• 10. Mai. 2010 /  Europa, Ukraine

    Mit gemischten Gefühlen stehen wir am 1. Mai in Siret an der Ukrainischen Grenze. Viel Gutes haben wir von diesem Land nicht gehört. Viele Banditen, katastrophale Strassen, korrupte Scheriffs. Selbst die Polizistin vom Rumänischen Zoll verdreht nur die Augen. Wir sollen schnell durch, nicht anhalten und vor allem nicht mit „diesen“ Leuten sprechen. Die wären „anders“ und niet, niet, niet. Genau darum wollen wir ja da rein. Also nichts wie los. Nur eine Stunde dauern die Formalitäten. Offenbar eine Spitzenzeit. Viele Stempel, das Auto wird gefilzt und der kleine Zöllner mit der riesigen Deckelkappe merkt sogar, dass er von uns nur eine Kopie des Fahrzeugausweises in der Hand hält. Nachdem alle Kästli „open, ok, close“ durchgecheckt und alle Medikamente überprüft sind, kommt ein freundlicher Handschlag und ein „go“. Hallo Ukraine, hallo andere Welt. Gott sei Dank hat der Autofilzer, übrigens ein Militär, nicht zu genau nachgeforscht und hat so mein Nachtsichtgerät nicht entdeckt. Das hätte ins Auge gehen können. Für Südamerika lassen wir das Teil wohl besser zu Hause.

    Um 11.00 Uhr fahren wir durch die erste ukrainische Grossstadt,  Cernivci. Sämtliche Strassen in dieser City sind mit 100 jährigem Kopfstein gepflastert. Zweimal muss Felix stoppen, da bei diesem  Geholper die Blase empfindlich reagiert. In der 2. grossen Stadt ohne Strassenschilder und wenn dann nur in Russisch, verfransen wir uns ein wenig, da auch das Navi ahnungslos ist. So fragen wir wie gewohnt einen Mann auf der Strasse. Langer Rede, kurzer Sinn: Mit Hilfe der etwas englisch sprechenden Schwiegertochter parken wir 10 Minuten später in Kolomyja hinter seinem Haus und werden zu Speis und Trank vom aller liebsten eingeladen. Gut dürfen wir mit diesen „anderen Menschen“ kein Wort wechseln.

     

    Gemeinsam mit der Schwiegertochter besuchen wir das Eiermuseum.

     

    Der Zufall will es, dass am nächsten Tag Sonntag ist und unser lieber Gastgeber der Pfarrer. Wo könnten wir besser die Leute mit ihren Bräuchen kennen lernen als in der Kirche und den Gesprächen danach. So sitzen wir sonntäglich gewandet mit einer englischen Bibel ausgerüstet und einer Dolmetscherin an unserer Seite 2 ½ Stunden in einem Gottesdienst mit vielen verschiedenen, inbrünstigen Rednern, einem Chor mit wunderschönen ukrainischen Liedern und tiefgläubigen Christen. Als plötzlich während einem Gebet viele zu weinen beginnen, wird es Felix doch langsam zu viel, er geht. Anschliessend gibt es noch einen Familienfestschmaus und wir verlassen am nächsten Morgen die überschäumende Gastfreundschaft Richtung Norden.

     

    Die Ukraine ist wieder einmal ein Land, das mit Campern nichts anzufangen weiss. So ist es für uns schwierig, jeweils einen ruhigen Schlafplatz zu finden. Keine Wege führen von den Strassen in den Busch, überall Sumpf und Campings gibt es keine. So fragen wir privat.  An einem kleinen See, eine Backsteinfabrik aus dem vorletzten Jahrhundert, wir fragen, kriegen eine Besichtigung, viel ukrainisches Interesse an unserm Vorhaben, eine Einladung zu Butterbrot, Wurst und Schnaps und einen sicheren aber unruhigen Schlafplatz, da die Fabrik 24 Std in Betrieb ist.

     

    Wir wollen möglichst nahe dem Zoll die letzte Nacht verbringen, um am folgenden Morgen speditiv in Polen einreisen zu können.

     

    Jedoch kommt es wieder einmal anders als man denkt. Wir werden in die Zange genommen:

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