• 4. April. 2010 /  Europa, Griechenland

    Wir haben uns für die Fahrt von der Schweiz bis nach Griechenland nur 6 Tage Zeit gelassen. Am 16.3.2010 fahren wir bei Kakavia über die Grenze. Erstes Ziel ist Monodendri. Wir wollen uns die spektakuläre Vikos-Schlucht anschauen. Diese Schlucht ist einzigartig in Europa. Auf 10km Länge hat sich der Fluss bis zu 1000m tief in den grauroten Felsen gegraben. Laut Guinnessbuch der Rekorde (Hinweistafel am Wegrand) soll dies die tiefste Schlucht der Welt sein. Felix weiss aber von sicher 2 tieferen Canyons, nämlich dem Kupfercanyon in Mexiko und dem Grand Canyon in Amerika. Die bereisen wir jedoch etwas später. Im Sommer kann die Schlucht in 7 Stunden durchwandert werden. Das hätten wir natürlich gerne gemacht, aber: wir versinken schon auf der Krete tief im Schnee.

     

    Also geht es wieder talwärts an die Küste, wo wir mehrere gemütliche Schlafplätze zur Auswahl haben. Bei Preveza bezahlen wir 8 Euro, um den 7km langen Meerestunnel zu durchfahren. Danach folgen ruhige Felsküsten mit kleinen Sandstränden ohne Dörfer. Mit dem Allrad geht es auf einen kleinen Felsvorsprung, der wohl im Sommer von den Einheimischen als Wochenendplätzli genutzt wird und verbringen den Tag mit Beine enthaaren, Fischen (ohne Erfolg) und Müscheli sammeln. Anderntags bringt uns Hidalgo (wir können ja nicht immer „fahren“ schreiben), über die gewaltige Hängebrücke bei Patras auf den Peleponnes. 

     

    Für uns wird es wieder einmal Zeit, länger zu verweilen und das Gesehene zu verarbeiten. Dies ist immer der Fall, wenn wir am Morgen nicht mehr wissen, wo wir aufwachen. In Kastro bei Killini eröffnet die resolute, kleine, alte Griechin extra für uns den spitzenmässigen Camping. Mit krächzender, tiefer Stimmer kommandiert sie uns, wie auch ihre Untertanen herum, so dass alles in kurzer Zeit in bester Ordnung ist. Auf einem Spaziergang durch den Busch helfen wir einem Bauern, der seinen Toyota tief in den Morast gefahren hat. Ein kleiner Ast vor das spulende Rad, unser Gewicht auf der Ladefläche und der Hinweis wenig Gas zu geben, genügen schon. So haben wir einen neuen Freund gewonnen. Christos, der Biobauer mit grosser Plantage, führt uns durch sein Reich und beschenkt uns haufenweise mit frischen Erbsen, Bohnen, Olivenöl und Wein. Wir sind doch sehr erstaunt, um diese Jahreszeit bereits Gemüse vom Feld pflücken zu können. Beim Apero am nächsten Tag kommt noch ein völlig durchgeknallter Inder dazu und wir erleben griechisches Dolce va niente pur.

     

    Der Inder nennt sich Commander der Sicherheitsabteilung eines kleinen Hotels an der Strasse. Nach seinem Jobbeschrieb würden wir ihm in der Schweiz eher den Titel „alleiniger Nachtwächter“ geben. So verbringen wir ein paar geruhsame Tage in extrem freundlicher Umgebung. Wir wandern, klettern, und finden alle paar Schritte verschiedene Landschildkröten. Noch eine Anmerkung über unseren  Biobauern. Alles was er in seinem Durcheinander von Plantage nicht mehr braucht, wird Opfer der Flammen. Kubikmeter weise wird da Karton, Berge von Plastik und Styropor verbrannt. Auf unsere Frage, wie er das nun mit dem Bio genau meine: „Natürlich, muss sein, nur ein bisschen verboten.“  In dieser Gegend werden extrem viele Wassermelonen gezüchtet. Die sind bis Mitte April unter Plastikbahnen geschützt. Hänge man diese ganzen Felder zusammen, ergäbe dies Plastik von Athen bis in die Schweiz. Bis auf den letzten Rest wird das alles einfach verbrannt. „Was denn sonst? Bio, Ehrlich!“

    So, nun wird es aber echt sportlich! Am 22. März kurven wir zur antiken Olympiastätte. Felix fühlt sich wie Asterix, als er diese altehrwürdige Anlage betritt. Neben dem Sport wurde hier auch in mehreren Tempeln den Göttern gehuldigt. So stand auch die kolossale Zeusstatue aus Holz, Gold und Elfenbein im grössten Tempel. Dieses Werk zählte zu den sieben Weltwundern der Antike. Hier stossen wir auch das 1. Mal auf andere Touristen, die carweise  ankommen und ihren fähnchenschwenkenden Guides folgen. Im grossen Stadion, dannzumal Arena, hatten über 45000 Männer ihren Spass an den Wettkämpfen. Jawohl, Frauen war das Betreten der Anlage untersagt, da die Wettkämpfe nackt stattfanden. Offenbar hat sich einmal eine Frau als Athlet unter die Sportler geschmuggelt, darum nackt. Die ursprüngliche Wettlauflänge war 192,27 m lang und Felix bewältigt sie vor vielen Japanern in kurzer Zeit. Beim Heratempel wird noch heute das olympische Feuer mit einem Parabolspiegel entzündet, um dann an den jeweiligen Austragungsort getragen zu werden. Die Flamme hat ihre bis anhin weiteste Strecke an die Olympiade in Vancouver zurück gelegt.

     

    Die Fahrt der Küste entlang zum Kap Tenaro auf der Landzunge Mani (südöstlichster Punkt Europas) entpuppt sich als Pässefahrt. Die kleinen Dörfer erscheinen verlassen. Privathäuser wirken wie Burgen, perfekte Kulisse für einen mittelalterlichen Film. Vathia ist in seiner Geschlossenheit eines der schönsten maniotischen Dörfer überhaupt.

     

    Auf der 6 stündigen Autofahrt begegnen uns 5 Autos. Kurz vor Githio richten wir uns an der Mavrovounibeach gemütlich für die Ostertage ein.