• 19. September. 2014 /  Kanada, Nordamerika

    Nichts Neues aus dem Bärenland ausser ein bisschen Gold und Silber und eben die Bären und wie ein 60 jähriger Traum in Erfüllung geht. 8.8. – 20.9.2014

    Crocs

    Auf dem Top of the World Highway fahren wir zurück nach Kanada. Nach dieser wilden Panoramastrecke und einer heftigen Gewitternacht zuoberst auf den Bergen erreichen wir Dawson City, die Goldgräberstadt schlechthin. Da wir ja bereits eine Goldwaschpfanne haben, möchten wir unser Glück versuchen, merken aber bald, dass hier jeder cm2 Stein, Sand und Schotter schon zig Mal umgegraben worden ist. Wir könnten eine teure Tour buchen mit Goldgarantie, haben aber keine Lust Goldstaub zu waschen, der kurz vorher extra für Touristen auf einer 1 m2 grossen Sandfläche im Flüsschen verteilt worden ist. So kaufen wir nach einem kurzen Spaziergang durch das Städtchen schnell ein und machen uns auf den Weg zum Silvertrail, einer 200 km Stichpiste vom Klondike Highway nordöstlich Richtung Northwest Territories. Wieder zurück geht’s auf den Robert Campbell Highway, der über die längste Strecke in Kanada ohne jegliche Siedlung und Infrastruktur führt. 400 km fährt man durch einsamste, wunderschöne Landschaft. Da muss der Dieseltank also gefüllt sein, wenn man 600 km durchs Nichts fährt. Hunger leiden müssten wir aber auch in einem Notfall nicht. Gewässer hat es hier genug und wir angeln immer zwischendurch für ein leckeres Mal. Sind keine Lachse unterwegs, begnügen wir uns auch mit dem Arctic Grayling mit seiner feengleichen Rückenflosse.

    Ein Original in Dawson City     Goldwasch Abfall

    Auf dem Dempster Hwy     Arctic Greyling

    Am Ende des Silvertrails kommen wir nach Keno City, eine Minengeisterstadt und dank Allrad ganz hinauf auf den 1850 m hohen Keno Hill mit Rundumsicht. Oben finden wir einen Wegweiser mit Distanzen zu einigen Grossstädten der Welt. Es ist speziell von hier aus Moskau oder Berlin näher zu sein als New York. Natürlich geht das nur, wenn man direkt über den Nordpol fliegt.

    Keno Hill     Gestolenes Silber

    Beim Wandern stossen wir auf alte verlassene Silberminen und siehe da, wir stehen auf einem Berg aus beinahe reinem Silber. Natürlich will Franziska etwas davon mitnehmen und so brechen wir ein faustgrosses Stück aus. Zurück wählen wir eine Backcountry Road. Auf dieser üblen Strecke ist wohl schon ewig kein anderes Fahrzeug mehr unterwegs gewesen, wir kommen ziemlich ins Schwitzen, wenn die Schlammschlacht allzu schräg wird. Hiddy meistert aber auch dies grandios und so erreichen wir eine noch aktive Goldmine, in der seit 45 Jahren im Familienbetrieb Gold geschürft wird.

    Der Urenkel und heutige Besitzer zeigt uns voller Stolz, wie man heutzutage ohne Chemie Gold wäscht. Alle 20 Tage und nach ca. 150 Tonnen Schutt wird das unterste Feinnetz der Rüttelmaschine gereinigt und mit der Handpfanne der Fund gewaschen. Bei guten Waschungen darf er schon mal so 1 – 2 kg Gold in Nuggets wegsperren. Rechnet man aber den ganzen Aufwand mit 3 Arbeitern, einem riesigen Bagger, einem noch gewaltigeren Truck, dem Diesel und, und, würde er als normaler Arbeiter vermutlich mehr verdienen. Solange sein Claim aber ergiebig bleibt und es Spass macht, wird er weiter buddeln.

    Silberader    Private Goldmine

    Am nächsten Tag bei Sonnenschein buddeln auch wir in einem kleinen Creek nach Gold. Lange halten wir es im kalten Wasser nicht aus und auch die Gelenke schmerzen wegen der dauernden kreisenden Bewegung mit der Goldpfanne, jedoch sind auch wir fündig geworden. Sehr wenig aber immerhin, Gold ist Gold. Der Stundenlohn würde sich aber auch bei uns nie rechnen.

    Franziska wäscht Gold Gold Gold

    Tage darauf trudeln wir in Watson Lake ein. Hier erreicht uns eine Mail. Ein Ami, den wir in Valdez kennengelernt haben und der uns zum Jagen und Fischen auf sein riesig grosses Anwesen nach Missouri eingeladen hat, schreibt: „Kommt schnell runter an die Küste, nach Hyder, hier ist der Bär los.“ Hyder, die kleine alaskanische Enklave an der Küste von Kanada, (wir waren ja schon im Frühling dort) ist bekannt für Bearwatching. Also los! Schnell bringen wir die 1500 km hinter uns und er hatte recht. Die Bären sind los. 10 Tage verbringen wir beinahe ausschliesslich mit gucken, wie Grizzlys- und Schwarzbären den Lachsen nachstellen. Wir sehen sie immer und überall. Wir übernachten mitten im Wald, am Fluss oder auf dem Salmon Glacier, die Bären sind allgegenwärtig. Einfach Toll. Dasselbe findet nochmals 4 Tage lang irgendwo auf dem Cassiar Hwy unterwegs am Hannah Creek statt. Hier sind weitere Worte nicht mehr nötig.

