• 5. Mai. 2010 /  Europa, Rumänien

    Nächstes Ziel ist ein Besuch bei den Vampiren in Transsilvanien. Mit Holzpflock und Knoblauch ausgerüstet geht es erstmals Richtung südliche Karpaten, die überfahren werden müssen, um nach Siebenbürgen zu gelangen. Siebenbürgen,Transsilvanien, bekam den Namen von den 7 Burgen, die sich wie ein grosser Kreis in der hügeligen Landschaft verteilen. Wir nehmen den südöstlichsten Karpatenübergang, von Ploiesti nach Brasov. 40 km vor Brasov holt uns das schlechte Wetter ein. Wir beschliessen abzuwarten und richten uns auf einem improvisierten Camping ein. Zufälligerweise mit perfektem Wifi. So haben wir Zeit, um homepage schreiben, Gulasch und frischen Kartoffelstock zu kochen und uns auszuruhen.

     

    Nach 36 Std. strömendem Regen geht es durch eine uns wohl bekannte Landschaft über den Pass. Hier sieht es aus wie in der Schweiz. Als würde man über den Albula fahren, wären da nicht die unzähligen 1PS-Fuhrwerke, die Zigeuner und die Hutzelfraueli am Strassenrand. Hutzelfraueli? Bunte Pantoffeln, 3 Nummern zu grosse Strümpfe und Socken, unzählige Röcke und eine Schürze übereinander, mehrere Strickjacken und ein Kopftuch. Bekleide man Mutter Theresia damit und gebe ihr eine Hacke oder Schaufel in die Hand, perfekt. Jede Einzelne wäre ein Foto wert, bewusst verzichten wir darauf.

    Im Städtchen Bran erster Kontakt mit Dracula. Auf einem Hügel thront die Törtzburg, die den irischen Schriftsteller Bram Stoker zu seinem Buch Dracula inspirierte. Schönes, altes Schlösschen aber von blutsaugenden Monstern keine Spur. Gerne würden wir heute Abend Roman Polanskis Tanz der Vampire sehen.

     

    Auf Nebenstrassen steuern wir den höchsten Pass Rumäniens an. Die Transfagarasan führt direkt am höchsten Berg des Landes vorbei, dem 2544m hohen Moldoveanu. Stundenlang geht es das Tal hoch bis kurz vor dem Pass ein kleines Schild rumänisch darauf hinweist, dass er geschlossen ist. Wir fragen nach und tatsächlich besteht bis Ende Juni Wintersperre. Enttäuscht kehren wir um, hätten wir diesen 1900m hohen Pass doch sehr gerne überfahren. Also alles wieder zurück durch eine Landschaft, die uns sehr ans Toggenburg erinnert. Nun nehmen wir gezwungenermassen die normale Strecke durch das Olttal nach Sibiu. Wir versuchen am nächsten Morgen via Suici eine Querverbindung in dieses Tal. Auf unserer Strassenkarte wird diese als „other roads“ deklariert.  Doch schon nach kurzer Zeit müssen wir forfait geben: Tief im Schlamm, über 20% Steigung, tiefste Gräben, die Profile vollgepappt, ein Vorderrad in der Luft, die Hinterachse schlittert seitwärts Richtung Graben, möchte Franziska doch lieber umkehren. Komisch….

     

    Wir haben keinen Reiseführer, sondern fahren immer der Nase nach. Wir fragen, ob und wo es etwas zu sehen gibt. Oft führt uns auch einfach der Zufall zu Schönem und Interessantem. Klar, so können wir auch etwas verpassen, aber ebenso Spezielles entdecken. Heute finden wir 10km nördlich von Sibiu/Hermannstadt die ums Örtchen Ocna Sibiului/Salzburg verteilte Salzseelandschaft. Dutzende von kleinen Weihern und Seen mit einem Salzgehalt von bis zu 465g/l. Hier wurde schon seit der Eiszeit bis 1931 im Tagbau Salz gefördert. Danach wurden die Abbaustellen einfach geflutet und schon kamen die kranken Touristen, um ihre HNO-, Rheuma- und endokrinen Leiden zu kurieren. Auch wir nehmen im  4* – Hotel ein Bad mit Sauna und sind danach völlig plemm.

     

    Die Transfagarasan lässt uns keine Ruhe. Wir versuchen die Passstrasse von der anderen Seite. Auch hier kommen wir nur knapp bis zur Baumgrenze, wo bei einer Bergbahn das Schild „Inschis“ (geschlossen) steht.

     

    Wir packen unsere Bergausrüstung und los geht es rauf zur Bergstation. Nach 2 Stunden durch unwegsamstes Gelände mit viel Schnee erreichen wir beim 1. Masten ein Hochplateau. Aha! Nun sehen wir, warum diese Strasse geschlossen ist. Hier liegt noch meterhoch Schnee wie im tiefsten Winter. Auf dem Rückweg nehmen wir die Strasse und auch dort wäre zurzeit kein Vorbeikommen. Tonnen von Geröll und riesige Felsblöcke versperren den Weg in jeder Kurve.  Dafür haben wir wieder einmal eine tolle Bergtour gemacht.

     

    Nach Besichtigung der Stadt Sighisoara/Schässburg und einem weiteren Salzwasserkurort Sovata, in dem wir uns einige Tage Ruhe gönnen, wollen wir nun in den Ostkarpaten auf Wolf- und Bärensuche gehen, die  offenbar hier noch in grosser Zahl leben.

     

    Die letzte Nacht in Rumänien verbringen wir nach einer schönen Offroad Strecke in der Wildnis auf 1110m. Das einzige Wildtier, das sich uns zeigt, ist ein scheues Reh. Diese Wälder um uns herum haben eine so riesige Ausdehnung, dass sich die Viecher bestens von der Zivilisation zurückziehen können. Eindrücklich und schön waren die Ostkarpaten von Rumänien aber allemal. Das ganze Land, mitsamt der Bevölkerung hat uns wirklich gefallen. Man muss sich einfach Zeit lassen und sich darauf einlassen.

     

    Zum Schluss noch etwas Rumänisch:

    Lapte: Milch / Apa: Wasser / inchis: geschlossen / dechis: offen / indizis: verboten / arrevedere: Tschüss / Drum bun: auf Wiedersehen

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