• 21. August. 2016 /  Australien, NISSA

    Das Finale

    Koala

    Wenn man ein Fahrzeug mit 290‘000 km auf dem Buckel kauft, muss man damit rechnen, dass hier und da unterwegs kleinere bis grössere Mängel entdeckt werden. Je nach Beschaffenheit der Strassen, Pisten und Killer Offroad Strecken können sich solche Entdeckungen auch häufen. Aus diesem Grunde haben wir gleich zu Anfang eine gut ausgerüstete Werkzeugbox, verschiedenste Ersatzteile, haufenweise Kabelbinder, Draht und Zweikomponentenkleber gekauft. Zu Recht, denn so gut wie jeden Tag liegt Felix unter der Karre, um irgendetwas anzubinden, zu kleben, anzuziehen oder abzudichten. Jedes einzelne Teil der Box wird gebraucht. Hätten wir gewusst, in welchem Zustand sich die meisten von uns angesteuerten Pisten befinden, hätten wir auch noch eine Schweissanlage mitgenommen.

    Hier eine kleine Abfolge der Schäden unseres Nissan Patrol, die wir der Reihe nach versucht haben zu beheben.

    • Ölleck im Ventildeckel des Motors.
    • Abdichten sämtlicher Türen
    • Aufhängungen des Auspuffs gebrochen
    • Endtopf des Auspuffs da durchgerostet verloren
    • Rahmenbruch in der Frontstrebe. (no problem, die massive Stossstange hält alles zusammen)
    • Aufhängung des Kühlers gebrochen
    • Chassis links und rechts des Kühlers gebrochen
    • Aufhängung der Motorhaube abgerissen
    • Feststellmuttern der LED-Leiste haben das Weite gesucht und gefunden
    • Schrauben der Hecklichter ebenfalls
    • Kotflügel Schrauben mehrfach ersetzt
    • Ölleck wird grösser (Pro 1000 km 0,5 Liter Ölverlust und Riesensauerei am Unterboden)
    • Die Radlager der Aircon blockieren, die Pumpe überhitzt und verbrennt

    Vieles konnten wir selber improvisieren oder gar richtig in Ordnung bringen, jedoch zum Schweissen müssen wir in eine Garage. Das Leck lässt sich nicht reparieren, da hier niemand öldurchtränktes Alu schweissen kann und ein neues Teil zu organisieren würde den Wert des Nissans übersteigen.

    Fütterung    Thaipan die giftigste Schlange der Welt

    Nach einer teuren Horrornacht (Lärm ohne Ende) auf dem Citycamping in Broome, der Patrol ist nach dem Werkstattbesuch so gut wie neu (ha ha ha), geht’s nach Süden.

    Wir stehen nördlich der 80 Mile Beach, ca. 200 km südlich von Broome an der spektakulären Küste von Barnhill Station auf dem gleichnamigen Camping. Mit einer Küstenlinie von 86 km gehört diese Farm mit 8000 Rindern zu den Mittelgrossen dieser Gegend. Die Grösste hier im Nordwesten hat das Ausmass eines Viertels der Schweiz.

    Barnhill Station    Barnhill Station

    Ausser der traumhaften Beach mit ihren roten Felsabbrüchen bietet auch dieser Camping nichts. Nicht einmal eine Steckdose um unser Handy aufzuladen. 30 Jahre alte WC’s und Duschen sind der ganze Luxus für die stattlichen 30 AUD pro Nacht. Da die ganze Küste südlich von Broome zwischenzeitlich überall in Privatbesitz ist, ist wildes Campen gänzlich verboten. Es würden sich schon Plätze finden, jedoch nicht direkt an der Küste. Nun denn, uns gefällt es hier trotzdem, wir wollen ein paar Tage bleiben. Vielleicht sogar 1 – 2 Wochen, da es weiter südlich in Strömen regnet und kalt ist.

    Wasserschildkröten    Kookaburras

    Rothals Kormoran     Kakadu

    Am 2. Abend sind alle Campinggäste und das sind ca. 300 – 400 zum 30-Jahre Jubiläumsfest des Campings eingeladen. Natürlich zu 20 AUD pro Person. Ja, wenn eine grosse Rinderfarm mit tausenden dieser Viecher zur grossen Party lädt mit Essen und Livemusik mitten im Nichts, wird das sicher toll werden. Wir melden uns an.

    Stühle, Tisch, Geschirr und Getränke muss jeder selber mitbringen und sich hinter den Stammgästen, die komischerweise schon seit bald 30 Jahren immer wieder kommen, einreihen. Endlich riecht es nach Essen. Langsam nähern wir uns in der langen Kolonne der Fassstrasse. Der Erwartete Rinderbraten ist Millimeter dünn geschnitten und liegt in einer undefinierbaren Tunke. Jeder bekommt eine dieser dünnen Scheiben auf den Teller geklatscht, dazu Sauce aus der Büchse. Als Beilage kalte Ofenkartoffeln in der Folie. Karotten, Erbsen und der Mais wird aus alten Plastikcontainern in Kleinstportionen dazu gepappt. Natürlich alles aus der Dose. Zum Schluss ein wunderbares Dessert, einen Löffel Dosenfruchtsalat. Den Aussies schmeckt‘s und obwohl für die letzten 10 in der Schlange nichts übrig bleibt, ist auch die Stimmung gut.

