Nova Scotia, 31.8. – 15.11.2015
Nach der ruhigen Überfahrt erreichen wir kurz vor Sonnenuntergang in North Sydney in der Provinz Nova Scotia wieder das kanadische Festland. Das Wetter ist toll und wir nehmen gleich den Cabot Trail mit der Umrundung des Cape Breton, dem nördlichsten Finger dieser Provinz unter die Räder und finden weitere traumhafte, wilde Übernachtungsplätze an der Küste. Eines Morgens, wir stehen 100 m über dem Meer auf einer Felsklippe, beobachten wir ein kleines Fischerboot das offensichtlich guten Fang macht. Diesem folgend fahren wir über die kurvenreiche Küstenstrasse bis zu seinem Zielhafen. Was die wohl gefangen haben? Können wir denen wohl ein paar Fische abkaufen? Es sind Makrelen und wir dürfen uns so viele nehmen wie wir wollen. An einem einsamen Strand filetiert Felix die Dinger und es gibt Fisch und Chips à la Franzi.
Da wir dringend eine Waschmaschine brauchen, suchen wir uns einen hübschen RV-Park und werden auf dem Harbour Light Camping in Pictou fündig.
Die Saison ist vorüber, alle anderen, einheimischen RV-ler sind schon zu Hause und wir stehen gleich oberhalb des Fjords mit bester Aussicht und allem Komfort im Schatten eines Ahornbaums. Deshalb entschliessen wir uns gleich hier alles zu erledigen, was anfällt, um diesen Kontinent zu verlassen und in der CH wieder Fuss zu fassen. Internet sei Dank.
Immer noch suchen wir einen Einstellplatz für Hidalgo in der Schweiz. Wie vereinbaren Termine mit der Krankenkasse, der Gemeinde, der Autoversicherung. Gleichzeitig wurde uns der Bastelraum in Rheinfelden, in dem wir unsere wenigen Habseligkeiten wie Ski-, Tauch- und Kletterausrüstungen, Kinderspielsachen und ans Herz Gewachsenes aufbewahren, zwecks Eigengebrauchs gekündigt. Wohin mit dem ganzen Plunder? Dann haben wir von unserem Verschiffungs Spediteur eine lange Liste bekommen, wie, wann und wo Hidalgo im Hafen von Halifax abgegeben werden muss. Die wollen doch tatsächlich, dass wir unseren Gastank mit Zertifikat für 200.- CAD spülen lassen. Es gibt nur einen Mann in ganz Nova Scotia, der das mit eben diesem Zertifikat erledigen darf. Andere Gasfachmänner oder wir selber werden nicht akzeptiert.
Franziska möchte in den paar Monaten Schweiz unsere Reisekasse ein wenig auf Vordermann bringen, schickt eine Bewerbung raus und wird regelrecht mit Angeboten überhäuft. Auch das ergibt einen enormen Mailverkehr.
Den Nordsturm, der 3 Tage lang unser Heim erzittern lässt, bemerken wir vor lauter Arbeit kaum und als wir dann den Campingplatz verlassen, hat Franziska einen Job in Basel und alle Termine sind gefixt. Einzig Hidalgo hat noch keinen Platz.
Nächstes Ziel, die Bay of Fundy. Berühmt für einen ganz speziellen Weltrekord. Hier findet der höchste Gezeitenunterschied der Erde statt. Die über 250 km lange Bay verengt sich gegen Nordosten von ihrer anfangs 100 km Breite auf nur 50 m. Bei Flut wird daher das Wasser mit ungeheurem Druck in diese Enge getrieben. Die Kraft dieses Wassers ist so gross, dass die Flut nicht allmählich steigt, sie kommt, speziell bei Vollmond mit einer Flutwelle daher, auf der man surfen kann. Der Maximalunterschied beträgt bei dieser Bedingung um die 16 m. Leider sind wir bei der schlechtesten Mondphase vor Ort, spannend ist es trotzdem. Unglaublich zu sehen, wie ein Fluss in der Dimension des Rheins bei Basel, 20 km vom Meer entfernt plötzlich stoppt und mit 20-facher Geschwindigkeit flussaufwärts strömt. Eine Stunde später hat sich der Wasserstand im Flussbecken um 7 m erhöht und fliesst immer noch bergauf.
Einmal beobachten wir dieses Phänomen in Moncton, das 30 km Fluss aufwärts der Bay liegt und das zweite Mal an der engsten Stelle in Maitland.
