• 31. Mai. 2015 /  Nordamerika, USA

    Republikanischer Luxus und ein Planungsfehler, 15.4. – 20.5. 2015

    Entencrocs

    Die Einfahrt zum Anwesen von Eileen und Vann ist 1 km lang. Zwischen 2 mittelgrossen und einem kleinen See prunkt das neue Südstaatenhaus. 300 Meter daneben das 100 m lange Lagerhaus mit Fischershop, einer Werkstatt mit allen Maschinen, die das Bastlerherz begehrt, den Stallungen der 5 Pferde und natürlich die Unterkunft sämtlicher „Spielsachen“, die ein mehrbesserer Amerikaner halt so braucht, wie ein Sportfischerboot mit 100 PS für die eigenen Seen und eines mit 250 PS für die grossen in der Umgebung. Dann sind da noch ein Wohnmobil in Reisecargrösse, zwei Quads, Kanus, Kajaks und vieles mehr. Alles so riesig, dass Hidalgo ohne etwas zu behindern in einer Ecke Platz findet. So unter Dach zu stehen, es regnet immer wieder in Strömen, mit eigenem Bad, Büro und alles was man wünscht, nur das ist schon Luxus für uns. Eine Stunde und 25 Minuten brauchen wir im zügigen Schritt um das ganze Anwesen zu umrunden.

    Villa Branch     The House

    Die Seen wurden ganz nach den Plänen von Vann ausgehoben und werden von diversen Bächen gespeist. Dann wurden 3 Sorten Fische, Bass, Crappie und Bream, zu tausenden ausgesetzt, gehegt und gepflegt, sodass es heute von Fischen nur so wimmelt. So hat der fanatische Fischer Vann sein eigenes Anglerreich, dass er beinahe täglich intensiv nutzt. Die Bass Fischerei ist hier im Süden ein richtiger Volkssport, mit speziellem Equipment wie kaum ein anderer Sport. Es gibt laufend Meisterschaften und wer bei sowas den grössten Fisch des Tages fängt und gleich, ohne dass der Fisch das Boot berühren darf, wieder frei lässt, kann bis zu 3 Millionen US$ gewinnen. Es gibt eigene TV- Sender, die nichts anderes zeigen als Bass fischen. Mit speziellen Hacken und Gummiködern ausgerüstet, werden wir nach einigem Üben zu richtigen Bass Fischern. Mit Felix’ grösstem, einem ca. 5 kg Fisch, hätte er vielleicht sogar eine Meisterschaft gewinnen können. Nur dass in einem privaten See natürlich nicht gewertet wird. Auch Franziska fischt wie ein Profi (Bassfischer Profis gibt es hier an grosser Zahl) bis uns die Ellenbogen so schmerzen, dass Ruhetage eingeschoben werden müssen.

    Branch Valley     Lake Branch

    Ein Crappie    Ein Bass

    Diese nutzen wir, um uns z.B. die Blues Stadt Memphis anzusehen. Zuerst einen Apéro im Peabody, einem Hotel mit einem Springbrunnen in der Lobby mit Stockenten. Täglich um 16.00 kommt ein Hotelpage mit Stock und Zylinder, läutet die Glocke und führt die 5 Enten quer durch die Lobby zum Aufzug, um das Federviech in der 12. Etage ins Nachtquartier zu führen. Das Spektakel, hm, hm, wird täglich von Hunderten von Besuchern bestaunt. Danach ins bekannteste Restaurant der Stadt, ins Rendezvous, um die wohl besten Schweinerippen der USA zu vertilgen. Beinahe wäre nichts daraus geworden, da kurz vorher ein Brand im Grillkamin in der Küche einen Feueralarm ausgelöst hat. Die 4 Löschfahrzeuge haben aber alles in kurzer Zeit unter Kontrolle und wir werden eingelassen. Diverse US-Präsidenten, Promis und Stars irren sich nicht mit ihren Dankesschreiben an den Wänden. Die Ripps sind der Hammer. Danach ab an die Blues Meile. Sie beginnt mit der Bar von B.B. King und endet mit der von Felix’ Liebling Jerry Lee Lewis. Dazwischen, noch um einiges besser als in New Orleans, zig Lokale mit Live Musik. Vann und Eileen wollen sich leider nicht nach der Dämmerung hier aufhalten. Zu viele Negros, zu dangerous, wir fahren in ein Blueslokal, das „nur“ von Weissen besucht wird. Schade, denn es hat uns gut gefallen in der City und die Stimmung wie auch die Musik hier lässt uns bald die 120 km nach Hause fahren.

    Entenbrunnen     Die Bluesmeile

    3 Wochen sind wir geblieben, haben gefischt, Sport getrieben, gut gegessen, auf der Terrasse beim Lagerfeuer heftig über Gott und die Welt, Politik und Rassenprobleme diskutiert.

