• 29. Juli. 2016 /  Australien, NISSA

    Die grosse Tour de Wasserloch

    Beinahe Servelats

    Seit wir an der Ostküste losgefahren sind und das sind jetzt schon so um die 7000 km hat sich die Szenerie nicht wirklich geändert. Gerade Strassen oder staubige Wellblechpisten, links und rechts gesäumt von Gebüschen. Auch hier an der Westküste sieht alles gleich aus. Wären dazwischen nicht einige wirkliche Highlights, müssten wir sagen, Australien ist für uns stinklangweilig.

    Rainbow Beeeater    Dingo

    Bevor wir nach Kathrine den berühmten Kakadu Nationalpark erreichen, verbringen wir einige gemütliche Tage bei den Edith Falls mit den verschiedenen Wandermöglichkeiten zu den Glasklaren Pools.

    Auf den Strassen ist plötzlich ziemlich viel los. Hier im Nordwesten mit seinen diversen NPs und dem heissen, trockenen Klima treffen sich die Camper aus aller Welt. Nicht nur die Touris wie wir aus Europa und sonst woher, sondern auch die Stralier. Alle die es sich irgendwie leisten können, sei es mit der Zeit oder dem Geld (von dem braucht man hier einiges) kommen vom kalten, nassen Süden hier herauf, um den Winter zu verbringen. Von 100 uns entgegenkommenden Autos ist vielleicht Eines ein Nichtcamper. Aufgemotzte 4×4 mit Dachzelt, oder Wohnwagen, oder Anhänger mit Zelt oder Caravan mit Boot und Motorrad, oder, oder, oder. Ist man nicht schon vor 9 Uhr auf einem der in den Parks obligatorischen Campingplätze, hat man keine Chance auf einen freien Platz. Doch da „müssen wir jetzt halt durch“!

    Steht man dann einmal auf einem dieser staubigen und heissen Campingplätze, kann man sich Zeit lassen, so viel man will, um eben diese Highlights, weswegen man das ganze Darumherum in Kauf nimmt zu geniessen. Es sind die Wasserlöcher, oder hier genannt die Gorges. Flüsse die über die Hochplateaus in Millionen Jahren wundervolle Schluchten mit Wasserfällen, Grotten und kleinen Seen gegraben haben. Viele von ihnen trocknen auch in der Trockenzeit nicht aus. Was gibt es Schöneres, als bei weit über 30°, zugepappt mit rotem Staub, in kaltem Trinkwasser zu baden. Zählen wir alle Gorges zusammen, die wir gesehen und bebadet haben, kommt man leicht auf, äää, es sind Dutzende, jede auf ihre Art wunderschön.

    Edith Falls    Longhole Edith Falls

    Für einmal geben wir hier ein paar Tage aus Franziskas Tagebuch preis:

    25.6. Gleich beim ersten Bushcamp im Kakadu NP bleiben wir. Es ist drückend heiss und wir bleiben lange allein. Im Creek hat’s zwar Wasser, aber auch eine Krokodilwarnung. Deshalb gibt es eine Dusche aus dem Kübel.

    Abkühlung    Wallaby

    26.6. Wir fahren dirt road zu den Gunlom Falls. Eine 100m Wand mit im Moment nur wenig Wasserfall. Unten ein richtiger See mit Sandstrand. Nach ca. 20 Min. Aufstieg sind wir auf dem Plateau mit mehreren spektakulären Badebecken. Wir verweilen länger, essen unsere Zmorgesandwich und wandern dem Creek entlang. Weiter hinten, ohne (andere) Touris gibt’s ein füdliblutes Bädli. Wieder unten geniessen wir Kaffee und Schatten und baden auch noch im See. Um nicht auf dem sehr geschäftigen dazugehörenden Campingplatz übernachten zu müssen, fahren wir zurück und nächtigen verbotenerweise auf einem gut versteckten Gravelpit (Kiesplatz).

