• 13. Mai. 2010 /  Europa, Polen

    Diese Story lohnt sich im Detail zu erzählen. 200 km vor der polnischen Grenze. Wir stehen über die Mittagszeit neben der Hauptstrasse und wollen duschen. Da fahren 2 völlig verschmutzte Nissan Patrol  mit 9 Insassen und 2 Kleinkindern von der Strasse direkt vor unseren Hiddy, stürmen aus den Autos auf uns zu und flippen völlig über unser tolles Fahrzeug aus. Spontan werden wir für die Nacht nach Polen eingeladen und sie wollen versuchen uns im Eilzugstempo über die Grenze zu bringen. Man brauche normalerweise mindestens, egal zu welcher Tageszeit 7 – 8 Std. Pläne ändern sich, also nichts wie los. Diese Offroad- Bande ist ein eingespieltes Team und ihr vermeintlicher Boss, Thomek ein grossherziger Bluffkünstler. Kaum vorstellbar, aber bereits mehrere km vor der Grenze beginnt die Warteschlange. So wie es hier aussieht, warten diese schon seit Stunden. Wir würden uns jetzt hier, genau wie (fast) überall hinten anstellen und vermutlich 10 – 12 Std. ausharren. Die Nissan Patrols nehmen uns in die Mitte und fahren an der Kolonne vorbei bis zum ersten, schwer bewaffneten Militär. Thomek, der 32 jährige Lausbub und Tausendsassa springt aus dem Auto, spricht kurz mit dem Mann und schon geht es weiter an allen vorbei. Das wiederholt sich noch 2 Mal und wir haben den Ausreisestempel der Ukraine im Pass. Geschafft, denken wir. Jedoch war das erst die Ausreise, die Probleme beginnen jetzt vor dem Polenzoll. Da in der Ukraine alles viel billiger ist als in Polen, floriert das Schmuggelgeschäft. So würden sämtliche Fahrzeuge gründlich gefilzt. Aber auch hier schafft es dieser Überredungskünstler an allen mürrischen Beamten und hunderten Schlange stehenden Pw`s vorbei und wir stehen zuvorderst. Kurze Passkontrolle, ein noch kürzerer Blick in unsere Wohnung und wir sind sage und schreibe nach 20 Minuten durch.

    Was er genau erzählt hat wissen wir nicht, jedoch im Stil von: Wir haben an einer schweizerisch/polnischen Expedition teilgenommen.  Nun sind wir und im Speziellen die beiden Kleinkinder  sehr müde, der hintere Nissan habe ein Motorproblem und darf nicht halten und der Schweizer müsste dann den Motor reparieren. Ääähh. Es funktionierte. Man muss dies erlebt haben, um es zu glauben.

     

    Nun geht die Gastfreundschaftgeschichte weiter. Wir werden unter diesen netten Menschen durchgereicht. Wir müssen alle  mindestens eine Nacht besuchen. Die anderen kommen natürlich jeweils auch und so herrscht ein endloses Haligali. Jeder zeigt uns auch noch einige Sehenswürdigkeiten wie zum Beispiel das Schloss der Familie Zamoyski und die Stadt Lublin mit der Kirche, und ihrem akustisch verblüffenden Raum. Masse ca. 20m x 18 m, 8 m hoch gewölbt. In einer Ecke steht Felix und flüstert leise gegen die Wand und diagonal versteht Franziska in derselben Position jedes Wort.

      

    Einen Nachmittag verbringen wir im KZ Majdanek.    „Ohne Worte“

     

    Dann geht die Fahrt der weissrussischen Grenze entlang zur nordpodlassischen Ebene ins Naturreservat Bialowieza. 1500 qkm grosser Urwald mit den letzten in Europa freilebenden Wisent. Auch kommen Ornithologen aus der ganzen Welt, um dieses urtümlich gebliebene Ökosystem zu bewundern. Von den vielen nicht gesehenen Bären und Wölfen haben wir die Nase voll. Nun wollen wir die europäischen Bisons finden und, …..wir haben Glück. Morgens um 04.45 Uhr, genau zum Sonnenaufgang bei leichtem Bodennebel trottet eine kleine Herde an uns vorbei. Wir sind richtig gerührt, so hat uns diese Szenerie gefallen.

      

    Nach weiterem endlosem Durchstreifen dieses Urwaldes, zu Fuss und mit dem Bike, sichtigen wir auch noch die anderen Waldtiere. Am häufigsten sehen, hören und fühlen wir die Stechmücken, die uns wirklich zum Fressen gerne haben. Als kleine Abwechslung bringt uns Hans, ein bündner Jäger, mit seinem Alphorn ein Ständchen. Felix packt sein Keyboard aus, programmiert sein Alphorn und schon spielen sie im Duett Amazing Grace. Weitere Lieder werden von Franziska begleitet, da nur sie die Noten lesen kann.

     

    7 Tage sind wir geblieben, dieses Gebiet hat uns echt sehr gut gefallen. Wir müssen aber langsam weiter ziehen, da es weiter nördlich ja noch Elche und Rentiere zu sehen gibt.

     

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