    In Memphis     Lake Vann

    Wir können in der CH noch lange über Rassendiskriminierung und dergleichen sprechen, aber hier ist das tägliche Realität. Unser jahrelanges Reisen mit offenen Augen und Ohren macht uns eigene Haltungen neu bewusst und regt zu Diskussionen an. Das Zusammenleben zwischen verschiedenen Kulturen ist auch nach vielen Generationen nicht so einfach, wie wir es uns wünschen. Die Kluft zwischen Schwarz und Weiss ist vielerorts spürbar. Dies im Alltag mit Freunden wahrzunehmen ist schmerzhaft. Die offenen Gespräche mit Vann und Eileen schätzen wir aber sehr.

    Wir haben einen Planungsfehler begangen, oder anders ausgedrückt, das Wetter hat uns einige Striche durch die Rechnung gemacht. Wir sind viel zu früh in dieser Gegend. Hätten wir alles vorherschauen können, hätten wir den Flug nach Costa Rica viel weiter nördlich gebucht. New York, oder Boston zum Beispiel. Wir hätten die Zeit gehabt, da hoch zu fahren und wären dann anfangs August, wenn wir zurückkommen schon viel näher zu Newfoundland und Labrador. Nun halt, da schon lange gebucht, „müssen“ wir jetzt in dieser Gegend die Zeit verbringen, um am 21. Mai von Atlanta zu fliegen.

    Die Smoky Mountains mit dem meist besuchten NP der USA, dem „Great Smoky Mountains National Parkt“ bieten sich geradezu an. Eines der grössten Waldgebiete der USA, mehrfach grösser als die Schweiz, ist das Erholungsgebiet einer der am dichtesten bevölkerten Gegend der Welt. New York, Washington, Nashville, Knoxville, Atlanta, ja beinahe die ganze Ostküste liegt in der Nähe dieser beinahe unendlichen bewaldeten Berge. Mehr als nur ein sehr schöner Mischwald bieten die uns aber nicht. Lange Tageswanderungen werden bald einmal langweilig, wir sehen den Wald vor lauter Bäumen kaum mehr. Dafür aber wieder einmal einen Schwarzbären

    Smoky Mountains NP     Smoky Mountains NP

    Gut Glück, lernen wir den „ Director of Product Planning and Special Events“ von Dollywood und seine Frau auf einem Camping kennen. Dollywood ist ein grosser Vergnügungspark ganz in der Nähe mit Shows und Achterbahnen der Country Sängerin und Busenwunder Dolly Parton. VIP-mässig werden wir schon wieder eingeladen und verbringen einen tollen Tag in diesem Park. Dave and Tonja, thanks a lot!

    Frisches Brot    

    Wir fahren kaum und stehen mitten im Wald. Da die Sonne, die nun endlich wieder so richtig scheint, die Solarpanels nicht erreichen kann, sind unsere Batterien bald einmal leer. Es gibt da noch im Süden von Georgia eine Stadt, die als eine der schönsten in diesem Land gepriesen wird. Savannah an der Atlantikküste wurde durch den Film Forrest Gump berühmt. Schon 2 Tage später streifen wir durch die wirklich hübschen Strassen und Parks. Nur die Bank, auf der Forrest Gump gesessen hat und seine Geschichte erzählt, ist nicht da. Sie muss wegen zu grosser Abnützung neu gestrichen werden. Beim Visitor Center darf man für 7 $ übernachten. Gute Idee, da kein Camping in der Nähe ist. Erschöpft kommen wir am Abend nach langer Stadtbesichtigung zurück zum Hiddy und wollen nur noch Ruhe und schlafen. Denkste! Hidalgo ist auf dem Parkplatz umzingelt von dutzenden Reisebussen, und alle Motoren laufen auf Volldampf um die Aircon laufen zu lassen. Klar doch, wann immer die Touristen auch zurückkommen, wollen doch alle in einen auf eiskalt gekühlten Bus einsteigen. Schliesslich herrschen hier schon jetzt Temps weit über 30°. Wir fahren spät am Abend raus auf eine vorgelagerte Insel und finden hinter einer Baptisten Kirche eine ruhige Nacht. Ohne Aircondition!

    Savannah  Savannah  Hier war Forrest Gump zu Gast

    Ja und so geht es weiter. Auf dem Rückweg Richtung Atlanta, wo wir einen tollen Stellplatz für unseren Camper während unserer Auszeit gefunden haben, übernachten wir im National Forest Sinnclair Camp. Neben uns 3 grosse Zelte mit einer Gruppe eigentlich sehr netter, aber sehr lauter Blacks. Beim gemeinsamen Abendessen erzählen sie uns, dass sie hierhergekommen sind, um ein Wochenende ohne Kinder zu verbringen und sich wieder einmal so richtig volllaufen zu lassen. Also von Ruhe keine Spur und so müssen wir uns für die Nacht tief im Busch verstecken. Wir hören sie trotzdem bis drei Uhr in der Früh.

    Laute Nachbarn     Okonee National Forest

    In wenigen Tagen geht es nun los nach Costa Rica, wir freuen uns riesig.

    Vollmond     Unser Arbeitsplatz :-)

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    Posted by franziska @ 18:58

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