    27.6. Bei den Yellow Waters ist der Birdwalk leider geschlossen und eine teure Bootsfahrt durch den Sumpf wollen wir uns nicht leisten. Im Warradian Center schauen wir uns aber die Ausstellung über das Leben der Aborigines (traditional land owners) an. Wenn man viel lesen mag, ist sie sehr informativ. Danach holpern wir zum Nourlangiefelsen. Hier hat es auf einem Rundwanderweg gut zu sehen viele Felsmalereien. Etwas skurrile, sehr dünne Menschen, Kängurus, Jagdwaffen und vieles mehr in den Farben rot, gelb und weiss. Viele Zeichnungen sind stark verwittert. Wenige Kilometer weiter hat es einen hübschen Bilabong (kleiner See) mit vielen Enten und einigen Magpie Gänsen. Danach erklettern wir den Lookout und bleiben die Ruhe geniessend bis zum Sonnenuntergang. Die Aussicht über das weite Steppenland bis zum Arnhem Plateau ist beeindruckend. Leider auch die Moskitoplage auf dem kleinen Campingplatz. Trotz Mückenspray und vielen Kleidern bei über 30° werden wir überall gestochen und verziehen uns bald unter das Moskitonetz ins Auto. Biseln in der Nacht draussen? Unmöglich!!

    Echt oder ?    Nourlangie

    26.6. Frühmorgens stürzt sich Felix in die Moskitoverseuchte Führerkabine und fährt mit offenem Fenster bis zum Boweli Visitorcenter. Erst hier gibt’s Morgentoilette und Kaffee. Danach haben wir einfach genug vom Kakadu NP. Wir beschliessen, den Ubirr Rock ganz im Norden sich selbst zu überlassen und nur noch zu den Mamukalo Wetlands zu fahren. Auf dem Bird Lookout sehen wir ein paar Magpie Gänse aber der Rundwanderweg führt in der Trockenzeit zu weit weg vom See. Es ist trotz frühem Morgen einfach nur heiss! Wir ziehen‘s durch direkt nach Darwin.

    Nach dem Besuch des schönen und informativen Art Galleie Museeum und einem kleinen Stadtrundgang, fragen wir vor einem Rösserclub mit vielen Campingfahrzeugen auf dem Platz, ob wir hier auch stehen dürfen. Der Mensch stellt sich als autorisiert heraus und gibt bereitwillig sein ok. Wir sind happy, putzen und waschen vieles und beginnen uns zu erholen bis das richtige Managerpaar völlig ausgeflippt und wütend herumschreiend mit der Polizei droht. Wir fucking people sollen uns sofort vom Acker machen. Wir versuchen freundlich bleibend alles zu erklären. Es nützt nichts, die nasse Wäsche wird eingepackt und uns bleibt keine Wahl, wir müssen im Dunkeln in einen üblen, überteuerten, hellbeleuchteten und engen Campingresort. Wild campen ist in de ganzen Gegend um Darwin strikte verboten. Nach bald 7 Jahren unterwegs, werden wir hier zum 1. Mal verjagt. Toll!!

    Es folgen Berry Spings, und der Litchfield NP. Hier ist das Besondere die von Nord nach Süd ausgerichteten Hügel der Kompasstermiten. So haben diese Hügel von der Sonne die kleinste Angriffsfläche. Dazu sehen wir zum 1. Mal hunderte Flying Foxes (übergrosse Fledermäuse) und die riesige goldene Orb-Spinne. Natürlich auch hier wieder zig verschiedene Pools und Wasserfälle.

    Kompass Termiten Kompass Temiten von der Seite Flying Foxes

    Weiter unterwegs auf dem Victoria Hwy. Die Landschaft ist für einmal abwechslungsreich. Schöne, rote Felsen und die ersten Baobab Bäume. Dicke, knorrige Riesen, wie wenn Gott, da sie ihm nicht gefielen die Bäume ausgerissen und mit den Wurzeln nach oben wieder eingesetzt hätte.

    Auf dem Zebra Rock Campground faszinieren uns die wunderschön gemusterten Steine und verlocken uns mit Blick auf dem Boden herumzuspazieren und die gefundenen Stücke stundenlang zu schleifen.

