• 4. März. 2011 /  Argentinien, Südamerika

    Vom Aconcagua zum Paso Agua Negra 29. 1.- 27. 2. 2011

    Obwohl sich die Anden im Grunde genommen bereits in Feuerland erheben und sich bis nach Venezuela an der Küste entlang ziehen, beginnen sie für uns eigentlich erst richtig hier. Alles Vorherige war im Vergleich nur Geplänkel.

    Kaum aus dem Tunnel gefahren, der Chile von Argentinien trennt, ein paar km links ins Tal hinein und wir stehen vor dem höchsten Berg ausserhalb des Himalayas, dem 6962 m hohen Aconcagua.Da wollen wir nun rauf……?! Nein, blöd…. Dieser Berg ist unter den Bergsteigern gefürchtet. Nicht wegen seiner Schwierigkeit sondern wegen seines nicht enden wollenden Aufstieges. Viele fallen ihm infolge Fehleinschätzung zum Opfer. Wir parken und schlafen auf 2850 m, dem Ausgangspunkt der Ersteigung. Von da geht es noch viele km ins Tal hinein und über 4100m hinauf. Oft sehen wir auf unserer Wanderung Richtung Basiscamp den Rettungsheli mit erschöpften und höhenkranken Berglern. Die Höhe lässt uns kaum schlafen, wir müssen uns jedoch daran gewöhnen, wollen wir doch noch viel höher hinauf.

      

    Nach der Überquerung des nächsten 3100 m hohen Passes erreichen wir Mendoza. Keiner verspürt Lust bei dieser brütenden Hitze in die Stadt zu fahren, so kaufen wir nur schnell ein und sind am Abend schon im NP Sierra de Las Quijades. Ein kleines rotes Gebirge, das sich mitten aus dem Flachland erhebt und mit spektakulären Felsformationen und fossilen Funden aufwartet. Unweit von unserem Schlafplatz können wir auf einer Rundwanderung in die verschiedenen Felsentäler, die durch Erosion entstanden sind blicken und geniessen alleine die Wildheit der Landschaft und den Sonnenuntergang. Da wir die einzigen Besucher sind, können wir mitten in der Nacht bei tropischen Temperaturen den tollen Sternenhimmel und viele Leuchtkäfer, die mit drei verschiedenen Laternen am Körper ausgerüstet sind sehen. Und das alles füdliblut. Auch wundern wir uns immer wieder, dass das Sternbild Orion auf dem Kopf steht und das Kreuz des Südens kaum zu erkennen ist vor lauter anderen Sternen.

      

    In Nono ca. 150 km vor Cordoba bleiben wir ein paar Tage. Wir updaten unsere Homepage, bädelen im direkt vor unserer Nase fliessenden, seichwarmen Fluss und sind faul. Derweil passt sich Hidalgo sogar endlich seiner Umgebung an, sodass wir ihn kaum wiederfinden.

      

    Cordoba, die viel gerühmte alte Universitätsstadt enttäuscht uns sehr. Die Klosteruniversität ist wegen Februar, die Kathedrale wegen Sonntag, die goldene Kapelle, weil die Jesuiten nicht wollen, geschlossen. Wir haben es natürlich auch wieder geschafft, mitten in der Siesta in der Stadt zu sein, denn hier steht nun wirklich alles von 12.30 Uhr bis nach 17.00 Uhr still. Auf der Touriinfo nimmt man unser Nachfragen mit einem Achselzucken zur Kenntnis: „Die Stadtregierung habe kein grosses Verständnis für Tourismus“.

      

    Dann halt nicht, wir fahren wieder in die Pampa und wollen als nächstes Ziel zu den grossen argentinischen Salzseen. Doch auch hier ist ausser strömendem Regen nichts zu finden. Wir suchen stundenlang einen Zugang zu den Salzseen, bleiben aber immer entweder vor einem Zaun oder dichtem Dornengewächs hängen. Endlich finden wir einen kleinen, staubigen, bachbettähnlichen Weg runter zu den Salinas Grandes und können vor dem nächsten Wolkenbruch ein paar Fotos mit speziellen Perspektiven schiessen. Mehr erhoffen wir uns dann auf dem Salar Uyuni in Bolivien. Mit Übernachten ist hier auch nichts, so fahren wir durch bis La Rioja.

