• 1. Februar. 2011 /  Chile, Südamerika

    Der kleine Süden von Chile 10. 1. – 29. 1. 2011

     

    Am 10. Januar stehen wir im Touristenort Pucón, direkt am Fusse des aktivsten Vulkans von Chile. Da Franziskas Knie hält, wollen wir diesen nun besteigen. Doch auch hier darf man nur mit Führer, Helm, Steigeisen und Pickel, diesen so „höchst gefährlichen Aufstieg“ auf den Villarica wagen. Wir werden jedoch weder das Eine noch das Andere brauchen, inkl. des Führers. Egal, wir wollen beide unbedingt unseren Blick in einen aktiven, brodelnden Vulkankrater werfen.

      

    In Pucón geht es zu wie auf einem orientalischen Bazar. Dutzende Outdooradventures Läden wollen uns vom Canoning, Rafting, Offroadjeepfahrten bis zur Vulkanbesteigung alles verkaufen. Mit dem 3. Anbieter werden wir warm und buchen. Er gibt uns Geldrückgabegarantie bei schlechtem Wetter, was hier sonst gar nicht üblich ist. Oft steigen Guides mit den Touris 500 m rauf zur Schneegrenze, um dann den Leuten zu sagen, dass es bei diesem Wetter so nicht geht. Das war`s dann und 35`000 Chilepeso (CHF 70.-) sind weg.

    Vom ausgelatschten Schuhwerk über Jacken, Hosen und Handschuhen kann man hier alles im Preis inbegriffen mieten, was auch beinahe von allen in Anspruch genommen wird. Viele haben vorher noch nie einen Berg bestiegen oder sogar Schnee gesehen. Fragen über Kondition, Trittsicherheit usw. kommen nicht. Wir wundern uns nur und Felix bekommt langsam Angst, eine Radiowanderung gebucht zu haben. Tatsächlich!!!

      

    Bei herrlichem Wetter treffen wir uns um 06.30 Uhr zur Kleideranprobe. Dann fahren wir mit vielen Kleinbussen im Konvoi zum Berg. Beim Sessellift, der die ersten 400 Höhenmeter überbrückt, stehen sicher schon gegen 100 oder mehr Berggänger an. Unsere Gruppe entschliesst sich, von hier aus zu wandern und ist ebenso schnell oben wie die Bähnlifahrer. Ausser dass der 1. schon nach 5 Minuten schlapp macht und zur Talstation zurückkehrt. Es wird nicht der einzige bleiben.

      

    Wir haben uns mittlerweile auf derartiges eingestellt und geniessen den langsamen Aufstieg im Gänsemarsch. 4 ½ Stunden später (1400 m Höhenunterschied) stehen wir vor einer Wahnsinnskulisse auf dem 2850 m hohen Gipfel. Vor uns klafft der Krater und raubt uns mit seinen giftigen Schwefel- und anderen Dämpfen den Atem. Flüssige Lava sehen wir keine, da der Krater zu tief ist, jedoch hören wir sie deutlich rumpeln. In diesem Loch, oben ca. 250 unten ca. 15 m im Durchmesser ist im wahrsten Sinne des Wortes der Teufel los.

      

    Eine Stunde später beginnt mit Plastikfüdlischlitten die Höllenfahrt zurück ins Tal. Hätte Felix dürfen, wäre er in 10 Minuten wieder unten gewesen. Auch Franziska lässt es ganz schön sausen, flitzt an allen anderen wie ein Bob vorbei, bis wir völlig durchnässt das Tal erreichen.

      

    Ein tolles Erlebnis, eine gemütliche Schneewanderung und ein schöner Tag. Hätten wir bloss die Ausrüstung gemietet. Mit den durchnässten Schuhen und Hosen müssen wir noch 10 Minuten durch feinsten Lavastaub und sind von Kopf bis Fuss paniert wie ein Wiener Schnitzel. Im Bach beim Camping können wir den Schaden aber schnell wieder beheben.

      

    Um uns von dieser „extrem harten“ Tour zu erholen, finden wir in einem Araukarienwald 30 km westlich von Pucón eine heisse Therme. Daniel, Ami und Besitzer derselben, schickt uns noch auf eine lohnende Bergtour zur Laguna Alicia. Fernab von allem Ferienrummel geniessen wir schöne Tage im Busch.

      

    Obwohl Chile meistens nur ca. 200 km breit ist, kommen wir nur langsam im Zickzack Richtung Santiago voran. So viel Schönes gibt es hier zu sehen. Mal links an der kühlen Pazifikküste, mal rechts in den Bergen und Vulkanen. In Valdívia bestaunen wir die frechen Seelöwen, die am Markt auf Fischabfälle warten und zu nahe kommende Touris auf dem Land bedrohen und vertreiben.

      

    Absolut begeistert sind wir von dem für uns am bisher schönsten Nationalpark. Der NP Conguíllio besticht durch urtümliche Mischwälder mit Araukarien und Coihue-Buchen, verschiedenfarbige, glasklare Seen, und mittendrin der 3125 hohe majestätische Vulkan Llaima. Er ist der aktivste Vulkan Chiles (schon wieder) mit nicht weniger als 22 Ausbrüchen allein im 20. Jahrhundert, zuletzt im Januar 2008 und April 2009. Wir fahren durch frische, bizarre Lavafelder und schlafen im Hochrisikogebiet direkt an einer blauen Lagune, die sich durch Schneewasser nach einem Ausbruch gebildet hat. Umwerfend schön! Vom höchsten Punkt unserer Wanderung zur Sierra Nevada haben wir das Hammerpanorama schlechthin. Vor uns der Llaima und im Hintergrund Villarica und der Lanín.

      

    Auf wildesten Pisten schlängeln wir uns dann bald wieder an der Küste entlang nach Norden. In Constitucn sehen wir, was ein Erdbeben und ein Tsunami so wirklich alles anstellen können. Wir besuchen ein Rodeo und decken uns in Los Angeles für mehrere Tage mit Futter, Wein und Wasser ein, denn wir bekommen Besuch. Das lang geplante Treffen mit Ruth und Walter in ihrem Suri, die von Alaska kommen, findet statt. Nicht einmal 2 Jahre haben die beiden hierher gebraucht. Wera und Friso geben uns per SMS einen GPS-Punkt durch, wo ein gemütliches Treffen möglich wäre. Super Tipp und vielen Dank an Euch.

      

    Beatrice die rüstige Bernerin, die seit über 19 Jahren hier im fruchtbaren Mataquito Valley bei km 35 in ihrem Adobehaus wohnt, stellt uns kurzerhand ihr Reich gratis zur Verfügung. Herzlichen Dank an Dich Trix, solltest Du es schaffen dies einmal zu lesen. So haben wir nun alle Zeit und Ruhe der Welt, in ihrem Garten mit allen erdenklichen Früchten und vielen Tomaten uns auszutauschen. Wir haben grossen Spass und Ruth und Walti tanzen sogar zu Felixmusik einen Rock‘n Roll.

      

    Da wir praktisch identische Fahrzeuge haben, gibt es natürlich ausser den Reiserouten, Sehenswürdigkeiten, Schlafplätzen usw. auch sonst viel zu fragen und erzählen. Walti zeigt uns, wie man in ihrem Suri mehrere Wasserschäden behebt, und wir ihnen, wie klein Badetücher sein können. (smile)

      

    Gerne wären wir mit ihnen ein bisschen unterwegs, aber einer von uns hätte die falsche Richtung. Vielleicht treffen wir uns später im Pantanal von Brasilien wieder.

    3 kurze Nächte später sagen wir uns tschüss und fahren am 29.1. 2011 auf der PanAm über Santiago und den Paso Libertadores nach Argentinien.

      

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