Drittel aller Seafoods, das die Amis verdrücken, kommt von hier. Austern, Krebse, Shrimps, Fisch, kein Wunsch bleibt offen. Wir kaufen direkt beim Fischer 4,5 Pfund Shrimps für 10 US$.

    10 $ für 2,5 kg Canal Street in New Orleans Mississippi Dampfer

    Ausser für seine Küche ist diese Stadt, ja der ganze Bundesstaat natürlich berühmt für seine Musik. Sei es der Blues, der Dixie Jazz, der Cajun oder der Zydeco, alles geht direkt unter die Haut. Louis Armstrong, nach ihm wurden der internationale Flughafen, eine Strasse und ein Stadtpark benannt, hatte hier seine ersten und viele weitere Auftritte. Sein Konterfei ist als Bild, Statue, auf T-Shirts, Kaffetassen und 1000 weiteren Dingen allgegenwärtig. So auch die Musik. Im French Quarter spielen schon am Morgen die ersten Bands in den Kneipen den Blues und gegen Abend gipfelt das Ganze zu einer richtigen Kakophonie. Good old Dixie mischt sich mit Rock ’n‘ roll, Blues und Hard Rock. Rapps wummern, dass die Häuser erzittern und zig Strassenkünstler zeigen Shows vom Feinsten. Es ist jeden Abend einfach eine riesige Party. Louisiana mit New Orleans ist anders, es ist einfach gut!

    Louis and Mahalia Dixie Jazz French Quarter

    Allzu viel ist ungesund. Wir sind so viel Lärm, Action und Menschen nicht mehr gewohnt und verziehen uns auf eine kleine Insel weit draussen am Ende des Mississippideltas in den Grand Isle Statepark und geniessen die Ruhe.

    Mississippi Delta Grand Isle SP Feines Znacht

    Ostern steht vor der Tür, einer der wichtigsten Feiertage dieser Gegend. Sämtliche Stateparks und Campings sind schon lange ausgebucht und wir werden per Donnerstag hinaus komplimentiert. Wild stehen ist in Louisiana offenbar sehr schwierig, einen freien Campingplatz zu finden beinahe unmöglich und auf dem Walmart Parkplatz die Ostertage verbringen geht ja gar nicht. So fahren wir jetzt gemütlich dem Mississippi folgend (leider sieht man den kaum, da man nicht mehr auf dem Damm fahren darf) hinauf nach Natchez, Mississippi. Hier beginnt gemäss Führer eine der schönsten Strassen der USA, der Natchez Trace Parkway, der über 444 Meilen quer durch den ganzen Staat führt, bis er oben in Nashville, Tennessee endet.

    Vorher wollen wir uns aber hier in Natchez eine schwarze Messe, nein, eine Messe mit Schwarzen, also so einen richtigen Südstaaten – Gospel – Gottesdienst ansehen und werden fündig. Doch die weissen Eingeborenen warnen uns, dies zu tun, da es „very dangerous“ sei!!! Gefährlich war die Messe schon, aber nur für unsere Ohren, da der Gospelchor, das Schlagzeug, Saxophon, Klavier und die Orgel zusätzlich verstärkt sind. Der Pfarrer der African Methodist Episcopal Church begrüsst uns mit Handschlag und strahlendem Lachen und inmitten der Messe müssen wir uns der Gemeinde vorstellen, was mit frenetischem Applaus bedankt wird. Die ganze Geschichte war äusserst interessant, nur die Musik und der Chor, na ja, die waren eigentlich nur laut.

    Oak Alley Plantation     Sippi

    So war das!     Gospelchor

    Spannend ist auch das gegenwärtige Klima. Karfreitag 35° und schwül, Samstag 12° und windig, Sonntag ganzer Tag strömender Regen und Montag 32° und wenn es noch 1% feuchter wäre, würde es im Hiddy regnen.

    Die Gloors1. Mal in Patagonien, 2. Mal in Yucatan und zum 3. Mal treffen wir die www.gloorontour.ch hier auf einem Campingplatz am Mississippi. Zusammen verbringen wir 3 schöne Tage und besuchen den Vicksburg National Military Park. Das ist eigentlich nichts Anderes als eine 16 Meilen lange Parkstrasse mit zig Denkmälern, um an die zweitletzte, grosse Schlacht mit ihren vielen Toten des Amerikanischen Bürgerkriegs zu erinnern. Wie das Morgarten Denkmal am Ägerisee, nur halt in amerikanischen Dimensionen.

    Vicksburg Military Park     Vicksburg Military Park

    Natchet Trace ParkwayDer Natchez Trace Parkway verdient unserer Meinung nach die Platzierung in die Top Ten Strassen auf keinen Fall. Das Gute hier, die Höchstgeschwindigkeit ist auf 80 km/h beschränkt, keine Stopps und Ampeln, für LKWs verboten und genug gemütliche Übernachtungsmöglichkeiten. Aber eigentlich fährt man andauern ohne Sicht auf irgendetwas „nur“ durch den Wald.

    Wir sind wieder einmal eingeladen. Bei einem Republikaner mit riesigem Grundstück mit 2 Seen und Jagdgebiet. Hoffentlich verstehen wir ihn und seine Frau besser als die Anderen hier. Da meint man Englisch zu können, aber wenn sie dich hier in dieser Gegend mit einer grossen Kartoffel im Mund ansingen??? Ob das spannend wird? Davon dann im nächsten Bericht.

    Mehr Fotos zu diesem Reiseabschnitt in der Galerie USA 10

    Posted by franziska @ 19:24

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