      

    Grosses Staunen hier. Diese kleine Provinzstadt gefällt uns auf Anhieb. Es herrscht ein buntes Treiben, es gibt schöne Fussgängerzonen, Parks und farbige Geschäfte und wir haben irgendwie das Gefühl, die Leute leben hier gerne. Überall wird gelacht und wir werden von der guten Stimmung richtig angesteckt. So hat sich der grosse Umweg ins Mittelland doch noch gelohnt.

    Dann ein paar Tage nach Südwesten in die NPs Talampaya und Valle de Luna. Der erste besticht durch seine roten Felsformationen und Felix macht nach der leider nur geführten Rundtour mit dem Bussli noch eine 4 stündige Wanderung ins Herz dieser Berge. Es gibt Täler, in denen man sein Echo erst nach 5 Sekunden, dafür dann aber bis zu 6 x hören kann. Echt gut.

       

    Den zweiten darf man nur noch im Konvoi mit Parkranger befahren. 4 Stunden durch unglaubliche Farben, Canyons und Flusstäler. Der Höhepunkt dieses Parks ist das Bocciakugelfeld, von dem bis heute noch niemand etwas über seine Entstehung weiss. Wir haben tolle Tage in wilder Natur.

       

    Zurück in La Rioja entschliessen wir uns, doch noch die Ruta 40 nach Norden fertig zu fahren. Wir müssen in die Einsamkeit fliehen. Fliehen vor den Argentiniern. Wo immer ein Argentinier steht, arbeitet, oder was auch immer läuft Musik. Stehen 3 Argentinier nebeneinander, hat jeder seinen eigenen Lärm. Auf einem Camping gibt es dutzende Arg. und jeder hört seine Musik. Nicht etwa leise, nein, sehr laut sogar, bis tief in die Nacht und niemanden scheint dies zu stören. Ausser uns, und zwar sehr. Zusätzlich hat jedes Kaff zurzeit sein eigenes Musikfestival. Wir schaffen es dauernd, genau zur Eröffnung in diesen Dörfern anzukommen. Die verstärkte Folkloremusik dröhnt immer km weit durch die Gegend und dauert oft bis 07.00 Uhr am Morgen. Dann kommt der Granatenabschluss. Ein Feuerwerk bei Sonnenaufgang. Wie sagte Obelix schon immer? Die spinnen die ………………!

      

    Weindegustation:

    Ab Cafajate (Musikfestival!) endet die geteerte Strasse, es folgen 600 km Ripio, jedoch durch atemberaubende Andentäler und Pässe. Nach 90 km soll es 20 km nach links in ein Tal hinein gehen, um dort auf dem höchstgelegenen Weingut der Welt eine Probe des erlauchten Rebensafts zu geniessen. Wir lesen auch im Reiseführer, dass das Weingut einem Schweizer gehört und stellen uns so ganz nett vor, mit ihm zusammen zu spröcheln, währendem er uns sein kleines Reich zeigt.

    Kurz nach der Abzweigung scheint der Plan bereits geplatzt, führt der Fluss doch gerade Hochwasser. Wir aber wollen zum Wein.

    Felix durchwatet barfuss den 100 m breiten Rio und befindet die Durchfahrt nicht für unmöglich. Also 4×4 und Untersetzung rein und durch. Es geht mit Allrad weiter durch Sand, Flüsse, und wilde steile Schluchten, echt nur was für Offroader.

      

    So kommen wir über den letzten Kamm ins Tal und sehen……! Das kann doch nicht wahr sein. Ein riesiges, stilvolles, ja unglaubliches Anwesen mitten im Nichts. Ein Hotel für betuchte Weinfans, ein Mega Gebäude mit Infokino, Bodega, Produktion und Abfüllerei, Weinlabor, ein Kunstmuseum und, sogar einen Helilandeplatz. Hä ja, wie sollen die Leute sonst auch herkommen?

       

    Donald Hess hat sich hier ein Königreich geschaffen. Der Wein. Ein Colomé Malbec ist international prämiert und echt gut J. Eine Flasche im Direktverkauf kostet nur lächerliche CHF 80.00. Für seine Campesinos (Landarbeiter) hat er sogar ein Dorf mit Schule und Kirche gebaut.

    Wir probieren 4 verschiedene Weine ohne den Chef zu sehen und verdünnisieren uns wieder aus diesem Luxustal in die Berge, wo wir auf 2500 m mit tollem Panorama übernachten.

