• 12. Dezember. 2009 /  Europa, Spanien

    Nach Madeira haben wir erstmals nur ein Bedürfnis: gemütlich ein paar Tage am selben Platz stehen und dem Hiddy aus einer Steckdose Strom im Überfluss gönnen. So fahren wir am 9.November nach einem Grosseinkauf an der portugiesischen Südküste entlang nach Osten und finden bei Olhao einen friedlichen Campingplatz neben einem Naturschutzgebiet. Service, Preis, Umgebung, Nachbarn, alles stimmt: wir bleiben 8 Tage und geniessen die Tage mit Vögel beobachten, Konfi kochen, Velo fahren, Einkaufen im Fisch- und Gemüsemarkt, grillieren, Keyboard spielen, computerlen und vielen gemütlichen Gesprächen. Bei einem Ausflug mit dem Boot finden wir sogar einen möglichen Wohnort für die Zukunft. Die Insel Armona ist paradiesisch! Felix würde am liebsten sofort ein Haus und ein Boot kaufen und bleiben.

    So gestärkt verlassen wir ein wenig wehmütig das liebgewonnene Portugal und überqueren am 17.November bei Huelva die Grenze nach Spanien. Schliesslich gibt es in Andalusien noch viel zu sehen, bevor wir an Weihnachten in der Schweiz erwartet werden.

    El Rocio, die Westernstadt ohne eine einzige geteerte Strasse ist völlig ausgestorben und im Donana Nationalpark sind die Salzseen ausgetrocknet. Ich hätte so gerne die Flamingos gesehen.

     

    Also weiter Richtung Aracena Nationalpark. Der Rio Odiel ist ganz speziell gefärbt und überall riecht es nach Eukalyptus. Wir übernachten nach einer kurzen Offroad-Strecke in einem „Zeltliwald“.

     

    Am nächsten Tag besichtigen wir in Jabugo eine Schinkenproduktion. Die zu tausenden aufgehängten Schinken beeindrucken und den Geruch werden wir wohl nicht so schnell vergessen. Die ganze Stadt lebt vom getrockneten Schinken, der schwarzen Schweine, die im Nationalpark überall unter den Steineichen weiden. Eigentlich würden wir gerne einen Schinken direkt ab Fabrik in die Schweiz schicken, aber die Zollgebühren verdoppeln den Schinkenpreis.

     

    In Aracena steigen wir auch in die gewaltige Tropfsteinhöhle hinab. In verschiedensten Farben spiegeln sich ihre Stalaktiten und Stalagmiten in unterirdischen Seen.

     

    Nun aber wollen wir nach Sevilla. Parkplatz? No! Camping? No! Fahrt nach Los Hermanos, 12km von Sevilla entfernt: Campingplatz? Es stinkt bestialisch und kostet 20Euro! No! Nächtliche Fahrt zurück nach Sevilla: Parkplatz? Yes! Wir bleiben, unternehmen einen Nachtbummel, beobachten, wie eine 8-er Gruppe junger Männer für die Karfreitagsprozession übt, ein mit Tüchern verhülltes ,schweres Gestell blind durch die Gassen zu tragen, dann essen wir Chicken von Kfc und schlafen tatsächlich mitten in einer Grossstadt. Am nächsten Morgen besichtigen wir wieder einmal eine Kathedrale.

     

    Die Fahrt dem Rio Guadalquivir entlang nach El Puerto de San Maria im Süden, ist abenteuerlich, da sich die Strasse als Piste mit riesigen Schlaglöchern entpuppt. Sie windet sich kaum mehr als einen Meter über Fluss, wird bei jedem Hochwasser überspült und flicken lohnt sich nicht. Landschaftlich aber sehr lohnenswert.

     

    Unseren Hidalgo auf dem Campingplatz lassend, fahren wir mit dem Boot nach Cadiz. Dort streifen wir vor allem lange durch die riesige Markthalle. Immer wieder bin ich fasziniert vom Reichtum, den die Meere bergen. An allen Küsten der Welt wird pausenlos gefischt, überall hat es Fischerboote mit riesigen Netzen und trotzdem bietet der Atlantik noch ein überwältigendes Angebot. Wie lange noch?

     

    Unser nächstes Ziel ist eigentlich Gibraltar. Kurz vor Tarifa bleiben wir aber an einem wilden Strand mit über 30 Kitesurfern hängen. Hier schneiden wir unsere 3. Matratze mit dem Skalpell zurecht. Langsam haben wir Übung.

     

    In Gibraltar ist es wie immer in England: es nieselt und der berühmte Fels ist nebelumhangen.