    Baobab    Zebra Rock Mine

    An der Grenze zu Westaustralien müssen wir wieder einmal einem Checkpoint standhalten. Die wollen hier keine Fruchtfliegen haben. Das Feuerholz haben wir die Nacht vorher verbrannt, Gemüse und Früchte aufgegessen, den Honig verschenkt und die teuren Mandeln versteckt. Die Lady nimmt’s nicht allzu genau und so sind wir bald durch, um in Kununurra, nach einem Abstecher via Parrys Creek Road nach Wyndham zum Five River Lookout unser Abenteuer Gibb River Road mit einem Lebensmittel Grosseinkauf, einem Erwerb des NP-Passes für Westaustralien und randvollen Dieseltanks zu beginnen. (Was für ein langer Satz)

    Die Gibb River Road durch die Kimberleys ist für Outback Fans Australiens ein Muss und bedeutet 650 km staubige, rotsandige Wellblechpiste vom Übelsten! Dazwischen, fast immer nur durch mehrere Kilometer Stichpiste und manchmal auch durch Tiefsand erreichbar, wunderschöne Schluchten und tolle Wanderungen. Wir beginnen mit der Emma Gorge, danach die El Questro Gorge, gefolgt von der Barnett River Gorge. Unser Nissan muss viel aushalten, Felix‘ Nerven auch!

    El Questro Gorge    Gibb River Road

    Wären diese Wasserstellen zwischendurch nicht, müssten wir uns schon fragen, was zum Teufel machen wie hier bloss??? Wir hören von verschiedenen Stellen, dass diese Piste bewusst nicht unterhalten wird. 1. Um die Wohnwagen abzuhalten sich auf diese Piste zu wagen. (Sie wagen sich trotzdem und stehen oft mit Pannen oder zerplatzten Reifen im Tiefsand. Die Schweizer helfen.) 2. Um das Offroad Abenteuer zu verstärken. (Wellblech hat für uns mit Offroad überhaupt nichts zu tun. Es ist bloss eine Schüttelfahrt, die Mann und Maschine zerstören kann. 3. Haben die Aussis für solche Arbeiten gar kein Geld und nach dem Ausebnen ist die Piste in ein paar Wochen eh wieder wie gehabt. (Recht haben sie, warum überhaupt irgendetwas unterhalten.)

    Wellblech    Kimberley Rose

    Offensichtlich hat Felix wieder einmal zu viel geflucht, die Strafe folgt zugleich. Es beginnt zu regnen. Schon wenige Minuten später sehen wir von der weissen Farbe des Wagens nichts mehr. Alles ist zugepappt und wir kämpfen uns mit Allrad durch den knöcheltiefen Matsch zum nächsten überfüllten Camping nun im King Leopold Range Conservation Park. Nächster Tag, die Sonne scheint wieder, wir erwandern die Bell Gorge und die macht alles wieder wett. Einfach nur schön, ganz alleine früh am Morgen diese Wasserfälle zu bestaunen.

    Auch die Windjana Gorge mit den Krokodilen und den vielen Kakadus und der Tunnel Creek NP, eine 700m lange Höhle, sind die Abstecher wert.

    Zugedreckt Unser Rgendach Ups, ups

    Irgendwann haben wir die Gibb River Road hinter uns, es muss entschieden werden ob wir die 500 km auf dem Great Northen Highway zurück zu den Bungle Bungle fahren oder nicht. Wir hören von Anderen, dass die Piste dort oben in einem noch schlimmeren Zustand ist als die Gibb und hin und zurück 180 km lang ist. Wir lassen es bleiben und machen uns auf den Weg nach Broome. Hübsche kleine Stadt am indischen Ozean. Wir brauchen eine Pause vom fahren, kaufen grosszügig ein und verziehen uns ca. 60 km weiter nach Norden der Küste folgend an die Beach wo wir 10 Tage bleiben.

    Windjana Gorge    Tunnel Creek

    So macht das Leben unter dem freien Sternenhimmel Spass. Strandwanderungen, Baden, Fischen, Wale gucken, Kröten streicheln, Lagerfeuer und Ruhe.

    Strandleben Abendessen Buckelwal

    5 River Lookout Wyndham In 3 Tagen feiern wir ein Jubiläum!!! Am 1. August sind wir genau seit 7 Jahren auf unserer grossen Reise.

    Schildi die Kröte    The Beach

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