• 1. Januar. 2015 /  Nordamerika, USA

    Die langsame Flucht aus Kalifornien, 14.11. – 31.12.2014

    Innerhalb drei Wochen bekommt Hidalgo in Sonoma, in der besten Land Cruiser Werkstatt Nordamerikas, neben 4 neuen Reifen noch viele zusätzliche Streicheleinheiten, um für die Rückkehr nach Mexiko gerüstet zu sein. Während dieser ganzen Zeit hat es im sonnigen Kalifornien so gut wie nonstop wie aus Kübeln geregnet. Die sonst von extremer Trockenheit geplagten Kalifornier schätzen dies sehr, wogegen Hidalgo gar keine Freude daran hat, steht er doch jeden Tag in einem noch grösseren See. Dass die Menschen hier jedoch auf die Idee kämen, diesen Überschuss an Wasser zu speichern, keine Spur! Jede auch noch so grosse Zisterne wäre schon nach Tagen überlaufen. Nun dauert es hier nur wenige Monate bis das Klagen von vorne beginnt, Wasser rationiert wird und ganze Frucht- und Gemüseplantagen verdorren.

    San Francisco im Nebel     Staus um Oakland

    Um die Bay Area von San Francisco, Oakland und San Jose zu verlassen, braucht es auf den nahezu pausenlos verstopften, bis 8 spurigen Highways viel Geduld. Wir brauchen von Sonoma in den 200 km entfernten Pinnakles NP, wohl einer der kleinsten von ganz Amerika, beinahe den ganzen Tag. Dort angekommen haben wir genau 24 Stunden Zeit, diesen zu erkunden, da der nächste Regensturm mit 100 % Wahrscheinlichkeit angesagt ist. So machen wir noch am selben Abend und am folgenden Morgen zwei schöne lange Kraxeltouren durch Höhlen und Canyons zu den High Peaks und suchen vergeblich den Himmel ab, um die zweitgrössten Greifvögel der Welt, den Kalifornischen Kondor zu sehen.

    Cave im Pinnacles NP     Cave im Pinnacles NP

    Pinnacles NP     Pinnacles NP

    Pinnacles NP     Pinnacles NP

    Für die Flucht vor dem Regen wählen wir untypischer Weise die Interstate # 5 und ziehen durch bis in den uns schon bekannten RV- Park im Wüstenkaff Mojave. Hier können wir in Ruhe mit Strom und Internet die Wetterbesserung abwarten. Nach 3 Tagen endlich sehen wir die Sonne wieder und fahren voller Tatendrang in die uns auch schon bekannte riesengrosse Mojave Wüste. Wir haben noch einiges nicht gesehen, wie zum Beispiel die Kelso Sanddünen oder den Soda Lake. Da sich die Dieselpreise weiterhin im Sturzflug befinden (0,68 US$ für 1 Liter) müssen wir nicht einmal überlegen, auch längere Offroad Strecken zu fahren und fühlen uns über 1 Woche lang in der Einsamkeit wieder richtig sauwohl.

    Mojave Desert     Deine Spuren im Sand

    Das nächste Highlight, so sagen alle, ist der Joshua Tree Nationalpark im San Bernardino County. Diesen wollten wir eigentlich schon letztes Jahr besuchen, hatten aber keine Lust auf die Kälte dort oben. Nun denn, wir kommen von Alaska, was kann uns schon ein Hügel in Südkalifornien anhaben? Kurz vor dem Campground auf 1400 m kommt uns in den Sinn, dass wir zwar jede Menge Feuerholz dabei haben, aber nichts zum Grillieren. Also wieder runter ins Tal nach 29 Palms ein Tri Tip kaufen. Dieses beste Stück vom Stotzen eines Rindes wird nur hier in Kalifornien so zugeschnitten und eignet sich hervorragend fürs Niedergaren. Das heisst, es muss für ca. 3 Stunden langsam über der Kohle gegart werden. Wie Roastbeef, herrlich. In den USA ist es üblich, auf einem NP- Camping alles um den Camper stehen zu lassen, wenn man weg geht. Stühle, Tische, Küchenutensilien, Generatoren einfach alles. Niemand hat Angst, dass etwas gestohlen werden könnte und es wird auch nicht. So kommen wir am nächsten Nachmittag nach einer Klettertour zurück zum Campingplatz und,….. unser Feuerholz ist weg. Das geht ja jetzt nun gar nicht. 3 kg Fleisch und weit und breit kein Holz. Stinkesauer klappert Felix den ganzen Camping ab um die grosse Migrostasche mit dem Holz zu suchen und stellt sich schon vor, was er mit dem Dieb macht, sollte er ihn finden. Vergeblich! Das muss wohl der Holländer von vis à vis gewesen sein, der kaum gegrüsst hat, als er abgefahren ist. Dann eben nicht, dann gibt es halt nur Schnitzel. Als Felix dann bei gutem Licht ein Foto der Gegend schiessen will und durchs Gebsch streift, findet er das Holz tief versteckt im Busch. Da hat wohl ein ganz Schlauer etwas versucht und wollte warten, bis wir uns vom Acker machen. Das sind nervenaufreibende Abenteuer! 🙂 Das Fleisch war wunderbar.