     

    So fahren wir nach einem kurzen Einkauf im Morrisons weiter, in die Berge nach Ronda mit der schönen Brücke und dann zum Stausee Guadalteba. Wieder einmal stehen wir in einem Coto privado de Gaza, was bedeutet, dass rundherum wild herumgeballert wird. Was diese Jäger wohl schiessen? Jedes Zipfelchen Land ist in Spanien so ein Coto de Gaza (Jagdgebiet). Überall stehen diese Schildchen, Tiere sehen wir aber leider selten, obwohl wir uns sehr häufig in der Natur aufhalten.

     

    Nach einer wunderschönen Fahrt durch riesige Olivenhaine und der vergeblichen Suche nach wilden Flamingos in der Laguna de la Fuente de Piedra lassen wir uns auf dem Campingplatz in Cordoba nieder. Frühmorgens besichtigen wir fast ganz allein die riesige Mezquita, die ehemalige grösste Moschee der mittelalterlichen islamischen Welt mit der Kathedrale inmitten der Anlage. Wir lassen uns bezaubern von der Stimmung im 104m langen Betsaal mit seinen berühmten 800 Säulen.

     

    Auf der Fahrt via Baena in die Sierra Nevada machen wir einen Kurzabstecher nach Granada. Nur schnell zur Post und dann ab in die Natur. Wir sind gesättigt und mögen keine weiteren Kathedralen oder andere Bauwerke besichtigen. Stattdessen fahren wir ganz in die Berge und übernachten bei winterlichen Temperaturen auf 2388m.

     

    Mit 5 Schichten Kleidern, Kappe und Handschuhen ausgerüstet kämpfen wir uns durch eisigen Wind (mit Böen gegen 200 km), der mich einmal sogar umbläst, auf den Gipfel des 3392m hohen Pico Veleta. Er ist der 2. höchste Berg Spaniens und wir hatten grosses Glück. Es war der letzte Tag ohne Schnee. Oder Pech? Mit Schnee könnte man am Skilift bis 100 m unter den Gipfel ziehen lassen. Auch unsere Skinati trainiert hier dann und wann.

     

    Übrigens: Ohne TV zu sein ist toll, jedoch vermisst Felix die Skirennen schon sehr. Vor allem wenn Didier so gut beginnt wie in Sölden.

    Am nächsten Tag fahren wir über die Sierra Nevada und lange an ihrer Südseite entlang nach Mini Hollywood.  Diese Filmkulissenstadt liegt in der einzigen echten Wüste Europas, der Desierto de Tabernas, mit Jahresniederschlagsmengen unter 130 mm. Hier wurden Filme gedreht, wie  Zwei glorreiche Halunken mit Clint Eastwood, Spiel mir das Lied vom Tod mit Charli Bronson oder Lawrenze von Arabien. Wir erleben hier für 16.50 Euro p. P. ein kleines Westernspektakel. Übrigens: Wenn ihr im nächsten Tom Cruise Film eine rote Ducati durch Sevillas Altstadt brausen seht; wir waren dabei!

     

    Bei den Salinenbecken von Cabo de Gata entdecken wir endlich die schon lange gesuchten, frei lebenden, rosa Flamingos. Es ist immer wieder etwas Besonderes, Zootiere in der freien Natur zu beobachten.

     

    Einige Buckelpisten später, wir fahren mehrere kleine, wilde Strände an der Costa de Almeria an, landen wir in Las Negras, einem kleinen Fischerdörfchen mit einfachem Zeltplatz. Wir fischen zu zweit unermüdlich mit allem, was unsere Angelausrüstung bietet und werden ab und zu mit einem Nachtessen belohnt. Wir wünschen uns Fischmässig den Atlantik ins Mittelmeer. Dazwischen wird Zopfgebacken, Orangenmarmelade gekocht, Keyboard gespielt und Felix entdeckt beim Klettern noch frische Gewürze. So werden unsere Gerichte sogar mit Rosmarin, Salbei und Thymian verfeinert.

     

    Auf den Spuren von Don Guichote zieht es uns noch ein paar hundert Kilometer ins Landesinnere durch  Kastilien la Mancha. Über mehrere X- Tausend Quadratkilometer wechseln sich Olivenhaine mit Orangenplantagen und Reben ab, dazwischen mit Geiern besiedelte Schluchten und bizarre Felsformationen. Die wuchtigen Farbunterschiede erfreuen unsere Augen. Das tiefe Ocker der Erde mit den dunkelgrün leuchtenden Oliven vor azurblauem Himmel…., dazwischen Millionen von Manderindli… Phuaa. Wir übernachten mehrmals wild.

     

    Langsam geht unsere Westeuropareise und damit unser 1. Halbjahr als Globedriver zu Ende.  

    Wir werden nach dem Flussdelta vom Rio Ebro, vor einigen Wochen waren wir noch an seiner Quelle, vermutlich doch noch eine Grossstadt, Barcelona mitnehmen und uns gemütlich an der Rhone entlang in die Schweiz kämpfen.

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