• 26. November. 2013 /  Nordamerika, USA

    Arizona, Utah, Nevada, 31.10.-24.11.2013

    Die Webb’s wohnen, wie wir das von US-Filmen her kennen, in einer ruhigen Ringstrasse oberhalb vom Zentrum der Route 66 -Stadt Flagstsaff. Alles grosse EFH mit Doppelgarage und Einfahrt. Jeder hat hier seine Spielzeuge vor dem Haus, wie PS starke Schnellboote, Motorräder, Quads usw. Die Küche, der Kühlschrank, das Bad, einfach alles steht zu unserer freien Verfügung. Gut so, denn hier wird „very informal“ gelebt. Hat jemand Hunger, kocht er sich etwas und isst dort, wo es ihm gefällt. Nur an dem Abend, als wir Zürigeschnetzeltes und Rösti auftragen, sitzen alle, auch ausnahmsweise vor richtigen Tellern (sonst wird aus Pappkarton gegessen) zusammen am Tisch. Ein grosses Erlebnis für die ganze Familie.

    Mit einem ihrer 3 SUV’s(=Sport Utility Vehicle) zeigen sie uns die Gegend, so z.B. das Tal um Sedona, eine Schickimicki Künstlerstadt in traumhafter Natur. Zwischen roten Sandsteingebirgen nistet eine Villa neben der andern und auch die Kirche ist vom Feinsten. Sollte die Predigt einmal langweilig sein, kann man schön durch die Fenster das Tal geniessen.

    Tayler möchte uns „seinen“ Grand Canyon zeigen, und wir fahren noch vor Sonnenaufgang die 100 km nordwärts zur southrim (=südl. Abbruchkante). Das Wetter zeigt sich auch hier, wie schon immer seit wir in den Staaten sind, von seiner besten Seite. Nachts eisig kalt, am Tag angenehm und immer strahlendblauer Himmel. Wir versuchen uns so wenig wie möglich zu wiederholen, jedoch ist jeder NP, jeder Canyon, einfach die ganze Gegend hier im mittleren Westen, (Frankreich und Spanien zusammen) einfach nur fantastisch.

    Tayler Webb ist wie beinahe alle Arizoner oder Amis ein leidenschaftlicher Jäger und hat im nicht abgeschlossenen Wandschrank eine grosse Anzahl jeglicher Waffen samt Munition. Vom Armee Schnellfeuergewehr, Präzisionsgewehre mit Zielfernrohr, Schrotflinten, Revolver und Pfeil und Bogen. Es ist hier das Normalste der Welt, auf die Jagd zu gehen oder einfach im National Forest herum zu ballern. Hiergegen wird kein Präsident je eine Chance haben. So halten wir auf dem Nachhauseweg vom Canyon kurz an, um ein bisschen zu schiessen.

    Genau zur richtigen Zeit sind wir bei einer Familie mit 4 Kindern. Halloween steht an. Wir begleiten, auch ein wenig auf schauerlich getrimmt, die Kinderschar auf ihrer Trick or Treat“ Tour und staunen wie erfolgreich sie sind. Der Hammer überhaupt; ein Mädchen als Engel verkleidet und mit ein paar Pfunden zu viel auf den Knochen, wird von ihren Eltern im Auto von Tür zu Tür gefahren. Alles ist echt wie in einer Hollywoodkomödie. Oooh my good!!!

    Kari Webb’s Bruder lädt uns alle zu einer grossen Thanksgiving Party in Las Vegas ein, so haben wir jetzt noch 4 Wochen Zeit um alle NP auf und um das grosse Colorado Plateau abzuklappern, bevor der Schnee kommt.

    Oh, was haben wir für ein Glück! Das Wetter hält und wir können ohne viele andere Touristen (die sind alle schon lange im warmen Florida; Mexico meiden sie neuerdings aus Angst) sämtliche Parks besuchen. Wir folgen unserer Route im Gegenuhrzeigersinn grossräumig um den Grand Canyon und den Lake Powell und finden, wo immer wir auch wollen, spektakuläre Übernachtungsplatze.

    Dem Grand Canyon folgt im Navajoland das Monument Valley, dann der Needles Overlook im Canyonlands, dann der nördlichste Park in diesem Jahr, der Arches NP mit der Offroadcity Moab. Es folgt der Glen Canyon, die Natural Bridges, über den Burrtrail ins riesige Gebiet des Grand Staircase-Escalante Natinal Monuments, wir streifen den Capitol Reef NP und kommen in den Bryce Canyon. Weiter in den Zion NP und zurück über den Escalante (The Wave) zum Lake Powell. Abschliessend der Nordkante des Grand Canyons entlang zum Valley of Fire, bis wir am 21. Nov. in Las Vegas landen.

    Diese Strecken gehören bestimmt zu unseren intensivsten, abenteuerlichsten, wildesten und schönsten Routen, seit wir unterwegs sind. Aber auch zu den stressfreisten. Einfach genial.

    Bilder sagen mehr als 1000 Worte

    Grand Canyon:

    Nur der Kupfercanyon in Mexiko ist grösser, jedoch kaum eindrucksvoller. 1600 m tief, 29 km breit und 446 km lang.

    Monument Valley:

    Mit unserem Hidalgo hier durch zu fahren, was für ein Erlebnis! Nur John Wayne fehlt.

    Canyonlands:

    Vom Needles Overlook sehen wir runter in die Canyons und schlafen an unserem Top Spot für Sonnenunter- und Aufgang.

    Arches:

    Durch Erosion sind hier 2000 solcher Steinbögen entstanden, wovon wir die schönsten auf langen und zum Teil kriminellen Wanderungen besuchen.

