• 9. Mai. 2013 /  Belize, Mittelamerika/Mexiko

    Belize, eine Reise wert??? 1.5. – 9.5.2013

    Gleich für einen ganzen Monat lösen wir die obligatorische Auto-Haftpflicht-Versicherung. Da es im Umkreis von 1000 km ausser in den Bergen von Mexico kaum mehr heisser werden kann, haben wir keinen Zeitdrang und wollen das kleine Land komplett durch stöbern.

    Nach beinahe 200 Jahren eigentlich illegaler Herrschaft haben 1981 die Briten ihr „Britisch Honduras“ verlassen und die heimische Bevölkerung ihrem Schicksal überlassen. Obwohl das unabhängige Land immer noch zum Commonwealth gehört und Elisabeth II. alle Münzen und Banknoten ziert, fragen wir uns, was die Briten hier wohl gemacht haben. Noch kein Land in Lateinamerika hat auf uns so einen kaputten Eindruck gemacht. Vieles ist baufällig und desolat, armselig und oft verdreckt. Dafür aber ganz schön teuer. Auch sonst ist Belize anders als der Rest von Lateinamerika. Neben Kreolisch, Spanisch und Garífuna ist Englisch die offizielle Landesprache und die Hautfarbe der meisten Menschen ist tiefes Schwarz. Es ist nicht wie in Costa Rica oder Honduras, dass nur die Küste karibisch ist. Hier ist es das ganze Land. Hey man, cool.

    Das Schöne in diesem Land findet weit ab der Zivilisation statt. Dafür muss man in den Dschungel, die vielen Flüsse hoch, oder durch die Steppen. Halb so gross wie die Schweiz, mit einer Bevölkerung von nur 310‘000 findet man noch viel beinahe unberührte Natur. Der grösste Anziehungspunkt ist aber bestimmt das zweitgrösste Barriereriff der Welt mit seinem Bluehole. Um darin einen Tauchgang zu machen, muss man mit USD 190.- für uns zu tief in die Tasche greifen, also lassen wir es. Überhaupt ist uns irgendwie die Lust am Tauchen vergangen, sind die Preise ausser in Honduras überall um einiges höher als in der Schweiz. Und das bei Durchschnittslöhnen von max. 500 USD. So haben wir entschieden, dass Franziska beim nächsten CH-Aufenthalt das gesamte Tauchequipment mitnimmt.

    Schon bald merken wir, dass einiges an geplanten Touren, Wanderungen und Pisten nicht machbar sind. Wir sind voll in der Nebensaison. Das bedeutet, dass viele Buschcamps, Parks und Boottrippanbieter einfach geschlossen haben. Der andere Grund ist das Wetter. Es ist Ende der Trockenzeit und damit viel zu heiss, um auf grosse Touren zu gehen.

    Oben links besuchen wir das Mennonitenzentrum in Spanish Lookout. Wir wollen shoppen gehen, doch,… Endtäuschung Nr. 1: nichts gibt es in diesem Supermarkt, was wir nicht anderswo auch finden würden. Da sind die Mennos im Chaco von Paraguay trotz extrem schlechteren Bedingungen viel, viel besser dran. Kein Fleisch, keine Milchprodukte, kaum Gemüse, einfach nichts ausser Bohnen. So fahren wir gleich weiter Mitte rechts an die Küste, nach Dangriga. Wir haben einen Tipp bekommen, finden aber eine Kleinstadt, die in ihrem Müll und ihrer Trostlosigkeit beinahe erstickt. Also noch weiter nach unten rechts, auf die schmale Halbinsel nach Placencia. Hier ändert sich das Bild drastisch. Eine Luxusvilla reiht sich an der Küste an die andere. Doch beinahe alle stehen zum Verkauf. Vielen Baulöwen, Spekulanten und vor allem privaten Amis steht das Wasser in Folge der Krise nicht nur bei einem Hurrikan bis zum Hals. Trotzdem sehen wir noch viele Neubauruinen, Totgeburten gleich.

    Kein Wunder wollen oder wollten alle hierhin, ist es doch mit der Karibik rechts und der langen Lagune links wunderschön. Offenbar aber nur für Hausbesitzer oder Hotelgäste. Noch nie haben wir so lange und beinahe vergeblich nach einem Übernachtungsplatz gesucht. Keine Nische am Strand die nicht privat, kein Camping (vor 6 Monaten geschlossen), kein Goodwill, nichts. Als wir ganz freundlich bei einem Ami mit einem riesigem, freien Grundstück direkt am Meer fragen, ob wir uns wohl dort unter die Palme stellen dürfen, droht der bornierte, ängstlich verbarrikadierte Depp mit seinem nicht existierenden Dobermann und der Polizei. Wir sollen verschwinden und würden auch bei allen Anderen erfolglos sein. Wie wahr! Ausserhalb des Ortes, bei einem lieben österreichischen Paar mit Restaurant, durften wir dann auf dem Parkplatz schlafen und ein Schnitzel essen.

    Nach unserem Motto: „Die wollen uns nicht, ergo bleiben wir nicht“ fahren wir schon vor Sonnenaufgang wieder zurück nach Mitte oben. Diesmal nehmen wir aber den Coastal und nicht den Hummingbird Highway. Viel kürzer aber nur Wellblech, Sand und Schotterpiste, dafür kaum Verkehr und schöne, tropische Umgebung.

    Im abgefuckten Galles Point lassen wir uns zu einer Manateetour (Seekuh) überreden. Hier sollen die lustigen Urviecher in grosser Zahl an zu treffen sein. Das sind sie auch, bei dem trüben Wasser aber sehen wir keinen Schwanz. 2, 3-mal stossen in weiter Entfernung dunkle Dinge durch die Wasseroberfläche, um Luft zu holen und schon sind sie wieder weg. Endtäuschung 3 oder 4? Egal.

    Ein kleines Highlight ist unser Umweg mit Kaffepause einem Fluss entlang. Offroadfeeling und Erinnerungen ans wilde Patagonien kommen auf. Dort waren wir ja oft nur so unterwegs und hätten hier auch gleich geschlafen.

    Nur ein paar Hundert Meter vor dem Belize Zoo mündet der Coastal Highway in den Western Highway. Der berühmte Zoo im Land der Steppen liegt genau in der Mitte zwischen der Hauptstadt Belmopan und Belize City. Im dazu gehörenden Tropical Education Center finden wir endlich wieder einen Wohlfühlplatz und bleiben gleich mehrere Tage.

    Der Zoo ist sehr schön angelegt und zeigt ausschliesslich heimische Tiere in natürlichen, grossen Gehegen. Viele der Tiere wurden aus privatem Besitz skrupelloser Sammler gerettet oder verletzt durch einen Zusammenstoss mit Fahrzeugen an der Strasse aufgefunden Die Raubkatzen haben es uns speziell angetan. Eigentlich möchte Felix jetzt protzen, endlich Puma, Jaguar, Ozelot und Tapir auf der Pirsch vor die Linse zu kriegen, haben wir doch so lange und intensiv nach ihnen gesucht, doch Franziska hat es verboten. Nun denn, schön sind sie auch so.

    Zufälligerweise findet am Wochenende die NATS (National Agriculture and Trade Show) statt, die man mit unserer OLMA in St. Gallen vergleichen kann. Schon unterwegs im öffentlichen Bus ist die Stimmung hoch, kein Wunder sitzt doch ein halbes kreolisches Dorf in Festtagskleidern im Bus und fast jeder 2. hat eine Flasche eisgekühlten Baylis Cream in der Hand. Die Show selber gestaltet sich aus einer Mischung von Openairdisco (200 db), Rodeo, Agrarartikelmesse und Fressbeizen. Und alles bei mind. 40° im Schatten, wenn man einen findet. Nach einer Wartezeit von 1 Stunde geht das Rodeo endlich los und es ist ein reines Vergnügen, wie wenig Ahnung die Jungs von diesem Job haben. Kein Lasso trifft, kein Rind fällt einfach um und lässt sich fesseln und beim Bullriding ist der Rekord keine 3 Sekunden. Hat ein Lasso mal getroffen, muss der Reiter vom Pferd, das Rind zu Fall bringen und an den Beinen fesseln. So das Game. Das funktioniert aber nur, wenn das Pferd stehen bleibt und das arme Rind nicht durch die ganze, staubige Arena schleift. Einzig ein Texaner zeigt kurz was Sache ist und erledigt seinen Auftritt unter 20 Sekunden.

    Und nun? Sollen wir unseren Belize Aufenthalt künstlich heraus zögern? Wir wollen nicht und halten uns nur noch in Richtung Yucatán Mexico. Belize City hat man in einer Minute gesehen. Ausser an eine englische Drehbrücke werden wir uns später wohl nur noch an die vielen, schwarzen Bettler erinnern, die nach einem „Dollar man?!“ fragen.

    Letzter Halt ist der Flusscamping in Orange Walk. Mindestens eine Mayaruine pro Land wollen wir uns schon ansehen. Lamanai (Mayasprache = untergetauchtes Krokodil) hat ihren Reiz, da man mit dem Boot 40 km durch den engen New River zu ihr kommt. Also buchen wir einen Tagestrip und der lohnt sich wirklich.

    Gemütlich tuckern wir den Fluss aufwärts und können immer wieder uns altbekannte Tiere sehen. Da sind Krokodile, Schildkröten und jede Menge Vögel. Die Ruinen selber sind, auch wenn kleiner und weniger spektakulär als die in Tikal und Copán, sehr schön. Die Tempel sind alle immer nur auf 3 Seiten ausgegraben worden und hinten herum noch völlig überwuchert. Die Lage nahe am Fluss wie auch die Aussicht über den Dschungel vom höchsten Tempel mit 33 m ist einfach toll. Indiana Jones hätte seine liebe Freude daran.

    So haben wir einige Rosinen von Belize heraus gepflückt und es hat uns am Schluss viel besser gefallen als zu Beginn. Hochglanzprospekte von karibischen Ferieninseln verfälschen das Bild einer der ärmsten Region dieses Planeten. Viele Inseln und Staaten im Grossraum Karibik gelten als arm, mit Spitzenreiter Haiti. Wir wissen das, sind aber trotzdem mit falschen Erwartungen nach Belize gekommen. Vielleicht wohl, weil es eine britische Kolonie war? Wie in allen von uns bis jetzt bereisten Ländern muss man sich darauf einlassen, um sich wohl zu fühlen. Es ist wie es ist und das ist gut so. Das haben wir hier irgendwie verpasst, vielleicht auch wegen der extremen Hitze.

    Wir freuen uns auf Mexico.

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