    Während dem Essen spielt auch die Band auf, die dem Ganzen noch den letzten Stempel dieser Aussie – Party den Höhepunkt aufdrückt. Der Bandleader mit einer Stimme wie Maggie Martullo Blocher mit Angina und immer einen bis zwei Töne daneben versetzt die Australier in Ekstase und dank dem Alkohol steigt die Stimmung ins Uferlose. Ihnen gefällt’s und wir verziehen uns zurück zum Auto und bestaunen den südlichen Sternenhimmel mit seinen vielen Shoting Stars.

    Tasmanischer Teufel    Drachen

    Mitten in der Nacht beginnt ein Schönwettersturm. Nichts Beunruhigendes, nur starker Wind, sehr starker Wind. Wir müssen raus, um den Sonnenstoren einzuholen und die Stühle in Deckung bringen. Wir sehen zum Glück nicht, was um uns herum geschieht, wir spüren nur, dass wir im Auto in einem Sandhaufen liegen. Mit dem Sonnenaufgang wird der Wind noch stärker und wir sehen, dass wir eigentlich nichts sehen. Nur roter Staub, der in Wolken von den ausgetrockneten Rinderweiden über uns hinaus aufs Meer hinaus geblasen wird. Felix muss als Windschutz den Kaffe auf dem Beifahrersitz kochen und braucht viel Überredungskunst, Franziska aus dem Sandbett zu kriegen. Zusammen sitzen wir in die Windjacken gehüllt hinter dem Auto, lassen uns sandstrahlen und erfahren aus dem Wetter-App, dass der Wind noch 3 Tage anhalten wird. Franziska nimmt einen Schluck Kaffee aus dem zugedeckten Thermosbecher und spuckt gleich wieder einen Löffel Staub in den Wind. Ja und jetzt ist, wie schon seit einiger Zeit bei Felix, ihre Schmerzgrenze erreicht. „Was zum Teufel machen wir nur hier? Ich will nach Hauseeeeee!!!“

    Innerhalb einer halben Stunde haben wir alles gepackt und sind noch am gleichen Tag 600 km gefahren. 6 Tage später sind wir nach 5000 km bereits in Emerald in Queensland nahe der Ostküste.

    11‘000 km haben wir insgesamt zurückgelegt und es geschafft, kein einziges Känguru zu überfahren, was wirklich nicht ganz einfach ist. Noch mehr Freude haben wir an der Tatsache, auch hier keinen Plattfuss eingefangen zu haben. Nicht schlecht nach 7 Jahren und ca. 250‘000 km.

    Rotschwanz Kakadu    Bussard

    Gleich der Erste, den wir anfragen, kauft unsere Rostlaube zu einem guten Preis mit allem Drum und Dran. Wir beziehen ein Motel mit WIFI und buchen unseren Heimflug um. 4 Tage bleiben noch, um von Emerald nach Brisbane zu kommen. Ein Mietauto ist wegen der Rückführtaxe doppelt so teuer wie ein Flug und so verbringen wir diese Tage in Emerald gemütlich vor dem Bildschirm mit Olympia Rio 2016 und anschliessend ein Abschlusswochenende mit dem Besuch des Koala Sanctuary in Brisbane.

    Brisbane – Bangkok 9 Stunden, Aufenthalt Bangkok 4,5 Stunden, Bangkok – Zürich 11,5 Stunden und wir sind zurück in der Schweiz.

    Brisbane    Brisbane

    Australien war für uns eine weitere eigentlich grossartige Erfahrung. Nur sind wir weder mit dem Land noch mit seinen Einwohnern richtig warm geworden. Missen möchten wir jedoch diese Zeit auf keinen Fall. Dass das Segeln in die Hose ging, nun denn, es hätte ja auch klappen können Es kann uns halt nicht überall gleich gut gefallen, aber wir hatten auch hier viele Highlights. Vor allem mit der Natur und den Tieren. Würden wir jedoch gefragt werden, wo man eine ähnliche Langzeitreise beginnen soll: Die Amerikas oder Down Under, 🙂  Keine Frage!

    Ja liebe Leser, Familie, Freunde und Fans, das ist es jetzt wohl gewesen. Sieben Jahre und 2 Wochen habt ihr uns begleitet und uns mit den vielen Feedbacks immer wieder ermuntert, die Homepage weiterzuführen. Vielen Dank Euch allen. Nun ist aber Schluss. Dies ist unser 76. und letzter Bericht.

    Was genau auf uns zukommt? Ob und wie wir weitereisen? Verkriechen wir uns erst einmal auf eine einsame, staublose Alp? Machen wir eine Tour de Suisse? Übernehmen wir die Leitung einer SAC- Hütte (SAC = Schweizer Alpenclub)? Hüten wir wieder das Haus unseres Freundes in Costa Rica? Noch einmal hoch nach Alaska um Lachse zu fangen? Fahren wir mit Hidalgo noch einmal durch Europa, jedoch nun gemütlich? Umrunden wir Island? Indien, die Seidenstrasse? Kaufen wir uns ein Haus im Chaco in Paraguay? Verkaufen wir unseren geliebten Hidalgo und suchen uns einen Job und ein nettes Zuhause? Wir wissen es nicht und müssen über die Bücher.

    Natürlich sind wir nach wie vor über unsere E-Mail zu erreichen und auch weiterhin bereit, Auskünfte und Tipps für solche Reisen weiterzugeben. Wir freuen uns immer von Euch zu hören!

    Cheers, Hasta Luego und Tschüss

    Franziska und Felix

    2 Vögel Blütenpracht Darwin

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    Posted by franziska @ 20:01

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