    Schlafplatz auf dem Salmon Glacier Mira Grizzly

    Grizzly Krallen Sie wird sauer Po

    Da gibt es Beeren Besuch kommt Grizzly

    Blackbear Baby 2,5 m gross Grizzly

    Vor knapp 3 Jahren, im Dschungel von Bolivien hatten wir wegen eines Lecks im Boiler einen Wasserschaden. Zufälligerweise entdeckt Franziska bevor eine grosse Überschwemmung stattfinden konnte, in den unteren Stauboxen Wasser. Der Sch…Boiler leckt schon wieder. Schon wieder ein Teil, das nicht für den Dauerbetrieb gebaut wurde? Es ist zum Schreien und es bleibt nichts anderes übrig, als beim Hersteller in D einen neuen, hoffentlich auf Garantie zu bestellen. Hier in Nordamerika jemanden zu finden der Chromstahl schweissen kann, überhaupt etwas Handwerkliches kann, ist aussichtslos und garantiert nicht, dass der Boiler dann auch hält. Also, bestellen und warten bis er kommt. Dafür haben wir uns einen Ort gesucht, wohin das Packet geschickt werden soll und an dem sich Leben lässt. Wir sind zurück bei der Familie Schönbächler. Da unten beginnt jetzt die Pilz- und wer errät es, die Lachssaison.

    Besser kann es uns gar nicht mehr gehen. Hier wird jetzt im Herbst ausschliesslich das gegessen, was selbst gepflanzt, gejagt, gesammelt oder gefischt wurde. Täglich verarbeiten wir Lachse, Pilze oder Gemüse und Beeren. Es darf so richtig geschlemmt werden.

    Pine Mushrooms     Lachsplättli

    Ja, und dann ist hier noch eine nette Geschichte. Eines Tages bekommen die Schönbächlers eine E-Mail aus der Schweiz. Stefan fragt an, ob er hier für seinen 80 jährigen Vater Kurt, einen 60 jährigen Traum erfüllen kann. Kurt hatte in den 40er Jahren nichts anderes im Sinn, als nach Kanada auszuwandern und Holzfäller zu werden. Eine ganze Reihe von Ereignissen, unter anderem lernte er seine zukünftige Frau und Mutter von Stefan kennen, hinderten ihn, diesen Traum real werden zu lassen. So tröstete er sich sein Leben lang mit seinem kleinen Stück Wald in der Heimat. Holz zu schlagen wurde sein Hobby, sei es, um seine Heizung zu füttern, oder den Nachbarn Bäume zu schneiden. Der Traum aber blieb, bis… Zu seinem 80. Geburtstag entführt ihn Stefan, um ab Vancouver in einem Wohnmobil das wilde Kanada zu bereisen und bei dem preisgekrönten Holzfäller Hermann Schönbächler das Erträumte nachzuholen. Nach einem leckeren Abendessen, es gab natürlich selbstgefangenen Lachs in 3 Variationen mit Brot und Salat aus Küche und Garten der Hausherrin Christine, und einer ruhigen Nacht galt es ernst:

    Eine grosse Tanne mitten im Märchenwald wurde von Kurt fachmännisch gefällt, in Rollen zersägt, gespalten und einen Teil davon gleich im Camper gebunkert für das nächste Lagerfeuer. Auch wenn Kurt bescheiden wie er ist, keine Luftsprünge gemacht hat, vermutlich hat es im Rücken gezwickt, war das Glitzern in seinen Augen die Bestätigung. Er ist ein Holzfäller in Kanada!

    Hermann und Kurt Kurt der Holzfäller Kurt der Holzfäller

    Es geht langsam aber sicher auf den Winter zu, wir sollten uns auf den Weg nach Süden machen. Da es in den USA noch so viel zu sehen gibt und wir nicht wissen, wie oft wir dort noch einreisen können, entschliessen wir uns, nicht bei Schönbächlers den Winter zu verbringen. Obwohl, das schon ein tolles Erlebnis wäre. Wir hatten eine wunderbare Zeit zusammen und hätten auch den Winter durch eine solche gehabt. Liebe Familie „Ziemlich wild“, Christine, Hermann, Natascha, Richi und Alexandra, einfach ein grosses MERCI, Gäuid! Hier im Busch ist auch unsere Welt, hier haben wir erfahren, wie und was es bedeutet in den kanadischen Wäldern zu leben. Toll!

    Fam. Schönbächler

    Mehr Bilder zu diesem Bericht in der  Galerie Kanada 2.