• 6. Juli. 2010 /  Europa, Schweden

     

    Also suchen wir in Schweden die wärmende Sonne. Den Tempomaten fixiert, zurück gelehnt und die Füsse hoch gelagert, steuern wir gemütlich mit unserem 60iger Schnitt nach Süden. So sind wir auch nach 2 Tagen via Aryeplog, Sorsele, Vilhelmmina und Ostersund noch nicht viel weiter südlich gekommen. An endlosen Wäldern ziehen wir vorbei. Dieses Land ist wieder so riesig, dass wir nur alle paar Stunden mal ein anderes Fahrzeug sehen.

     

    In Rumänien haben wir in einem Prospekt gelesen, sie hätten dort den grössten zusammenhängenden Wald Europas. Der Junge, der das geschrieben hat, war wohl noch nie in Schweden. Ganz Rumänien würde in diese Wälder passen. Unglaublich.

     

    Einige wildcampierte Nächte später passieren wir Torsby. Irgendwie kommt Felix der Name dieser Stadt bekannt vor. Torsby ist das Biathlon- und Langlaufmekka von Skandinavien. Auch finden hier jährlich Weltcuprennen statt. Speziell bekannt ist der einzigartige, 1,8 km lange, unterirdische Schneetunnel. Hier können die Athleten das ganze Jahr auf bestens präparierter Loipe trainieren.

     

    Dann wird es endlich sommerlich. Überall blühen wilde Lupinen und Sommerflieder und es duftet herrlich nach frischem Heu. Jetzt wird es definitiv Zeit für uns, eine längere Bleibe zu suchen. Das heisst: Ein hübscher Platz mit Strom und WiFi in einer interessanten Umgebung. In Kristinehamn bleiben wir 2 Tage, waschen die Wäsche und spazieren zur monumentalen Betonskulptur, die Karl Nesjar im Auftrag von Picasso himself geschaffen hat.

     

    Leider gibt es hier in Kristinehamn kein Internet, darum ziehen wir langsam weiter Richtung Malmö. Unterwegs rekognoszieren wir jeden Camping, bleiben mal hier, mal dort und finden auch ein paar wirkliche Bijous. Freundliche Schweden, die sich getrauen mit Ausländern zu reden, was nicht allzu oft der Fall ist, empfehlen uns Mariestad. Guter Tipp! Wir fühlen uns direkt am Vänernsee gleich sauwohl und richten uns ein. Einen See kann man den Vänern eigentlich nicht nennen. Das ist schon eher ein Binnenmeer, gefüllt mit klarstem Trinkwasser. Er soll weltweit das absolut beste Gewässer sein, um Edelfische zu fangen. Einen Lachs darf man erst ab einer Länge von 50 cm, eine Forelle und den Zander nur ab 45 cm fangen. Wir brauchen nicht einmal die sonst übliche Angellizenz. Zander wollen wir fischen, Hechte fangen wir. Der Grösste ist immerhin über 70 cm. Die Ausmasse dieses Sees sind gigantisch, man sieht von keiner Stelle das gegenüberliegende Land. Seine Uferlinie ist sage und schreibe 2000 km lang. Zum Vergleich sind da die ca. 70 km vom Zürichsee peanuts.

      

    25. Juni: Mittsommerfest. Das bedeutet den Nordländern etwa so viel wie uns der 1. August. Bereits ab Donnerstag beginnt sich der Campingplatz zu füllen und am Freitagmorgen wird das Tor wegen full booking geschlossen. Bis auf 2, 3 Deutsche und wir sind alles nur Schweden, die offenbar standesgemäss und schon beinahe obligatorisch mit riesigen Wohnwagen und noch grösserem Vorzelt, sich mit allem Komfort für die nächsten 3 Tage installieren.

     

    Zum Fest selber machen wir uns schön, um in der Stadt das Halligalli mit zu erleben. Man hat uns gesagt, überall finden Partys mit Musik, Tanz und Freinacht statt. Doch, oh Schreck! In Mariestad herrscht Totenstille, kein Mensch ist zu sehen und alle Kneipen sind geschlossen. Sind wir im falschen Film? Des Rätsels Lösung: Der Schwede feiert privat auf dem Land oder in Stockholm. Endtäuscht gehen wir zurück, rechtzeitig, läuft doch da gerade noch der WM-Matsch Schweiz / Honduras im TV. Nun restlos frustriert spazieren wir zurück zum Hiddy und warten, bis die inzwischen randvollen Schweden endlich Ruhe geben. Für uns war dieses Mittsommerfest eher endtäuschend.

     

    Volle 3 Tage und 2 neugierige Jungs braucht es, bis die 4 sehr nahe benachbarten, schwedischen Familien auftauen und mit uns zu sprechen beginnen. Dann wird aber alles umso intensiver nachgeholt, so dass wir erst weit nach Mitternacht und leicht bis mittelschwer beschwipst ins Bett kommen. Am Sonntagabend sind alle wieder verschwunden und es herrscht Ruhe.

     

    Von einem älteren Langzeitcamperpaar leihen wir uns Velos, dafür backt Franziska ihnen eine feine Butterzüpfä.

     

    Hier haben wir alles gesehen, der viele Fisch hängt uns langsam zum Halse hinaus, also brechen wir auf. Nächster Halt ist Trollhättan, die grosse Schleusenstadt am Götekanal. Dieser Kanal verbindet die Nordseeküste von Göteborg quer durchs Land nach Stockholm an die Ostsee. Wieder einmal wünscht sich Felix, mit einem Boot unterwegs zu sein. In Trollhättan muss der Kanal eine Höhe von ca. 80 m überwinden, um auf das grosse Seenplateau zu kommen. Hierzu wurden früher 11 handbetriebene Schleusen direkt hintereinander bezwungen und ein ganzer Tag ging flöte. Heute sind es deren 4 und innerhalb einer Stunde sind die Boote durch.

     

    Das südliche Schweden bietet uns nicht mehr viel. Die Landschaft wird eintönig, der Verkehr nimmt stetig zu und schöne, einsame Plätze werden rar. Eintönig empfinden wir diese Landschaft wohl, weil unsere Augen vom restlichen Skandinavien so extrem verwöhnt wurden. So fahren wir in 2 Tagen durch, um in Helsingborg die 20 minütige Fähre nach Dänemark zu nehmen. Auf Wiedersehen Schweden, Norwegen und Finnland.

     

    Zu den Bildern: