• 1. Oktober. 2014 /  Kanada, Nordamerika, USA

    Ein paar Tausend km durch die Rocky Mountains, 21.9. – 2.10.2014

    Crocsindianer

    Wir nutzen das herrliche Herbstwetter und düsen im Sauseschritt gen Süden zum NP Jasper und Banff. Für jeden Kanadareisenden sind diese Parks ein Muss. Felix war hier ja schon vor bald 40 Jahren mit Autostopp unterwegs und hat gute Erinnerungen. Wir werden sehen.

    Die ungewohnte Blechlawine kündigt an, wir kommen dem Tourismuscenter in den Rockys immer näher. Kurz vor dem Park beginnt es zu regnen und so wird es auch leider die nächsten Tage bleiben. Bei uns im Auto herrscht auch ein Gewitter, will doch die Parkrancherin von uns von Jasper nach Banff CN$. 20 pro Tag, und man muss im Vorhinein angeben, wie lange man bleiben will. Wie sollen wir das denn nun jetzt schon wissen? Wir kaufen mal 2 Tage und suchen schon ziemlich verstimmt einen der vielen Campings, da hier wildes Stehen unter hohen Bussen verboten ist. Doch, hallooo? Da die Saison gemäss Kalender bereits vorüber ist, haben alle Campgrounds bereits geschlossen. Bis auf einen, natürlich den teuersten, wo wir also dann hingeschleust werden. Natürlich ist der übervoll, wir haben Glück und bekommen noch einen schrägen Waldparkplatz für 28.- CN$. Kein Strom, nicht nett, einfach nur ein Parkplatz. Will man die Feuerstelle benutzen, kommen noch 8.-$ dazu.

    Columbia Eisfeld     The Icefield Parkway

    Ok, 2x leer schlucken und auf 10 zählen, wir sind ja immerhin auf der schönsten Gebirgsstrasse der Welt. So steht es auf jeden Fall auf jedem Plakat am Strassenrand. Schon früh sind wir unterwegs, wollen gemütlich im Regen diese Strasse geniessen, doch keine Chance. Die Kanadier geben Gas. Sitzt man hier im Auto, sollte das möglichst kurz sein, also Vollgas bis zum Ziel. Es nervt uns, immer einen Meter hinter uns einen Eiligen zu haben und wir erhöhen unser Tempo auf normal. Es regnet ja sowieso.

    Die versprochenen Tiere sehen wir nicht, wie denn auch bei diesem Verkehr und auch die Gletscher bleiben verhalten. Entweder sind sie hinter den Wolken oder, und das zumeist, einfach zwischenzeitlich dahin geschmolzen. Das früher riesige Columbia Eisfeld, das beinahe 250 km lang die meisten Bergspitzen völlig zugepackt hatte und immer mal wieder ganz hinunter ins Tal floss, ist verschwunden. Nur hier und da kommt noch eine kleine Zunge zum Vorschein. Wo Felix dannzumal direkt vom Highway auf den Gletscher trat, müssen wir jetzt 30 Minuten lang zu ihm hochsteigen. Die Anderen, vor allem die Asiaten fahren mit dem 6×6 Bus einfach direkt auf das übriggebliebene Eisfeld. Ein für uns schon zweifelhaftes Vergnügen, zudem es noch für 15 Minuten, 50 $ kostet. Aber sie stehen dafür Schlange und schiessen Selfies wie die Wilden.

    Preisliste für ....     Columbia Icefield

    Gletscherbusse     Sunwapta Falls

    Auch Lake Louis und Lake Moraine können uns nicht wirklich begeistern. Schlange stehen für einen Parkplatz ab einem Bergsee, Slalom um andere Touristen und extrem überhöhte Preise. Uns reicht es, wir fahren durch zum dazu gehörenden NP Kootenay, parkieren für die Nacht versteckt im Gebüsch und wandern hoch zum spektakulären Marmor Canyon. Enttäuscht verlassen wir danach die „schönste Gebirgsstrasse der Welt“ und steuern die Grenze der USA an.

    Kaum sind wir am südlichen Ende dieser Parks, scheint die Sonne wieder und zwar mit Volldampf. Offensichtlich wollte uns Jasper und Banff nicht wirklich haben. An der Grenze klettert das Thermometer auf über 30°, wir wären aber auch bei Minusgraden ins Schwitzen gekommen. Bekommen wir wieder 6 Monate oder dürfen wir gar nicht mehr rein in die Staaten? Wir waren ja eigentlich schon das ganze Jahr mit kleinen Unterbrüchen hier. Man weiss es nie!

    Mistaya Lake  Lake  Moraine  Marmor Canyon

    Der überaus freundliche Zöllner gibt uns ohne Fragen und ohne Hiddy anzuschauen weitere 6 Mt. Die Stimmung steigt so schnell wieder, wie wir am übernächsten Tag bereits steil auf der „schönsten Gebirgsstrasse Nordamerikas“ hinauffahren. Obwohl die Ostseite des Glacier NP wegen Strassenarbeiten geschlossen ist, wir also den gleichen Weg zurück müssen, lohnt sich die Fahrt auf den Logan Pass auf jeden Fall. Nur müssen die Amis für diesen Park bald einmal einen neuen Namen suchen. Glacier Park ohne Glacier, auch die sind hier schon alle verschwunden, geht ja gar nicht oder?

    Logan Pass     Glacier NP

    Wunderschön schlängeln wir uns danach südlich um den Park herum nach Osten, ins Indianerreservat der Blackfeets. Das sind die Jungs mit „Wind in seinem Haar“ und Kevin Kostner mit seinem tanzenden Wolf. Franziska ist leider von Felix vorgewarnt worden, dass sich hinter dem nächsten Hügel die Landschaft dramatisch ändert, sie hätte sich extrem gewundert. Hinter uns die zackigen, zerfurchten Rocky Mountains, vor uns unglaublich weites, flaches Grasland. Wir sind in der Prärie. Nach Monaten Berg und Wald stehen wir plötzlich auf einer der grössten Wiese unseres Planeten. Bisonherden vervollständigen das Bild.

    Hier lebte der original Hidalgo     Prärie

    Mit starkem Gegenwind und Themps um die 35°, ähm es ist doch Ende September und wir über 1400 müM, fahren wir dem Yellowstone NP entgegen, rechts immer sichtbar die Rockys, links die Prärie im Herbstkleid. Den ältesten NP der USA, wo sich Jogibär vor explodierendem Wasser tummelt, wollen wir vor dem Wintereinbruch noch mitnehmen.

    Prärie Gabelbock Bison

    Die Sonne spielt mit und wir sind begeistert. Diese Farbenpracht von hunderten verschiedenen Geysiren, Heisswasserbecken, Dampfschloten, kochenden Schlammbecken, die Wälder, Berge und Flüsse sind einfach nur fantastisch. Die beinahe ausgerotteten, doch seit einigen Jahren wieder überall herumhängenden Bisons, fügen sich mit allen anderen wilden Tieren des Parks und mit der ganzen Szenerie zu einem absoluten Highlight zusammen.

    Grand Prismatic Spring     Bluehole

    Castle Geysir     Grand Geysir

    Neben dem bekanntesten aller Geysire und ca. alle 70 Minuten ausbrechendem Old Faithful haben wir Glück und sehen den selten steigenden Grand Geysir, kochendes Wasser speien. Auf über 70 m hoch steigt seine beeindruckende Fontäne und die versammelte Menschenmenge spendet frenetischen Applaus. 4 Tage wandern wir von Höhepunkt zu Höhepunkt, ohne je Einen ein zweites Mal zu sehen, hat der Yellowstone doch die Fläche von ¼ der Schweiz. Auch der einsetzende Regen und die Kälte auf über 2000 m schmälern die Begeisterung nicht viel.

    Upper Geysir Basin Old Faithful Becken Bison

    Doch auch hier wollen wir raus, bevor der versprochene Schneefall einsetzt. Unsere abgelaufenen Pneus werden einem Rocky Mountain Blizzard kaum noch standhalten. Reifenwechsel gibt es erst wieder in Nordkalifornien beim Land Cruiser Spezi Gary.

    Wildgänse     Deerkiz im Winterpelz

    Tage später trudeln wir nach einer Hammerzeit durch die Staaten Montana, Wyoming und Idaho mit vielen gefahrenen Km kurz vor Salt Lake City, Utah auf einem RV-Park ein und bringen uns, Hiddy, wie auch die Homepage auf Vordermann.

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