    Natural Bridges National Monument:

    Diese natürlichen Brücken sind durch Unterspülung von Felsbarrieren entstanden und liegen unten in den Canyons.

    Grand Staircase Escalante und Capitol Reef:

    Auf dem Burrtrail, wie immer alleine in der Wildnis kreuzen wir mehrere Naturwunder und klettern in den engen Surprise Canyon, einen von 1000enden.

    Bryce Canyon NP:

    19 mi fahren wir auf dem höchsten Bergrücken weit und breit von einem Aussichtspunkt zum nächsten. Der frische Schnee macht die Szenerie der bizarr skurrilen Sandsteinformationen noch schöner. Da hier auf 2600 m in der Nacht locker mal -10° herrschen, fahren wir abends zurück ins Tal auf 1800 m und plus 5°.

    Zion NP:

    2 tiefe Canyons mit gigantischen Sandsteinwänden in vielen Farben. Wir bleiben 3 Nächte und machen kleine Wanderungen und viele Fotos. Hier gesellt sich zu den bereits schon erwähnten Wildtieren noch das Bighorn dazu, das unserem Steinbock gleicht. Viele dieser Tiere sehen wir immer wieder in grosser Zahl und oft auch aus unmittelbarer Nähe.

    Wir wollen zur Wave, einer Sandsteinwellenformation in den North Coyote Buttesin der Paria Canyon-Vermilion Cliffs Wilderness, südöstlich von Kanab, Utah. Weit, weit weg, irgendwo in den 1000enden von Canyons versteckt und nur schwer zu finden. Einige sind auf der Suche schon verloren gegangen. Damit das nicht mehr passiert, muss man heute eine Bewilligung einholen und nur 20 Pers. pro Tag dürfen sich auf den Weg machen. Da der Andrang um einiges grösser ist, als die Anzahl begehrter Tickets, werden die in der Rancherstation in Kanab verlost. 50% im Voraus via Internet und 50% am vorhergehenden Tag vor Ort. Wir hören von Interessierten, die 2 Jahre täglich an der Verlosung mitgemacht haben, bis heute der Zuschlag kam. Wir treffen Schweizer, die nach 3 Tagen aufgegeben haben und weiter gefahren sind. Wir fahren um 08.30 zur Verlosung vor, ziehen Nr.3 und gewinnen. Hammer!!! Das schaffen wenige. Danach gibt es noch ein stündiges Take care blabla Briefing a la USA, damit ja nichts passieren kann und niemand verloren geht. Um die Zeit bis zum nächsten Tag zu verbringen, fahren wir die 80 km Offroad südlich auf der House Rock Valley Road in die Nähe des Trailhead, und machen zur Einstimmung eine kleine Tour, braten eine Schweinehälfte mit mitgebrachtem Holz am Feuer und gehen früh zu Bett.

    Wenn Engel reisen… Das Ticket hinten auf den Rucksack gebunden, der viel Wasser und Food gebunkert hat, das GPS angehängt, beide top fit und bei Kaiserwetter machen wir uns am Morgen früh auf die Socken. Es geht wirklich weglos quer über Stock und Stein durch wildes Gebiet und plötzlich stehen wir in der „Welle“. Grandios ist alles, was es dazu zu sagen gibt. Die Kamera läuft wieder einmal heiss und wir haben einfach nur Freude pur.

    Als Rückweg wollen wir typischerweise nicht den gleichen Weg nehmen und entschliessen uns, der Nase nach einem trockenen Bachbett zu folgen, das irgendwann mal wieder mit unserer Route kreuzt. So jedenfalls sehen wir es auf der Karte, die wir erhalten haben. Ja und dieser Bach verengt sich nach einigen km langsam zu einem Slotcanyon. Das sind diese Dinger, die so eng werden, dass kaum noch Tageslicht hinunter reicht und sie kaum begehbar sind. Kurz vor dem Zusammenschluss der beiden Routen, stehen wir im tiefen Slot und können nicht mehr weiter ohne Seil. Vielleicht ja doch, wir könnten rutschen oder springen, aber wenn‘s dann wirklich nicht mehr gehen sollte und zu steil wird, könnten wir nie mehr zurück. Da die Felswände viel zu glatt sind, gibt es keine Griffe, um klettern zu können. Also umdrehen bis wir die alte Route wieder finden und zurück bei Hiddy sind. Was für ein toller Tag.

    Danach fahren wir gemütlich, nein eigentlich ziemlich schnell über Page, die Stadt am Staudamm des Lake Powell. Wir sind enttäuscht über diesen Wüstenstausee, da der kaum noch Wasser führt. Mindestens 50 Meter tiefer als vor 38 Jahren steht hier die Uferlinie. Verteilt auf seine Länge von 150 km und wegen seiner verwinkelten Canyons rund herum, was eine Küstenlinie von 3000 km ergibt, ist das eine Menge fehlendes Wasser. Der Wasserverbrauch, vor allem der von Las Vegas ist dermassen gestiegen, dass der Nachschub bei weitem nicht mehr ausreicht die Flüsse und Seen zu füllen. Wenn das so weitergeht, liegt Vegas und ebenfalls Los Angeles, das ihr Wasser teilweise auch aus dem Colorado River bezieht, bald auf dem Trockenen. Dann müssen wohl in Vegas die venezianischen Gondoliere beim Hotel Palazzo zu Fuss gehen und die gigantischen Wasserfontänen des Hotelcasinos Bellagio auf Sand umstellen.

    Die letzte schöne Nacht vor Vegas unter funkelndem Sternenhimmel verbringen wir im Valley of Fire. und fahren am Morgen bei strömendem Regen in der crazy City Las Vegas ein.

    Dazu mehr Bilder in der Galerie USA 2

    Posted by franziska @ 23:33

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