• 8. Juli. 2012 /  Ecuador, Südamerika

    Auf und nieder, immer wieder. 16.6. – 8.7.2012

    Mit dem deutschen Paar Barbara und Wolfgang buchen wir eine Walewatching Tour zur Isla de la Plata, auch bekannt als „Galapagos für Arme“. Die Tour beinhaltet: Fahrt im Schnellboot zur Insel mit Wale gucken (4 Std.), Wanderung zu den Blaufusstölpeln quer über die Insel (2 – 3 Std.), schnorcheln am Riff (2 Std.), Mittagessen (1 Std.). Abfahrt mit 1 Std Verspätung um 10.00 Uhr. Rückkehr um 17.30 Uhr. Rechnet man nun diese Zeiten zusammen, kann das gar nicht aufgehen. Wir hatten also einen riesigen Stress. Weder das Eine noch das Andere konnten wir richtig geniessen, vor allem das Wale gucken. Kaum taucht direkt neben unserem Boot ein Buckelwal auf, von denen es hier wirklich wimmelt, dreht der doofe Kapitän schon wieder ab. Keine Zeit, wir haben noch viel vor heute. Wie Vieh werden wir alle durch den Tag getrieben und wir ärgern uns, schon wieder in eine Tourifalle geraten zu sein. Anders kann man hier leider schon lange nicht mehr auf Exkursion gehen.

    Nach einem Grillfest verabschieden wir uns in Salango. Ecuador hat noch viel zu bieten und wir nur noch 4 Wochen Zeit, bevor die Aufenthaltsbewilligung für Hidalgo abläuft. 200 km weiter nördlich in San Clemente machen wir Halt beim deutschen Thorsten Meier. Er und seine Kneipe sind weit im Umkreis bekannt, vor allem für seine feinen Pizzas, seine geschmuggelten Spirituosen und Zigaretten. Einheimische, wie auch meist aus den USA niedergelassene Rentner, haben hier eine tolle Stammbeiz, die im Gegensatz zu anderen Lokalen bestens läuft. Hier geniessen wir in tropischer Atmosphäre die Halbfinals der Euro 2012 und das Endspiel. Hugo Chavez, der umstrittene, krebskranke Präsident von Venezuela hat kurzerhand die Alleinrechte für Südamerika zur Übertragung der Spiele gekauft, die ohne Werbeunterbrechung gesendet werden. Ein Wunder hier, oder aber auch ein genialer Schachzug zur anstehenden Präsidentschaftswahl. Besser kann sich hier auch der durchgeknallteste Diktator nicht beliebt machen.

    Stundenlang beobachten wir am Strand die Fischer, die mit ihren km langen Netzen von Hand ganze Fischbestände heraus holen. Trotz strengen Vorschriften werden die Netzmaschen immer kleiner, so dass der Fang meistens nur noch zu Fischmehl verarbeitet werden kann. Das wird dann an die Zuchtfischfabriken in Europa verkauft. Die Küstenmenschen leben hier nur vom Fischfang. Fischen sie nicht, haben sie nichts zu essen. Sie haben keine Möglichkeit daran zu denken, was Morgen ist, wenn die Fische verschwunden sind.

    Der Beifang der Fischerei die wir erleben, wird, sofern nicht zu Fischmehl verarbeitet, tot zurück ins Meer geworfen, wo nur noch Pelikane und Fregattvögel etwas davon haben.

    Seit Beginn unserer Reise staunen wir immer wieder, was und wie viel immer noch aus den Meeren geholt wird und obwohl wir gerne Fisch essen (oft schon mit schlechtem Gewissen) fragen wir uns: Wie lange noch?

    Die nächsten Tage erleben wir wie auf einer tollen Berg- und Talbahn. Mal auf 4000 m am Kratersee Quilotoa, dann in Mishuallí im tiefen Amazonas im tropischen Regenwald, der hier seinem Namen gerecht wird. Auf einer spektakulären Pässefahrt zurück in die Anden, giesst es den ganzen Tag so sehr, dass wir kaum die Strasse sehen. Apropos Strassen! Präsident Rafael Correa macht hier Tolles: Kaum eine Strasse, die nicht neu asphaltiert ist, egal wie abgeschieden sie liegt. Sei es auf 4500 m durch enge Täler oder mitten im Dschungel im Nirgendwo, die Strassen sind perfekt.

    Nicht nur hier setzt dieser Präsident Akzente, nein, auch in der Bildung, der Korruption, der Sicherheit werden neue Massstäbe gesetzt. So hat er auch die Eintrittspreise zu den Nationalparks völlig abgeschafft. Die Natur stehe für alle und zwar kostenlos zur Verfügung. Wir kommen uns auf jeden Fall nicht vor, im 2. -ärmsten Land Südamerikas (Reiseführer Dumont) unterwegs zu sein.

    So auf jeden Fall erleben wir Ecuador, und geniessen zusätzlich den Dieselpreis von Fr. 0.25 pro Liter.

    Zurück  in den Bergen, auf der Strasse der Vulkane, konzentrieren wir uns jetzt auf den Cotopaxi. Wegen seiner perfekten Kegelform gilt er als der höchste und einer der schönsten aktiven Vulkane der Erde.

    Als wir an seiner Flanke auf 5000 m am Beginn des ewigen Eises stehen und sehen, was für Figuren sich auf diesen Berg wagen, bereuen wir es sehr, nicht auch seine Gipfelbesteigung in Angriff genommen zu haben. Zum Einen haben wir keine Zeit mehr für die perfekte Akklimatisation und zum Anderen müssten wir die ganze Ausrüstung mieten. Wir Deppen haben nach der Europareise unser gesamtes Kletterequipment verkauft und nur das Tauchmaterial mitgenommen. Getaucht sind wir bis jetzt wegen den unerhörten Preisen nur 3 x, Berge jedoch stehen hier tausende gratis zur Verfügung.

    Nun denn, auch die diversen, happigen Wanderungen in dieser dünnen Luft machen uns grosse Freude und was jetzt nicht ist, kann ja noch werden.

    Als einziges Land auf diesem Kontinent gilt die 90- tägige Aufenthaltsbewilligung pro Kalenderjahr. Wir können also nicht schnell zurück nach Peru um neue 90 Tage zu bekommen. So bleiben uns jetzt nur noch 2 Wochen hier. Viel zu wenig für so ein schönes und vielfältiges Land mit seinen überaus freundlichen Bewohnern.

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