• 1. April. 2012 /  Peru, Südamerika

    Von Puno nach Cusco, 17.3. – 25.3. 2012

    Zwei ganze Tage fahren wir an den Ufern des Titicacasees entlang. Kein Wunder, hat er doch die Fläche von 8400 km2. Hier wirkt die Luft wunderbar klar, wenn das blendende Hochgebirgslicht den Altiplano durchflutet und auf dem tiefen Wasser glitzert. Der Horizont erstreckt sich bis zur Unendlichkeit, und da und dort ragen antike Grabtürme und verfallene koloniale Kirchen auf.

    Die Hafenstadt Puno eignet sich bestens als Ausgangspunkt, die schwimmenden Inseln der Uros zu besuchen. Diese Nachfahren der von den Inkas nicht bezwingbaren Uros leben auf selbst gebauten Schilfflossen ca. 8 km von der Küste entfernt. Ihre Hütten, Möbel,  Boote, Brennholz zum Kochen und Heizen bestehen auch heute noch aus demselben Material, dem Seeschilf. Man kann dieses Grünzeug sogar essen und mit ein bisschen Essig und Öl schmeckt es sogar.

    Ohne eine Touristentour zu buchen, besteht keine Chance zu diesen Inseln zu kommen. Wir sind jedoch sehr überrascht, dass wir hier einen echt gut gemachten Tourismus antreffen. Natürlich wollen uns die Urosfrauen alles Mögliche an Souvenirs verkaufen, wir bekommen aber auf zweien dieser Inseln genauste Informationen, wie diese gebaut und gewartet werden. Alles sieht sehr einfach jedoch extrem gemütlich aus und die Uros haben einen grossen Vorteil so zu hausen. Haben sie einmal Streit mit dem Nachbarn, werden einfach die Verankerungen gelichtet und man paddelt ein paar Meter weiter.

    Wir besichtigen auch das älteste Schiff auf dem See, die eisenummantelte Yavari. Diese wurde in England gebaut und Jahre später in 2766 Einzelteilen um das Kap Horn herum nach Arica verschifft, anschliessend mit dem Zug nach Tacna transportiert und von Mulis über die Anden nach Puno geschleppt. Das ganze Manöver hat nur schlappe sechs Jahre gedauert.

    Auf dem Weg nach Arequipa nehmen wir den Abstecher zu den  Grabtürmen von Sillustani, wo wir auch gleich übernachten wollen. Der kriegerische Stamm der Colla begrub seinen Adel in diesen Steintürmen, die eine Höhe von bis zu 12 m erreichen. Später haben die Inkas diese „Technik“ übernommen und mit dauerhaften riesigen Felsenbrocken verfeinert.

    Die Nacht verbringen wir nicht wie vermutet hier auf dem Land in Ruhe. Nein, genau heute feiert diese Gegend einen heiligen Sankt Irgendwer, mit Pauken und Trompeten und … Feuerwerk! Da der grosse Parkplatz schön eben ist, eignet er sich bestens um zu defilieren. Toll, so nahe am Geschehen zu sein, hat die Blaskapelle doch nicht nur ein Lied im Repertoire wie in Bolivien sondern drei. Und diese spielen sie immer und immer wieder.

    Die Fahrt über Juliaca nach Arequipa gehört für uns wohl zu den schönsten Altiplano Überquerungen bis jetzt. Links oder rechts Flüssen folgend, mal rauf auf 4600 m, mal runter auf 3500 durchqueren wir die Anden, die infolge der grossen Niederschläge der letzten Monate in farbiger Blütenpracht auf saftigen Weiden vor uns liegen.

    In der Stadt treffen wir auf dem Hotelcamping Mercedes drei nette deutsche Paare, mit denen wir einen gemütlichen Grillabend verbringen. Arequipa, die weisse Stadt (die Bausteine aus den Anden sind schneeweiss und die schöne Innenstadt wurde ausschliesslich damit gebaut) haken wir in einem Tag mitsamt dem grossen Kloster Santa Catalina ab. Wir wollen in den Colca Canyon Kondore gucken gehen.

    Auch die Fahrt zu diesem berühmten Canyon ist spektakulär. Bei knapp 4950 m bricht das wellige Hügelland plötzlich steil ab und wir sind froh, mit neuen Bremsen unterwegs zu sein. Der Canyon selbst erstreckt sich von Ost nach West immer steiler bis 2000m abfallend. Das Tal ist mit kleinen, leuchtend grünen Feldern überzogen. Überall werden Kartoffeln geerntet. Malerisch ist die Szenerie eingerahmt von 6000 m hohen Vulkanen. Schon von weitem sehen wir unser Ziel: den Mirador Cruz del Condor.

    Pünktlich mit der Morgensonne steigen die grössten Vögel dieser Welt mit einer Spannweite von 3,8 m im Aufwind die steilen Wände herauf, direkt uns entgegen. Wenige Meter vor unseren Augen will jeder dieser Kondore einmal abgelichtet werden, bevor sie gegen 7000 m steigen und in der Weite verschwinden. Einfach toll, hier zu sitzen und das Spektakel zu sehen.

    Eines der deutschen Paare von Arequipa, Renate und Heinz, haben sich uns angeschlossen und wir beschliessen, zusammen die nicht ganz einfache Fahrt über die Berge nach Cusco zu wagen. Nicht ganz einfach, weil niemand uns sagen kann, ob auch diese Andenpisten wegen dem Regen unbefahrbar sind oder nicht. 250 km durchs Niemandsland auf dieser Höhe mit unter- oder überspülten Pisten können ganz schön happig werden. Da die anderen einen Unimog mit Seilwinde als Untersatz ihr Eigen nennen, könnten wir uns gegenseitig helfen und schon geht es los.

    Wild, grossartig, naturgewaltig, hammermässig sind Schlagworte, die bei dieser Fahrt fallen. Gottlob haben wir diese Strecke gewagt, wir werden extrem belohnt. Mitten auf der Strecke wurde eine Brücke wegeschwemmt und wir denken schon, wir müssen uns einen Weg durch den Fluss bauen, finden jedoch bald eine Umfahrung. Der Rest ist einfach nur fantastisch.

    Müde und hungrig landen wir am Abend am Lago Languilayo beim Fischer Alejandro. 2 kg fangfrische Forelle für Fr. 5.-, da lassen wir es uns schmecken. Wir verarbeiten unsere Fische zu Ceviche, einer Art Sushi. Forelle filetieren, kleine Würfel schneiden, würzen mit Salz, Pfeffer, Zwiebeln und frischem Limettensaft, dazu Franziskabrot direkt aus dem Ofen. Die Krönung eines wirklich tollen Tages.

    Am nächsten Morgen müssen wir nur noch die Reifen wieder auf Asphaltdruck bringen und bald schon rollen wir in der Inkastadt Cusco ein.

    Mehr Bilder zu diesem Bericht in der Galerie Peru 1

    Posted by franziska @ 16:35

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