    Waren die Inkas hier?     Joshua Tree NP

    Obwohl in den Nächten tiefe Minus Temperaturen herrschen, zieht uns dieser Park in seinen Bann. Ganz spezielle Granit- und Gneis Formationen, geformt, wie wenn die Inkas hier geübt hätten, dazwischen verschiedene Kakteen und eben die namengebenden Joshua Trees. Wunderschön und einfach toll darin herum zu kraxeln. Toll, können wir uns immer noch und immer wieder für solche Naturschönheiten begeistern.

    Joshua Tree NP     Joshua Tree NP

    So, jetzt aber zurück in die Wärme. Unterwegs nach Osten, kurz nach dem Salton Sea, fahren wir quer durch flaches Farmland mit Citrus-, Gemüse- und Palmplantagen. Bei einer Dattelfarm klopfen wir an. Ein mexikanisches Familienunternehmen baut hier 7 verschiedene Dattelpalmen an. Wir dürfen bis zum Umfallen probieren und kaufen gleich noch eine Kiste davon. Kaum ein paar km weiter erhalten wir von einem anderen Farmer die Erlaubnis, in seiner Orangenplantage so viele Früchte zu pflücken wie wir wollen. Was für ein Fest.

    Verschiedene Datteln     Orangenernte

    Wir wollen in den grössten Playground von Kalifornien und gucken, was die Amis da so treiben. Also ab in die grössten Sanddünen von beiden Amerikas, in die Imperial Sand Dunes Recreation Area nahe der Grenze zu Arizona. 85 km lang und 10 km breit erstrecken sich diese Dünen bis runter zur Grenze von Mexico. Für Dünenfans ein Traum, aber hüte Dich diese per Pedes zu erkunden. Man würde auf der Stelle überfahren werden. Wie schon in Oregon an der Küste, rohren hier in der Abgas geschwängerten Luft PS starke Wüstenmobile aller Art um die Wette. Plan war, uns unter die Leute zu mischen, einen freien Platz im Sand zu suchen und einfach einen Tag nur zuschauen. Denkste, die wollen von uns 55 US$ Eintrittsgebühr für eine Woche. Tagespauschalen gibt es nicht und Ausnahmen schon gar nicht. Auf einem für nur 2 Stunden limitierten Parkplatz über den Dünen schauen wir kurz diese Action an und verziehen uns dann für eine ruhige Nacht ins Niemandsland ausserhalb des Parks. 55 $ für absolut Nichts, ausser der Erlaubnis sich am Rande der Dünen hinzu stellen. Das gibt es hier nur in Kalifornien. An guten Tagen treffen sich hier über 100ʼ000 Dünencrosser.

    Imperial Sand Dunes     5 km Rinder

    Landschaftlich bietet Kalifornien extrem viel, wir haben auch beinahe jeden Winkel hier abgeklappert. Ausser Dschungel gibt es so gut wie nichts, das man hier nicht finden würde. Riesige Wälder und Steppen, hohe Berge mit Gletschern, Wüsten, fruchtbarstes Ackerland, wilde Ozeanküsten, einfach alles. Auch die Tierwelt kann sich sehen lassen. Von Seeelefanten über Bären, Pumas und Wölfe, Schlangen und Echsen bis hin zu Kondoren und Kolibris. Im Gegenzug gibt es keinen Staat mit mehr Vorschriften, Regulationen und Gesetzen und massiv überhöhten Preisen. Kaum ein Gesetz, das hier nicht noch zusätzlich verschärft und California like angepasst ist. Geboten wird aber meistens ein viel schlechterer Standard als anderswo. Vom Land der grossen Freiheit weit und breit keine Spur. Obwohl hier Milch und Honig fliesst im Überschuss, erholt sich der Staat nur sehr langsam vom Bankrott der offensichtlich ein gewisser Terminator alias Arni Schwarzenegger angerichtet hat.

    Wüstenpracht     Nicht nur eine Drohung

    So sind wir auch nicht traurig wieder in Arizona an zu kommen. Ein paar Tage später rollen wir wieder wie im letzten Januar schon auf dem RV-Park Hidden Cove in Yuma ein und werden empfangen wie alte Freunde. Hier verbringen wir die Festtage.

    Unsere Freude in Alaska am Nordmeer, ab sofort keine eigentlichen Ziele mehr zu haben und uns nur noch nach dem Wind zu richten, nun dies hat sich gleich wieder zum Gegenteil geändert. So sind wir wieder am Planen wie die Wilden. Wir können/dürfen die Villa eines Freundes, den wir auf der Reise durch Costa Rica kennen gelernt haben, im Sommer für 2 Monate hüten. Also raus aus den Staaten, 2 – 3 Monate die Baja Califonia in Mexico erforschen, zurück und hoffen wieder 6 Monate USA zu bekommen, damit durch den Süden nach Atlanta, Georgia. Dort einen Stellplatz für Hiddy finden und runter nach Costa Rica fliegen. Im August zurück und dann mit Volldampf noch vor der Hurrikansaison rauf nach Neufundland und Labrador. So der Plan, was für ein Stress. Big Smile!!!

    Mehr Fotos zu diesem Bericht in der Galerie USA 9

    Posted by franziska @ 19:11

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