• 4. November. 2012 /  Kolumbien, Südamerika

    Kolumbiens Norden, 18.9. – 25.10.2012

    1. Oktober 2012, Logbuch F&F / Hidalgo

    Genau vor 2 Jahren sind wir in Buenos Aires gelandet und 21 Monate ist es her, als wir in Ushuaia auf Feuerland am südlichsten Punkt von Südamerika standen. Dort, am Ende der Welt, haben wir uns gefragt, was wir wohl alles auf der Kreuz- und Querfahrt nach Norden erleben dürfen?

    Nun sind wir also 2 Jahre später an der Karibikküste von Kolumbien angekommen.

    Gerne hätten wir alle Länder auf diesem Kontinent bereist. Hugo Chavez, der völlig durchgeknallte, leider Wiederpräsident von Venezuela hat uns dies vergrault. War Venezuela früher schon ein korruptes und gefährliches Land, gilt es heute schon als grobfahrlässig, mit eigenem Auto dorthin zu fahren. Und um in die 3 kleinen Staaten Guyana, Französisch Guyana und Surinam zu kommen, muss man auf dem Hin- oder Rückweg durch Venezuela. Macht nix, ausser dem Salto Angelo, dem mit 1 km höchsten Wasserfall der Erde, hätten wir nicht viel Neues gesehen und Felix war ja eh schon mal dort.

    57‘200 km haben wir hier zurückgelegt. Mal auf dem 6-spurigen Superhighway PanAm, mal in üblen Bachbetten, mal  auf feinen Erdstrassen oder dann auf schrecklichen Wellblechpisten. Bis auf 5100 m musste Hidalgo klettern und bei den  Durchquerungen der vielen Flüsse und überschwemmten Strassen, ist es uns manchmal vorgekommen, wir sitzen in einem Boot.

    Doch nun zurück an die Karibikküste. Auf dem Weg hierher, bei den Ausläufern der kolumbianischen Anden, gibt’s noch einen Abstecher in den NP Los Estoraques mit seinen fantastischen Erosionscanyons. Ja und wen treffen wir hier? Schweizer! Doris und Günther von Hernyreisen.ch und die McReis. McRei ist das Synonym von Jean-Pierre und Adrian. Die 2 Jungs haben wir vor 5 Jahren im www kennen gelernt. Da auch Sie, mit dem gleichen Untersatz wie wir, schon seit 2005 von Nord nach Süd herum tingeln, haben wir das genutzt, um Infos zu tauschen. In Villa da Leyva haben wir uns bereits das 1. Mal getroffen und nun wieder hier. Sie waren auf dem Weg nach Venezuela, haben es sich aber nach einem Beinaheüberfall anders überlegt und sind umgedreht. Jetzt fahren wir in den gegenseitigen Spuren wieder in die gegensätzliche Richtung. War toll, Sie nach so langer Zeit persönlich kennen zu lernen.

    Durch einen Geheimtipp sind wir etwas östlich vom NP Tayrona auf dem Strandcamping Los Angeles gelandet. Wir haben hier für uns ein kleines Paradies gefunden. Direkt am schönen Strand unter Kokospalmen und absolut ruhig geniessen wir endlich Karibik pur. Gleich neben uns ergiesst sich ein warmer, klarer Fluss ins Meer, in dem wir stundenlang schwimmen und angeln. Geheim ist nun passé, da sehr zu empfehlen: N 11°17’37,1“   W 73°53’18,8“

    Der Nationalpark Tayrona ist ein kleiner, noch intakter, bergiger Dschungelstreifen direkt an einer traumhaften Tropenküste mit weissen, von Kokospalmen gesäumten Stränden, an die eine türkisfarbene Korallensee schäumt. Gleich dahinter erhebt sich die Sierra Nevada de Santa Marta mit ihren vergletscherten Granitgipfeln, Pico Bolivar und Pico Cristóbal Colón, beide 5770 müM. Diese ragen nur 40 km von der Küste entfernt auf und gelten als die höchsten Berge Kolumbiens und das höchste Gebirge der Welt so nahe an einer Küste. An seinen Hängen leben immer noch Naturvölker wie die Tayronas, Kogis, Arhuaco oder die Wiwa.

    Schatzjäger haben 1975 im tiefen Dschungel in einem Gebirgszug die Ciudad perdida, die verlorene Stadt entdeckt. Diese Stadt wurde zwischen 700 und 1600 n Chr. von bis zu 4000 Tayronas besiedelt. Dann wurde sie völlig vergessen und vom Dschungel verschluckt. Heute kann man sie auf einer 6-tägigen Expedition besichtigen.

    Wir trekken „nur“, dafür ganz alleine im Nationalpark Tayrona zu einer kleineren vergessenen Siedlung, das Pueblito Chairama. Bei einer Temperatur um die 40° und einer Luftfeuchtigkeit von 100% reicht uns das alleweil. Völlig aufgelöst erreichen wir nach Stunden auf einem Trampelpfad durch den hügligen Dschungel das  nur wenig kühlende Meer.

    Nachts kühlt es aber meistens ein bisschen ab, doch kühler als 29° wird es wohl nie. In den letzten 2 Wochen sind wir jeden Tag mehr in der Regenzeit angekommen. Anfänglich regnete es täglich gegen Abend einige Minuten, nun regnet es  jeden Abend stark bis in die Nacht, beginnend mit stundenlangen, heftigsten Gewitter. Laut Wikipedia sind die Gewitter in dieser Gegend ganz speziell. Ausser im Kongobecken in Afrika gibt es nirgends mehr Gewitter und Blitze als hier. In manchen Nächten sind wir von mehreren Gewitter nur so umzingelt und es rumpelt dann zusammen mit der tosenden Meeresbrandung ganz ordentlich.

    Bei so vielen Kokospalmen ist es schon bald logisch, dass wir eine neue Herausforderung für uns finden. Wir basteln Schmuck aus Kokosschalen. Den wollen wir dann in USA gaanz teuer verkaufen. Mal sehen ob das klappt.

    Auch haben wir in der Zwischenzeit für den 22.10. auf der „Stahlratte“, einem deutschen 2-Mastsegler angeheuert, um nach Panama zu kommen, während Hiddy auf ein Frachtschiff muss. Es gibt leider keine Strasse, die nach Mittelamerika führt. Auch die lang versprochene Fährverbindung zwischen Panama und Kolumbien wird es vermutlich nie geben. So müssen wir nun in diesen sauren Apfel beissen, haben wir doch viele Schauergeschichten über die Verschiffung gehört. Kaum ein Camper schafft es ohne Schäden oder Diebstähle, diese kurze Strecke zu überstehen. Und das zu einem horrenden Preis.

    Laut unserem Agenten Luis soll das Frachtschiff für Hidalgo am 19. Oktober in Cartagena einlaufen. So erreichen wir am 16. Oktober Cartagena de Indias, die für uns wohl schönste Stadt Südamerikas. Stunden- oder tagelang schlendern wir durch die hübschen, engen Gassen, umrunden die ganze Altstadt auf der noch intakten Wehrmauer, oder sitzen einfach an einem der vielen Plätze, schlürfen einen Tintico und beobachten das quirlige Treiben. Zudem, und das bestätigt die Aussage eines Freundes, blickt Felix hin und wieder den schönsten Frauen bislang nach.

    Und ab hier geht nun eine andere, nervtötende Geschichte los, die es lohnt einen eigenen Bericht zu bekommen. Siehe demnächst: „Die Verschiffung“!

    Hier geht’s zur Galerie Kolumbien 3