• 20. März. 2012 /  Bolivien, Südamerika

    Paso Chungará, La Paz, Titicacasee,  27.2. – 16.3. 2012

    Direkt vor dem Grenzübergang versuchen wir, nichts desto trotz in den Lauca Nationalpark zu kommen. Nach nur wenigen km nach Verlassen der Teerstrasse sind wir 3 Mal beinahe im Schlick stecken geblieben. Wir wollen mit unserem angeschlagenen Hiddy kein Risiko eingehen und kehren frustriert nach einer langen Fahrt im Rückwärtsgang um.

    Nach Monaten auf Meereshöhe macht uns der kurze Aufstieg von Arica zur Passhöhe ein bisschen zu schaffen. Wir haben die 1. Nacht zur Akklimatisierung auf über 3000 m verbracht und mehr oder weniger gut geschlafen. Heute wollen wir es auf über 4000 versuchen. Obwohl nicht geplant, stehen wir in Folge der Umstände bald vor dem bolivianischen Zoll. Chaos herrscht, wir müssen von Pontius zu Pilatus, Ausweise kopieren, zurück zum Mann mit der blauen Uniform, einen Stempel holen, zurück zum Mann mit der braunen Uniform. Dann in einem Privathaus die Daten im PC eingeben, da die Zöllner keinen eigenen haben und wieder zurück zum Mann mit der blauen Uniform und, und, und. Bolivien macht auf Rache gegenüber dem reichen Chile und so haben die jetzt auch noch eine Lebensmittelkontrolle eingeführt. Wir dürfen keine Lebensmittel einführen und unser Kühlschrank ist mehr als voll. Nach langem Anflehen, dies wäre doch unser Abendessen und wir würden dieses noch auf dem Pass einnehmen, lässt die Dame in grüner Uniform Milde walten. Wir müssen nichts abgeben, bezahlen noch die Strassengebühr und haben endlich diesen hanebüchenen Zoll hinter uns.

    Etwas weiter, weg von der Strasse, am Fusse des gigantischen Vulkans Sajama, auf leuchtend grünen Matten mit vielen Lamas und Alpakas machen wir Halt für die Nacht. Beim Fotoshooting der Andenkamele kommt uns plötzlich eine Aymarafrau entgegen. Nachdem Sie ihre anfängliche Furcht vor uns überwunden hat, plaudert sie fröhlich drauf los. Sie erklärt uns den Unterschied dieser Tiere, zeigt wie sie die  Alpakawolle zu feinem Faden spinnt und freut sich über unser geschmuggeltes Gemüse und Brot. Traditionell trägt sie ihr einjähriges Kind im Tuch auf dem Rücken, während die Achtjährige wacker die Lamas vor sich her treibt.

    Von Franziskas Mami haben wir vor Jahren einen Schokoladenhasen bekommen. Dieser hatte ein kleines Glöckchen um den Hals. Dieses Glöckchen haben wir dem Mädchen geschenkt und ihre Augen leuchten als habe sie ihr grösstes Geschenk im Leben bekommen.

    Am nächsten Tag Nonstop nach la Paz. Hier wollen wir uns und vor allem Hidalgo komplett auf Vordermann bringen. Hiddy bekommt einen vorzeitigen 100‘000 Service und Felix geht zum 4. Mal in Folge zum Zahnarzt. Offenbar will er einen Qualitätsvergleich der Zahnärzte von Brasilien, Chile, Paraguay und Bolivien machen. Das brasilianische Inlay hat er heute zum Frühstück verschluckt. Wir finden sogar eine Yamahavertretung die sich Felix’ Keyboard annimmt und Franziska lässt sich für ein Trinkgeld eine neue Variluxbrille fertigen.

    Auf den Garagentermin müssen wir leider eine Woche warten. Macht nichts, in der Zwischenzeit gibt es viel zu tun und das Wetter kann nur besser werden.

    2 Wochen später stehen wir wieder vor dem Hotel Oberland. 9 Tage und Nächte haben wir in der Garage verbracht. Hiddys Schäden vom Unfall sind restlos behoben worden. Er hat eine neue Frontscheibe, Kupplung, vordere Stossdämpfer und vieles mehr. Nur neue Felgen konnten wir auch hier nicht auftreiben.

    Wir haben in der Zwischenzeit La Paz auf den Kopf gestellt. An einem Tag machen wir vom Hotel Oberland im Stadtteil Mallasa einen grossen Spaziergang ins Zentrum. Das bedeutet eine Wanderung von 14 km und 700 Höhenmeter bis auf 4100 m. Und das alles mitten in der Stadt. Wir sind fasziniert und mögen La Paz täglich mehr. Die gepflegten Parkanlagen, das Gewusel in den unzähligen Märkten und vor allem das Essen auf denselben behagt uns sehr. Unser Lieblingsmenu beschreibt sich folgendermassen:

    Eine dicke Frau in bolivianischer Tracht sitzt am Boden mit einem grossen, verschlissenen Plastiksack vor sich. Darin befinden sich kiloweise Kartoffeln, Gemüsebananen, Süsskartoffeln und vor allem Fleisch. Knusperiger Schweinebraten und Hühnchen. Sie füllt eine grosse Portion in einen kleinen Plastiksack und schon ist angerichtet. Ganze 15 Bolivianos (Ca. Fr. 2.- ) will Sie für diese Köstlichkeiten. Wir setzten uns an irgendeiner freien Stelle auf den Boden und geniessen.

    Am 16. März verlassen wir La Paz über El Alto, der Millionenstadt, die auf über 4000 m an der Abrisskante zu La Paz thront. Es stinkt, es ist laut und wir stecken im grössten Verkehrschaos seit Jahren. Ein paar Stunden später sehen wir auf einer wunderschönen Panoramastrasse endlich den Titicacasee vor uns. Wir übernachten das letzte Mal in Bolivien, direkt am Strand von Copacabana.

    Morgen überqueren wir die Grenze nach Peru.  Bolivien hat uns auch beim 2. Besuch sehr gut gefallen. Liebenswert, fröhlich, fantastische Landschaften und stinkbillig.

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