       

    Ein harter Tag:

    Die morgendliche Flussdurchquerung ist wieder kein Problem und wir steuern auf der 40 den höchsten Andenübergang von Argentinien an. In Cachi wollen, müssen wir noch den nur halbvollen Tank füllen, um sicher über diesen 135 km langen Pass nach San Antonio de los Cobres zu kommen.

    Ab hier wird es hart. Im ganzen Dorf gibt es vorläufig keinen Diesel. Jetzt haben wir ein Problem. Zurück nach Cafayate wollen wir nicht, und rechts abbiegen nach Salta ist zu weit. Also bleibt uns nur die Flucht nach vorn. Sollte die Strasse aus irgendwelchen südamerikanischen Gründen nicht mehr weiter gehen, hätten wirjederzeit genug Sprit, um zurück zu fahren und auf Diesel zu warten.

       

    Kurz nach der Puente del Diabolo fängt es an zu regnen und 20 km weiter hat der Regen von gestern die Strasse auf einer Länge von 200 m einfach weggespült. Wir haben aber Glück, denn auf der anderen Flussseite ist bereits ein Bagger daran, einen neuen Durchgang zu buddeln. Nach einer Stunde ist der Steilhang soweit entschärft, dass wir es ohne zu kippen wagen können und durch den Fluss wieder auf die 40 kommen.

       

    Noch diverse andere Flüsse sind zu durchfahren bis wir, bereits auf 3500 m vor dem nächsten Hindernis stehen. Eine kleine Felslawine hat die Piste verschüttet. Diesmal steht kein Bagger zur Verfügung, wir schaffen es aber auch so, einen schmalen Keil frei zu räumen.

      

    Was kann noch kommen? Sollen wir umkehren? Wir sind ganz allein hier unterwegs! (Kein Wunder) Aber wir haben ja Hidalgo.

    Nun geht es nur noch mit 4×4 und Untersetzung weiter, da der Regen, nun ein Gewitter, stark zugenommen hat und die Piste zur Schmierseife macht.

    Nach vielen Stunden und noch mehr Haarnadelkurven mit jeweiligem zurücksetzen schiessen wir im Schneesturm auf 4895 m unser Gipfelbild.

       

    Zum Teil im Schritttempo rutschen wir auf der anderen Seite hinunter. Müde und glücklich kommen wir noch bei Tageslicht am Ziel auf 3770 m an und klopfen uns stolz auf die Schultern.

    Bei Abra Pampa, ca. 80km vor der bolivianischen Grenze haben wir den für uns nördlichsten Punkt von Argentinien erreicht, nun geht es, da der Regen uns vorwärts treibt ziemlich schnell, am Rande der Anden nach Süden. Zuerst durch das 7-Farbental nach Tilcara (Musikfestival!), dann über San Salvador de Jujuy nach Salta, wo wir auf dem Camping alte Bekannte und Freunde wieder treffen. Bei sintflutartigem Regen der riesige Landstriche überflutet, flüchten wir über die Sierra Aconquija, Catamarca, La Rioja zurück ins Valle de Luna auf den Campingplatz.

      

    Hier dürfen wir gratis stehen, bis sich das Wetter bessert und wir die Rückfahrt über den 4700 hohen Paso Agua Negra nach Chile in Angriff nehmen können.

       

    Auf den Paso Agua Negra haben wir uns schon lange gefreut und das Warten hat sich gelohnt. Heute herrscht Kaiserwetter. Früh am Morgen starten wir im Valle de Luna und erreichen kurz nach Mittag den argentinischen Zoll. Hier müssen wir ausstempeln und von hier sind es noch über 150 km bis zum chilenischen Zoll und 230 km bis zur nächsten Tankstelle. Wir wollen den Pass so richtig geniessen, deshalb übernachten wir auf 3100m . So haben wir morgen den ganzen Tag Zeit für die Überfahrt.

      

    Was wir dann hier an Farben und Formen erleben, sprengt unsere literarische Fantasie, wir lassen einfach die Bilder sprechen.

       

    Gute 12 Stunden später sind wir an der Grenzkontrolle, im heissen, wolkenlosen Chile.

    Hier gibt’s noch viele Bilder zu Argentinien 8:

    Posted by felix @ 17:21

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