• 10. März. 2009 /  Afrika, Kurztrips, Tunesien

    Tunesien

    Eine Woche vor den Sportferien haben wir uns kurzerhand entschlossen, mit unserem Hidalgo nach Tunesien zu reisen. Frühmorgens fahren wir voll bepackt Richtung Genua. Mit grossen Augen bestaunen wir in den folgenden Stunden die anderen Fahrzeuge, die sich für die Fähre einreihen. Vor allem die bis zur doppelten Fahrzeughöhe beladenen tunesischen Autos lassen uns, die wir uns über jedes Kilogramm Gedanken machen schmunzeln.
    Die Zollformalitäten werden während der Überfahrt erledigt. Das heisst: mehrere Zettel ausfüllen, wobei unser französisch schnell an Grenzen stösst, uns an vier verschiedenen Schlangen anstellen und viele Stempel und neue Zettel erhalten. Einfach nur staunen!
    Nach der ruhigen Überfahrt fahren wir als erstes nach Hammamet, um die vielen Dinge, die wir für einen tunesischen Kollegen mitgebracht haben abzuliefern. Nachdem wir unsere Wasser- und Dieseltanks gefüllt haben, übernachten wir bei leichtem Regen bei ihm im Garten. Leider ist auch am nächsten Tag das Wetter nicht besser, was uns dazu bewegt, schnell Richtung Süden zu fliehen.
    Die Strecke nach Sfax führt durch riesige Olivenhaine und überall begegnen wir kleinen Schaf- und Ziegenherden mit Hirten. In Sousse schlendern wir durch die Medina, in El Jem besichtigen wir das gut erhaltene drittgrösste römische Amphitheater. In einem kleinen Dorf essen wir frisch geschlachtetes und knusprig gebratenes Lamm in einem kleinen einheimischen Restaurant. Mmh! Einige Kilometer vor Gabès finden wir unseren ersten Schlafplatz am Strand, ganz nahe bei einer Herde Kamelen. Natürlich können wir es nicht lassen, unseren Hidalgo in dieser Umgebung von allen Seiten im Sonnenuntergang zu fotografieren.

    Allein direkt am Strand

    Im wunderschönen Dahargebirge wird zum ersten Mal der Allrad benützt. Die steile und kurvenreiche Offroadstrecke zwischen Matmata und Beni Kheddache fordert Auto und Fahrer heraus. Beide bestehen die Prüfung mit Bravour! Wir bewundern die vielen Terrassenfelder, blühende Bäume und die Wohnhöhlen, die sich im ganzen Gebirge verteilen. Die Nacht verbringen wir im Bergland nahe Toujane. Wild campieren in der Einsamkeit ist in Tunesien überhaut kein Problem und macht uns riesig Spass.

    Fatimas HausBlumenbewachsenes Dahargebirge

    Auf dem unter Tunesien Reisenden gut bekannten Campingplatz in Douz richten wir uns gemütlich ein, füllen den Wassertank und geniessen bei einem Glas Wein den Kontakt mit anderen Reisenden. Nach einem ausgiebigen Marktbesuch, ein Augenschmaus mit Einkauf von frischem Gemüse, Fleisch und Orangen machen wir uns auf, den grossen Salzsee zu umrunden. Vorher wagen wir einen Abstecher in die Wüste bei Douz. Dort lernen Hidalgo und sein Fahrer die ersten Sanddünen kennen und wir bleiben prompt stecken. Dank Differentialsperren kein Problem, wir nutzen die Gelegenheit, um tolle Fotos zu schiessen.

    Campingplatz in DouzEin traum für Gemüseliebhaber

    Im südlichen Chott El Franig kochen wir draussen völlig allein ein wunderbares Stew. Natürlich geniessen wir auch hier den Sonnenuntergang und die Stille in der Nacht. Die warme Quelle in der Nähe nutzen wir, um unsere Wasservorräte aufzufüllen. Für ein Bad ist uns die frühe Morgenluft aber zu kalt.

    Warmes BadewasserSandrosen in allen Grössen

    Die Strecke um den Chott El Jerid führt lange Zeit an der Grenze Algeriens entlang. Grosse Forts und Kontrollen der National Garde (oder Militär?) zeigen, dass kein versehentlicher Besuch in Algerien erwünscht ist. So bleiben wir brav auf der Strasse. Erst in Nefta gönnen wir uns eine Pause. Bei der Besichtigung der Corbeille, der trichterartigen Senke mit Palmgärten werden wir aber von einem aufdringlichen Einheimischen belagert. So wird der gemütliche Kaffee bis Tozeur verschoben. Dort sitzen wir gemütlich auf dem Dorfplatz, trinken Pfefferminztee und geniessen den lauten und farbig-fröhlichen Umzug einer Hochzeit. Beim längeren Spaziergang am Abend und am Morgen früh durch die Altstadt bestaunen wir die faszinierenden Lehmziegelhäuser.

    Kunstwerke

    Die nächsten drei Tage verbringen wir in den malerischen Bergoasen Chebika, Tamerza und Mides mit ihren durch katastrophale Regenfälle im 1969 zerstörten Altstädten und vielen kleinen Wasserfällen. Mitten in farbigen blumenbewachsenen Tälern grillieren und schlafen wir. Dazwischen fahren wir durch die grossen Phosphatabbaugebiete, kaufen in Metlaoui frisches Lammfleisch (die Kohle kriegen wir netterweise geschenkt) und wandern mehrere Stunden in der einsamen Seldja-Schlucht.

    Seldja-Schlucht

    Und wieder einmal heisst es früh aufstehen. Wir wollen bei Sonnenaufgang auf dem Chott El Jerid unseren Kaffee trinken. Der Salzsee ist voller Wasser! Nur ein gestrandeter Bus lässt erahnen, dass der See zeitweise befahren werden kann.
    Nach einem Wasch- und Putzaufenthalt mit Grosseinkauf und Auffüllen des Wasser- und Dieseltanks in Douz fahren wir in die Wüste nach Ksar Ghilane. Bilderbuchdünen, Dromedare, ein Bad in der warmen Quelle und nette Gesellschaft von Langzeitreisenden lassen uns beschliessen, hier die verbleibende Ferienzeit zu geniessen. Aber: Morgens um sieben beginnt ein Sandsturm, der alle zum sofortigen Aufbruch bringt. Nachdem wir mit Hilfe eines anderen unsere Reifen wieder aufgepumpt haben (unser Kompressor ist tot!), fahren auch wir Richtung Norden. Schlimme Seitenwinde lassen uns fürchten. Wie viel es wohl braucht, bis unser Hidalgo kippt? Auf dem Campingplatz in Gabès bringen wir und einige andere Wohnmobilisten uns vor umstürzenden Palmen in Sicherheit.

    Dünen wie im BilderbuchDünen im Abenteuerbuch

    Die letzte regnerische Nacht in Tunesien verbringen wir in Nabeul bei Pizzaessen und Reisebericht-austausch mit anderen Schweizern.
    Nach einer sehr stürmischen Nacht auf dem Meer fahren wir wehmütig nach Hause und freuen uns, jetzt reicher an Erfahrung mit unserem Fahrzeug, auf unsere grosse Reise ab August dieses Jahres.

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