Viel Zeit bleibt uns jetzt nicht mehr. Weiter geht’s der Nordküste entlang zuerst zum Cape Split, wo wir eine tolle Wanderung zum Minas Channel machen. In dieser Enge sehen wir mit welcher Urgewalt 2-mal täglich die Wassermassen rauschen. Zum Abschluss gehen wir in der Tobeatic Wilderness Area noch auf Fotopirsch, um einen Elchbullen vor die Linse zu kriegen. Leider wieder einmal erfolglos.
Im vergangenen Frühjahr im Staate Mississippi klopft es an unserer Tür. Draussen steht das ältere Schweizer Paar Monika und Willy. Sie sind vor 20 Jahren nach Kanada ausgewandert, verbringen die Winter im Süden der USA und sind nun auf dem nach Hause Weg nach Nova Scotia. Wir verbringen einen gemütlichen Abend und werden eingeladen, bei ihnen zu wohnen bevor wir nur 100 km entfernt in Halifax verschiffen. Sie wollen für uns auch den Taxidienst vom Hafen zurück nach Mill Village und zum Flughafen übernehmen. Perfekter geht es kaum mehr.
So werden wir jetzt in ihrem selbst gebauten, grosszügigen Haus mitten im Wald und mit bester Sicht auf die Bay herzlich empfangen. Wir dürfen alles benützen, um uns und Hidalgo für die Heimreise vor zu bereiten und als Gegenleistung helfen wir mit in Haus und Hof. Monika hat es mit der Hüfte und Willy hat sich bei einem Arbeitsunfall den Bizepsmuskel abgerissen. So verdingt sich nun Felix als Zimmermann und Dachdecker und Franziska als Köchin. Damit unsere angeschlagenen Freunde im Winter hier nicht erfrieren, fällen wir Bäume und hacken Holz wie die Wilden. Irgendwie haben wir das Gefühl, ganz dem Klischee von Kanada folgend, hier ständig Holz zu hacken. Rosswood in British Columbia lässt grüssen J
Nebenbei bastelt Franziska noch die Rosen mit den Muscheln die wir in Mexiko gesammelt haben und Felix kümmert sich um Hidalgo.
Dieser steht nun mit sicher 30 anderen Campern aus Europa in der Kälte im Frachthafen und wartet darauf, dass irgendein fremder Kerl ihn, vermutlich ohne ihn warm laufen zu lassen, in den Bauch des 300 m Frachters Atlantic Conzer fährt. Zuvor wurde eben noch der Propantank mit Nitrogen gespült. Als wir dann im Hafen die Frachtpapiere bekommen, steht da dann doch tatsächlich, dass man das gar nicht mehr machen muss. Sinn macht es auch nicht wirklich, da der Frachter zuerst in Baltimore, USA Camper aufnimmt, und dort gibt es ein solches Gesetz natürlich nicht. Geht es hier um Sicherheit oder, äähh? Da wir wegen dieser Gasspülung extra einen Tag früher in Halifax sein mussten hat uns das ganze Theater inklusive dem Hotel über 300 CAD gekostet. Ist das eine weitere Touristenfalle von Kanada? Wir gehen der Sache nach.
Monika holt uns im Hafen ab und zeigt uns auf dem Nachhauseweg nach Mill Village noch einige Höhepunkte von Nova Scotia. Die wildschöne Küste um Peggys Cove, die Gedenktafel der Opfer vom Swissairflug 111 und die deutschstämmigen Dörfer Mahone Bay und Lunenburg, wo Ines Torelli bis vor kurzem ihr Theater hatte.
Der Rest der Zeit verbringen wir mit Swimmingpool einwintern, gutem Essen, wandern und, … Holzhacken.
Liebe Monika, lieber Willy,….. Danke villmal gälled!!!
Nach 6 Jahren, 4 Monaten und 16 Tagen sind wir wieder in Hamburg gelandet, wo Hidalgo bereit steht, um die letzten Km zurück in die Schweiz zu fahren. Natürlich nicht ohne unterwegs einige Freunde zu besuchen. So landen wir glücklich am 15. November 2015 in Trimbach, dem Ausgangspunkt dieser grandiosen Reise vor langer Zeit. Und auf der Fahrt hierher stehen wir seit 6 1/2 Jahren in Deutschland zum 1. Mal in einem richtigen Stau.
Nun gibt es eine kurze Pause mit Neuigkeiten von uns. Ab April laden wir Euch gerne ein, uns wieder zu begleiten. Leider nur auf unserer Website. So viele Kabinen haben wir nicht auf dem Katamaran, mit dem wir mit Freunden von Brisbane aus über Neu Kaledonien nach Nordaustralien segeln werden.
Deshalb schon jetzt allen ein „Happy new year“ !!!!! 🙂
Hier gibt’s noch mehr Bilder zu Kanada 5 in der Galerie